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Kunsthandlung Max Sinz
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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SINZ, MAX
MAX SINZ
TH. LICHTENBERG NACHFOLGER MAX SINZ
MAX SINZ. KUNSTHANDLUNG UND GEMÄLDEAUSSTELLUNG
KUNSTHANDLUNG MAX SINZ

Adresse: DRESDEN, Freistaat Sachsen (Freistaat Sachsen), Prager Strasse Ecke Mosczinsykstrasse 1 (1896-1917); Prager Strasse 38 (ab 1917)
Inhaber: Max Sinz (1896-1934); Max Sinz, Dr. Max Sinz, Heinrich Sinz (ab 1. 11. 1934)
Bestand: 1893-1945
Charakteristik: Kunsthandlung, Gemäldeausstellung
„Gemälde erster Meister Max Sinz Ankauf Verkauf Dresden/Pragerstr. 38“ (Anzeige in: Die Kunst. H. 9 v. Juni 1922, Anzeigenseite XVI)

Ausstellungen:
1917: Eröffnungsausstellung Prager Strasse 38 (dabei u. a. Fritz Beckert, Eugen Bracht, Anton Cilio-Jensen, Ferdinand Dorsch, Gotthardt Kuehl, Robert Sterl, Fritz Stotz, Hans Unger); Max Uth (Nachlass); „Ortsverband Dresdner Künstlerinnen“ (dabei u. a. Doris Am Ende, Fides Karny, Etha Richter, Bertha Schrader, Johanna Zschille von Beschwitz)
1918: Richard von Hagn; Max Frey
1922: Einzelwerke von Hermann Gradl, Karl Caspar, Fritz Meisel, Hans Olde, Adolf Schinnerer; Neue Werke von Friedich Kaltwasser, Herbert Lehmann, Ludwig Muhrmann, Georg Oehme, Hans Oehme, Rudolf Otto, Oskar Rothkirch, Wilhelm Überbrück, Graphik von Carl Strauss (Zürich); Einzelwerke von Wilhelm Busch, Ferdinand Dorsch, Otto Fedder, Rudolf Hellgrewe, Friedrich Kaltwasser, Siegfried Mackowsky, Ludwig Muhrmann, Oskar Rothkirch, Paul Schier, Graphik von Wolfgang Breuer und Emil Orlik; Weinachtsausstellung mit Werken von Gertrud Beschorner, Edward Cucuel, Max Gaisser, Kurt Gasch, Hans Meid, Georg Oehme, Kurt Striegler, Albin Tippmann, Karl Wehlte
1923: Günther Blechschmidt (Aquarelle und Gemälde); „Zwickauer Künstlerbund“ (Radierungen, Holzschnitte, Aquarelle); „Künstlervereinigung Dresden“ und „Dresdner Kunstgenossenschaft“; Károly Harmos (Aquarelle und Zeichnungen); Etha Richter (Plastiken und Handzeichnungen)
1924: Georg Gelbke (Motive aus Dalmatien)
1926: Max Frey; Fritz Scherer (München); Braunschweiger Künstler (Fritz Döhler, Herbert Knorr, Willi Oppermann)

Verlag:
Paul Kühn: Max Klinger als Plastiker. (Die Plastik. 2.)
Paul Schumann: Max Klinger. Christus im Olymp. [1899]
Rudolf Veit: Farbige Original-Radierungen. Original-etchings in colours. [um 1930] (20 Radierungen in Postkartengrösse)
Rudolf Veit: Zahlreiche Farbradierungen mit Städteansichten (z. B. Nürnberg, Passau, München, Prag, Dresden)

Bemerkung:
Theodor Lichtenberg gründete seine Kunsthandlung 1843 in Breslau und eröffnete am 1. Januar 1893 eine Filiale in Dresden. Am 1. Juli 1896 übernahm Max Sinz die Kunsthandlung und firmierte unter „Th. Lichtenberg Nachfolger Max Sinz“ an der Adresse Prager Strasse Ecke Mosczinsykstrasse 1.
Die Kunsthandlung von Max Sinz verstand sich als „Gemäldeausstellung“ mit dem üblichen zusätzlichen Angebot an Graphik, Plastik, Kunstgewerbe, Postkarten, Photographien. Einzel-Ausstellungen von Künstlern oder Themenausstellungen sind keine bekannt. 1912 verwertete Sinz nach der Ausstellung im Sächsischen Kunstverein den Nachlaß des Dresdner Akademieprofessors Heinrich Hofmann (Der Kunstmarkt. Nr. 17 v. 26. 1. 1912, S. 157), 1915 stellte der kurz zuvor gegründete „Dresdner Künstlerbund“ erstmals bei Sinz aus.
Im September 1917 erfolgte der Umzug auf die gegenüberliegende Prager Strasse 38, verbunden mit einer bedeutenden Vergrösserung der Räume, die aus zwei Oberlichtsälen, mehreren Seitenlichträumen und einem Graphisches Kabinett bestanden. Gleichzeitig wurde die Firma in „Kunsthandlung Max Sinz“ umbenannt. „Im Herbst [1917] eröffnete die Kunsthandlung Max Sinz im Anschluß an ihre neuen Geschäftsräume, Prager Straße 38, eine Abteilung für ständige Kunstausstellungen und vermehrt damit die Ausstellungsmöglichkeiten in Dresden.“ (Richard Stiller 1918, S. 97)
„Die privaten Kunstsäle unserer Stadt (Galerie Ernst Arnold und Hermann [!] Richter) sind um einen neuen (Max Sinz) bereichert worden. Es handelt sich dabei nicht um eine Neugründung […], sondern um eine Neugestaltung und Erweiterung. Die Eröffnung dieser neuen, sehr umfangreichen, vortrefflich beleuchteten und künstlerisch vornehm ausgestatteten Räume ist im September erfolgt […]. Auch ein eigenes graphisches Kabinett hat die Firma in ihrem neuen Geschäftshause eingerichtet.“ (W. D. [Willy Doenges]: Dresden.- in: Der Cicerone. H. 23/24 v. Dezember 1917, S, 411).
In den Eröffnungsberichten wird auch die kunstgewerbliche Abteilung erwähnt mit Schmuck von Johannes Eckert, Kirchengeräten von Karl Groß, Glasmalereien von Josef Goller, Stickereien von Emmy Hottenroth, Sophie Rade und Armgard Angermann, Keramik von Kurt Feuerriegel und Arbeiten des soeben gegründeten „Wirtschaftsverband Sächsischer Handwerker“ (Die Kunst. H. 3 v. Dezember 1917, Anzeigenseite IX; Der Cicerone. H. 23/24 v. Dezember 1917, S, 411)
Die gelegentlichen Berichte in den Kunstzeitschriften sprechen meist von Ausstellungen des jeweils aktuellen Kunsthandelsangebots, einige wenige Personalausstellungen waren beispielsweise den Künstlern Günther Blechschmidt, Max Frey, Georg Gelbke, Károly Harmos, Etha Richter und Fritz Scherer gewidmet. Gelegentlich wurden auch Künstlervereinigungen zu Kollektivausstellungen eingeladen wie der „Dresdner Künstlerbund“, die „Dresdner Kunstgenossenschaft“, die „Künstlervereinigung Dresden“, der „Ortsverband Dresdner Künstlerinnen“ und der „Zwickauer Künstlerbund“.
Die Dresdner Künstlerin Lea Grundig erinnerte sich an die glanzvollste Strasse Dresdens: „Die Prager Straße war einmal […] Dresdens schönste und vornehmste Geschäftsstraße. Dort drängten sich Hotel an Hotel, Café an Café, und herrliche Schaufenster verlockten zum Anschauen. Das Feinste, Vornehmste und Teuerste, das Schönste und Aparteste bot die Prager Straße. Da waren Modeateliers und die Hellerauer Werkstätten, die Kunsthandlung Emil Richter, die erlesene Kunst zeigte, und daneben die Kunsthandlung Sinz mit protzigem und teurem Kunsthandwerk.“ (Lea Grundig 1958, S. 125)
Diese Einschätzung der Künstlerin dürfte auch der Autor eines Aufsatzes über „Kunsthandel in Dresden. Eine Tradition der Moderne“ geteilt haben, denn Sinz kommt darin nur kurz als Kunsthandlung „für die konservativeren Bestrebungen“ vor, die der Dresdner Retrospektive huldigte. (Erhard Frommhold 1997, S. 67), und eine Art Selbstcharakteristik der Kunsthandlung scheint das zu bestätigen: „Die Kunsthandlung Max Sinz widmet sich vornehmlich solcher moderner Kunst, die nicht viel mit Problematik beschwert noch im Mittelpunkt des Streites der Meinungen und Ansichten steht. Bei Sinz sieht man vornehmlich Kunstwerke, die dem Geschmack des Publikums nicht erst aufgenötigt werden brauchen. Hier soll keine Erziehungsarbeit geleistet werden, sondern dem Publikum sollen gute, schöne und ausgeglichene Kunstwerke gezeigt werden, die sicherlich als Wandschmuck befriedigen und Freude bereiten […]. (Dresdner Kunstbuch 1927, Anzeigenseite)
Ob sich diese „Selbstanzeige“ der Kunsthandlung gegen die Galerien  ARNOLD oder  RICHTER und deren „viel mit Problematik“ beschwerten modernen Kunstausstellungen richtete, kann nur vermutet werden. Andererseits schien auch der Besuch der Kunsthandlung Sinz mit seinen den breiten Publikumsgeschmack treffenden Werken zu wünschen übrig gelassen haben, wie der Schlusssatz des Artikels vermuten lässt: „Es wäre zu wünschen, daß die Kunstfreunde auch fleißiger die mitunter sehr interessanten Sonderausstellungen in den schönen und behaglichen Ausstellungsräumen der Kunsthandlung besuchten.“ (Dresdner Kunstbuch 1927, Anzeigenseite)
Max Sinz trat auch als Gelegenheitsverleger hervor, mit zwei kleinen Publikationen über Max Klinger und mit zahlreichen Postkartenserien (vor allem Portraits). Um 1930 erschienen zahlreiche Städte-Ansichten (Farbradierungen) des in Dresden lebenden deutschböhmischen Künstlers Rudolf Veit (1892-1979), die mit einem runden Blindstempel (in der Mitte das Monogramm „MS“ und der Umschrift „Max Sinz Dresden“) versehen waren. Um 1930 erschien auch eine in Postkartengrösse aufgelegte Mappe mit 20 Radierungen desselben Künstlers.
Am 1. November 1934 wurde die Firma in eine OHG (Offene Handels-Gesellschaft) umgewandelt, die Inhaber waren Max Sinz, Dr. Max Sinz und Heinrich Sinz. Die weitere Geschichte der Kunsthandlung ist hier nicht dokumentiert. 1945 wurde die Kunsthandlung beim Bombenangriff auf Dresden zerstört.

Nachweise:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Müller, Adressbuch des Deutschen Buchhandels und verwandter Berufszweige; Seelig 1903; Jahrbuch der bildenden Kunst 1904; Dressler 1923; Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930; Dressler 1930

Richard Stiller: Die Dresdener Kunst in den Kriegsjahren.- in: Dresdner Kalender 1919. Dresden [1918], S. 87-100
Dresdner Kunstbuch 1927. Jahrbuch zur Förderung der Kunstpflege. (Hrsg. v. Alexander Bertelsson und Wolfgang Jess).- Dresden [1928]
Lea Grundig: Gesichte und Geschichte.- Berlin 1958
Erhard Frommhold: Kunsthandel in Dresden. Eine Tradition der Moderne.- in: Dresdner Hefte. H. 1, 1997, S. 61-68
Lektoriert Pucks