Konservativ und modern
Kunst um 1900

Die Sammlung der Berlinischen Galerie setzt mit Werken aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Diese Epoche war durch große Umwälzungen gekennzeichnet. Mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurde die preußische Handels- und Residenzstadt Berlin Reichshauptstadt. Hier entstand mit fortschreitender Modernisierung das größte industrielle Ballungszentrum des Reichs. Viele Menschen zogen vom Land in die Stadt. So verschärften sich die sozialen Gegensätze. Frauen forderten vehement ihre Rechte und drangen in vormalige Männerdomänen ein.

Künstler*innen dieser Zeit reagierten ganz unterschiedlich auf die neuen Verhältnisse. Kaiserlicher Hof, Adel und konservatives Großbürgertum förderten überwiegend eine traditionelle Kunst, die an klassischen Gattungen wie Historienbild, Porträt und Akt festhielt. Oft dienten die Werke dazu, die Auftraggeber*innen zu würdigen und zu idealisieren. Auf diese Strömung reagierten die modernen Künstler*innen mit neuen Ideen. Sie interessierten sich zunehmend für das ländliche Leben des Berliner Umlands, griffen soziale Missstände der Großstadt auf oder stellten grundsätzliche Fragen zu Inhalten und Aufgaben der Kunst.