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Kunsthandlung Johannes Hinrichsen
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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HINRICHSEN
KUNSTHANDLUNG JOHANNES HINRICHSEN
GALERIE HINRICHSEN
J. HINRICHSEN
J. HINRICHSEN/P. LINDPAINTNER

Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Bellevuestrasse 3 (1927-1941); Bellevuestrasse 5 (1941); ALTAUSSEE, Ostmark/Gau Oberdonau (Steiermark), Fischerndorf 48
Inhaber: Johannes Heinrich Hinrichsen (1927); Johannes Heinrich Hinrichsen, Paul Lindpaintner (1927-1930); Johannes Heinrich Hinrichsen (ab 1930)
Bestand: 1927-(1945)
Charakteristik: Kunsthandlung
„J. Hinrichsen/P. Lindpaintner. Antiquitäten, Gemälde, Plastik. Berlin W 9, Bellevuestrasse 3“ (Anzeige in: Der Cicerone. 1. Januarheft 1929, Anzeigenseite 6), „Galerie Hinrichsen. Berlin W. 9, Bellevuestr. 3 im Künstlerhaus“ (Stempel in einem Auktionskatalog von 1931, Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien)

Ausstellungen:
1927: Bruno Krauskopf, Josef Thorak, Romantiker, alte Meister, Impressionisten (dabei u. a. Lovis Corinth, Max Liebermann, Adolph von Menzel, Max Slevogt, Charles Schuch, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Heinrich Zügel); „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“ (dabei u. a. Lou Albert-Lasard, Paula Becker-Modersohn, Charlotte Berend-Corinth, Franziska Bruck, Meta Cohn-Hendel, Emma Cotta, Grete Csaki-Copony, Elli Heimann, Dora Hitz, Käthe Kollwitz, Lis [Lily] Hildebrandt, Gabriele Münter, Emy Roeder, Renée Sintenis, Milly Steger, Nell Walden, Augusta von Zitzewitz); Albert Birkle; Laurent Friedrich Keller; Erich Waske

Bemerkung:
Das 1898 nach Plänen von Karl Hoffacker für den „Verein der Berliner Künstler“ erbaute „Künstlerhaus“ in der Bellevuestrasse 3 beherbergte neben den Ausstellungssälen auch Räume, die von Kunsthändlern genutzt wurden. Beispiele vor 1918 sind die Kunsthandlung von Mathilde -> RABL und nach 1933 Paul -> GRAUPE. Januar bis März 1927 veranstaltete die Münchner Galerie -> THANNHAUSER ihre ersten beiden Sonderausstellungen im Künstlerhaus, ehe sie im Juni 1927 die eigenen Geschäftsräume in dem schräg gegenüberliegenden Haus in der Bellevuestrasse 13 eröffnete.
Kurz darauf trat die „neuentstandene Kunsthandlung Johannes Hinrichsen“ (Der Cicerone. H. 12 v. Juni 1927, S. 389) mit einer Ausstellung des Malers Bruno Krauskopf und des Bildhauers Josef Thorak sowie dem Galerieangebot zwischen alten Meistern, Romantikern und
Impressionisten zwischen Adolph Menzel, Heinrich Zügel, Wilhelm Trübner bis Lovis Corinth, Max Liebermann und Max Slevogt vor die Öffentlichkeit.
Die Ausstellungen mit zeitgenössischen Künstlern wurde mit der Themenausstellung „Die schaffende Frau in der bildenden Kunst“ fortgesetzt, es folgten Einzelpräsentationen des Malers Albert Birkle, des Bildhauers Laurent Keller sowie des Malers und Graphikers Erich Waske.
Mit dem Jahreswechsel 1927/28 trat Paul Lindpaintner als Partner ein, in der Folge firmierte die Galerie unter „J. Hinrichsen/P. Lindpaintner“, konzentrierte sich vorwiegend auf den Handel mit alter Kunst und veranstaltete beispielsweise die Ausstellungen „Gotische Bildteppiche, Gotische Plastiken, Gotische Tafelbilder“, bei der die berühmten Wandteppiche des Klosters Wienhausen aus dem 14. und 15. Jahrhundert als Leihgaben gezeigt wurden (Rosa Schapire: Die gestickten Wandteppiche aus Wienhausen.- in: Der Kreis. H. 2 v. Februar 1928, S. 101-193) und im Herbst 1928 „Kostbare Seidenstoffe aus drei Jahrhunderten“ (Die Kunstauktion. Nr. 40 v. 30. 9. 1928, S. 7).
Der in Schleswig geborene Johannes Heinrich Hinrichsen (1884-1971) war an verschiedenen Akademien ausgebildeter Bildhauer, unter welcher Berufsbezeichnung er im Berliner Adressbuch bis Mitte der Zwanzigerjahre eingetragen war. Von seinen Werken sind die Bauplastiken an dem 1910/11 erbauten „Weinhaus Huth“ (Reichsstrasse 108) und der 1911-1913 erbauten „Leibniz-Oberrealschule“ (Schillerstrasse 125-127) überliefert.
Um 1925 übernahm Hinrichsen die Leitung der „Kunstausstellung im Künstlerhaus“, der Verkaufsausstellung des „Verein der Berliner Künstler“ (Handbuch des Kunstmarktes 1926, S. 344), ehe er sich unter eigenem Namen als Kunsthändler ebenda im Frühjahr 1927 etablierte.
Etwa 1928-1930 war sein Partner der 1883 geborene Paul Lindpaintner, der seinen Kunsthandel 1930 nach Luzern verlegte (Ester Tisa Francini 2001; Roswitha Juffinger 2007).
Über Aktivitäten (und damit das Angebot) der Galerie informieren Ausstellungsbeteiligungen ausserhalb der Galerie: So trat die Kunsthandlung 1929 als Leihgeber mit Werken von Karl Hagemeister, Ernst Henseler und Franz Martin Lünstroth auf (Hundert Jahre, 1929, Nr. 449, 521, 939), 1930 beteiligte sie sich an der Ausstellung „Meisterwerke älterer Kunst aus dem deutschen Kunsthandel“ im Kölnischen Kunstverein (Meisterwerke, 1930). Weiters sind Verkäufe an die Kunstsammlung von Hermann Göring bekannt (Günther Haase 1991; Ilse von Zur Mühlen 2004).
Während des Krieges übersiedelte Hinrichsen mit seinem Kunsthandel und seinen Sammlungen in die Ostmark (Österreich) nach Altaussee (Gau Oberdonau, heute Steiermark), wo er bereits seit 1931 einen Wohnsitz hatte, seinen Kunsthandel weiterbetrieb und beispielsweise Verkäufe an Friedrich -> WELZ, Salzburg (Fritz Koller 2000; Roswitha Juffinger 2007) und Wolfgang -> GURLITT (Walter Schuster 1999) tätigte. Im April 1945 wurde das Berliner Geschäft (seit 1941 in der Bellevuestrasse 5) durch Bomben zerstört.
Heinrich Hinrichsen, seit 1946 österreichischer Staatsbürger, starb 1971 in Altaussee. Seine Bibliothek, dabei eine umfangreiche Sammlung von Auktionskatalogen, wurde an die Wiener Buchhandlung Reichmann verkauft. (Das „Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien“ erwarb aus diesem Angebot zahlreiche annotierte Versteigerungskataloge.)

Nachweise:
Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1930

Hundert Jahre Berliner Kunst im Schaffen des Vereins Berliner Künstler 1929
Meisterwerke älterer Kunst aus dem deutschen Kunsthandel.- Ausstellung im Kölnischen Kunstverein 1930
Heinrich Hinrichsen 80 Jahre alt.- in: Die Weltkunst. Nr. 5 v. 1. 3. 1964, S. 138
Günther Haase: Kunstraub und Kunstschutz. Eine Dokumentation.- Hildesheim 1991
Walter Schuster: Die „Sammlung Gurlitt“ der Neuen Galerie der Stadt Linz.- Linz 1999
Fritz Koller: Das Inventarbuch der Landesgalerie Salzburg 1942-1944.- Salzburg 2000
Ester Tisa Francini, Anja Heuss, Georg Kreis: Fluchtgut-Raubgut. Der Transfer von Kulturgütern in und über die Schweiz 1933-1945 und die Frage der Restitution.- Zürich 2001
Ilse von Zur Mühlen: Die Kunstsammlung Hermann Görings.- München 2004
Roswitha Juffinger, Gerhard Plasser: Salzburger Landessammlungen 1939-1955.- Salzburg 2007
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