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Hollstein & Puppel
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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HOLLSTEIN & PUPPEL
REINHOLD PUPPEL, VORM. HOLLSTEIN & PUPPEL

Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Meinekestrasse 19 (1913-1929); Kurfürstendamm 220 (1929-1934); Fasanenstrasse 65 (1934-1944); QUEDLINBURG, Preussen/Provinz Sachsen (Sachsen-Anhalt), Steinweg 18 (ab 1944)
Inhaber: Heinrich Hollstein, Reinhold Puppel (1913-1937); Reinhold Puppel (1937-1944)
Bestand: 1913-1944
Charakteristik: Buchhandlung, Kunsthandlung, Kunstantiquariat, Auktionen
„Hollstein & Puppel. Buchhandlung und Antiquariat. Berlin-Charlottenburg. Meinekestr. 19. An- und Verkauf alter und moderner Graphik und Oelgemälde. Kunstauktionen“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 21 v. 21. 2. 1913, S. 190; Nr. 22 v. 28. 2. 1913, S. 198; Kunstchronik und Kunstmarkt. Nr. 33 v. 16. 5. 1913, S. 286); „Hollstein & Puppel. Kunsthandlung und Kunstantiquariat. Berlin W. 15, Meinekestr. 19 suchen zu kaufen Gemälde und Zeichnungen von Karl Blechen, C. D. Friedrich, P. O. Runge, J. C. Dahl, R. von Alt, Wasmann, F. Waldmüller, F. von Rayski und anderen Künstlern derselben Zeit. Gute Porträtstiche von Nanteuil, Masson, Drevet, Schmidt u. a. Alles von Chodowiecki und Menzel. Kunstauktionen.“ (Anzeige in: Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 13 v. 1. 7. 1913, Umschlagseite 4; Der Kunstmarkt. Nr. 9 v. 21. 11. 1913, S. 82; Der Kunstmarkt. Nr. 26 v. 20. 3. 1914, S. 227); „Hollstein & Puppel. Kunstantiquariat. Berlin W. 15 Meinekestr. 19. Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte, Handzeichnungen alter und moderner Künstler. Kunstauktionen. Interessenten bitten wir um Angabe des Sammelgebietes“ (Anzeige in: Erste Internationale Graphische Kunst-Ausstellung Leipzig 1914. Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik. Abteilung „Zeitgenössische Graphik“.- Anzeigenseite IX); „Hollstein & Puppel. Kunstantiquariat. Berlin W. 15 Meinekestrasse 19 kaufen gegen Barzahlung Dürer, Rembrandt, Kleinmeister Kupferstiche und Holzschnitte des XV. bis XVIII. Jahrhunderts. Uebernahme zur Versteigerung.“ (Anzeige in: Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 15. v. 1. 8. 1914, Umschlagseite 4); „Hollstein & Puppel. Kunstantiquariat. Berlin W 15, Meinekestraße 19. Erstklassige Kupferstiche und Handzeichnungen alter Meister. Kupferstich-Versteigerungen. Interessenten bitten wir um Angabe ihres Sammelgebiets“ (Anzeige in: Der Cicerone. H. 12 v. Juni 1920, Anzeigenseite); „Hollstein & Puppel. Kupferstiche und Handzeichnungen alter Meister. Berlin W 15 Meinekestraße 19. Telephon Steinplatz 1105“ (Anzeige in: Der Kunstwanderer. 1. Dezemberheft 1920, S. 152; 1. Augustheft 1921, Anzeigenseite); „Hollstein & Puppel. Kunstantiquariat. Berlin W. 15, Meinekestrasse 19. Tel. Steinpl. 1105. Erstklassige Kupferstiche und Handzeichnungen alter Meister. Kupferstichversteigerungen. Interessenten werden um Angabe ihres Sammelgebiets gebeten“ (Anzeige in: Kunst und Künstler. H. 2 v. November 1921, Anzeigenseite 7); „Hollstein & Puppel. Kunstantiquariat. Berlin W 15, Meinekestraße 19. Telephon Steinplatz 1105. Kupferstiche, Radierungen, Schabkunstblätter, Holzschnitte, Handzeichnungen alter Meister des XV. bis XVIII. Jahrhunderts von höchster Qualität. Illustrierte Bücher, Kunsthandbücher. Ankauf ganzer Sammlungen und guter Einzelblätter. Übernahme zur Versteigerung. Interessenten wollen uns Sammelgebiete angeben“ (Anzeige in: Jahrbuch für Kunstsammler. Jg. 2, 1922, Anzeigenseite; ähnlich in: Adolph Donath: Technik des Kunstsammelns.- Berlin 1925, Anzeigenseite); „Erstklassige Kupferstiche alter Meister. Dürer, Rembrandt, Schongauer, Meckenem, Cranach, Hirschvogel, Leyder, Ostade u. a., Kupferstichversteigerungen. Hollstein & Puppel, Kunstantiquariat. Berlin W 15, Kurfürstendamm 220“ (Anzeige in: Internationales Adressbuch des Altkunst- und Antiquitätenhandels.- Weimar 1932. S. 324); „Reinhold Puppel (vorm. Hollstein & Puppel). Kunstantiquariat. Berlin W 15, Fasanenstraße 65, Fernsprecher 911105. Druckgraphik und Zeichnungen alter und neuerer Meister. Kunst-Auktionen“ (Anzeige in: Kunstpreis-Verzeichnis. 1. Band.- Berlin 1941, S. 286; 2. Band.- Berlin 1943, S. 539); „Reinhard Puppel: Kunstantiquariat - vormals Hollstein & Puppel. Berlin W 15. Ausweichadresse: (19) Quedlinburg, Steinweg 18. Berliner Geschäft bleibt geöffnet“ (Anzeige in: Kunst dem Volk. Folge 7 v. Juli 1944, nach S. 30)

Ausstellungen:
1913: Englische und Französische Kupferstiche, Daniel Chodowiecki; Jozef Israëls, Eduard von Steinle, Fritz Werner, Gustav Adolf Deus, Ethel Stewart, Wilhelm Beindorf, Graphik von u. a. Max Klinger, Walter Leistikow, Max Liebermann, Hans Thoma
1914: Gustav Adolf Deus
1929: Englische und Französischen Radierungen (u. a. Muirhead Bone, Raoul Dufy, André Dunoyer de Segonzac, Henri Matisse, Joseph Pennell, Pablo Picasso)

Bemerkung:
„Eine neue Kunsthandlung Hollstein & Puppel, debutiert in der Meinekestraße 19 mit einer
kleinen, aber gewählten Ausstellung von englischen und französischen Kupferstichen des 18. Jahrhunderts, in der namentlich die gute, oft hervorragende Qualität der Blätter auffällt […] Übrigens befinden sich auch moderne graphische Arbeiten im Besitz der Kunsthandlung.“ (Der Cicerone. H. 4 v. Februar 1913, S. 145)
Die am 1. Februar 1913 von Heinrich Hollstein und Reinhold Puppel gegründete Kunsthandlung spezialisierte sich auf Graphik und kündigte für den April 1913 die erste Kunstauktion an (Der Kunstmarkt. Nr. 22 v. 28. 2. 1913, S. 199) die vom 16. bis 19 April 1913 stattfand. Angeboten wurde: „Ausgewählte Sammlungen Englischer, Französischer Kupferstiche des 18. Jahrhunderts. Umfangreiche Werke von Chodowiecki, Della Bella, Dietrich u. Anderen“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 25 v. 21. 3. 1913, S. 223).
Zwischen der Gründung im Jahr 1913 und dem Ausbruch des 1. Weltkrieges veranstaltete Hollstein & Puppel sieben Kunstauktionen. Im November 1913 fanden drei Versteigerungen statt: Seltene Ansichten von „Alt-Berlin“, eine Sammlung japanischer Farbenholzschnitte und als vierte Versteigerung „Radierungen, Lithographien und Handzeichnungen erster deutscher und ausländischer Künstler unserer Zeit. Im Katalog mit mehr als 600 Nummern „kommen nicht nur Werke der seit langem anerkannten Künstler zur Versteigerung, sondern auch Blätter talentierter junger Kräfte, deren viel versprechende Arbeiten seit einiger Zeit das Interesse der Sammler und Ausstellungsbesucher erregen.“ (Der Kunstmarkt. Nr. 7 v. 7. 11. 1913, S. 60-61) Zu den „anerkannten Künstlern“ zählten u. a. Fritz Boehle, Lovis Corinth, Willi Geiger, Wilhelm Greiner, Ferdinand Hodler, Max Klinger, Wilhelm Leibl, Walter Leistikow, Max Liebermann, Hans Meid, Hans Olde, Hans Thoma, Anders Zorn. Zu den jüngeren Künstlern, „die noch eine vielversprechende Zukunft vor sich haben, wenn man ihre Blätter seither auch noch nicht auf Versteigerungen regelmäßig wiederkehren sah“ (Der Kunstmarkt. Nr. 7 v. 7. 11. 1913, S. 61) gehörten beispielsweise Georg Gelbke, Josef Hegenbarth, Emil Nolde, Martin E. Philipp, Friedrich August Weinzheimer und Hans Wildermann.
Mit dieser Auktion endete das Engagement von Hollstein & Puppel für zeitgenössische und moderne Künstler.
Neben immer wieder veranstalteten Ausstellungen aus dem Angebot der Galerie fanden in der Frühzeit gelegentlich auch Präsentationen zeitgenössischer Künstler statt. Beispiele sind Ausstellungen des Kölner Künstlers Gustav Adolf Deus (der im Eröffnungsjahr 1913 auch die Anzeigen der Kunsthandlung kalligraphisch gestaltete) und des Malers und Graphikers Wilhelm Beindorf.
In der Folge beschränkte man sich auf alte Graphik. Sowohl die noch bis 1914 und dann wieder ab 1919 stattfindenden Kunstauktionen wie auch das Angebot des Kunstantiquariats beinhalteten nahezu ausschliesslich Radierungen, Holzschnitte, Lithographien und Schabkunstblätter des 15. - 19. Jahrhunderts.
„Die Firma, die auch ein gut geleitetes Kunstantiquariat führt, beschäftigt sich in der Hauptsache mit alter Graphik und besitzt Bestände von ungefähr 200 000 Blatt unter denen sich eine umfangreiche Sammlung von Bildnissen bekannter Persönlichkeiten befindet.“ (Kurt Mühsam 1923, S. 175) Diese Bestände wurden neben den regelmässig stattfindenden Auktionen ab 1921 auch in zahlreichen Lagerkatalogen angeboten, beispielsweise Lagerkatalog 1, 1921 (4165 Bildnisse), Lagerkatalog 2, 1921 (7161 Bildnisse und Ansichten); Lagerkatalog 4, 1923 (1939 Kupferstiche, Radierungen, Handzeichnungen), Lagerkataloge 6-10, 1924-1926 (Bildnisse A-Z, 19 460 Nummern).
1929 erfolgte der Umzug von Hollstein & Puppel an die Adresse Kurfürstendamm 220.
Anlässlich der Eröffnung der neuen Geschäftsräume wurde eine Ausstellung mit englischen und französischen Radierungen veranstaltet, die auch Werke der Gegenwart beinhalteten, dabei u. a. Muirhead Bone, Raoul Dufy, André Dunoyer de Segonzac, Henri Matisse, Joseph Pennell, Pablo Picasso (Der Kunstwanderer. Dezember 1929, S. 148; Die Kunst. H. 4 v. Januar 1930, Anzeigenseite S. 22). „Erfreulich ist aber vor allem, daß bei Hollstein & Puppel die [zeitgenössische] Graphik wieder eine Pflegestätte finden soll, die seit längerer Zeit in Berlin gefehlt hat.“ ( Berliner Börsen-Courier. 11. 12. 1929)
1934 erfolgte ein neuerlicher Umzug, dieses Mal in die Fasanenstrasse 65, wo die Versteigerungen bis Februar 1941 stattfanden.
Zwischen 1936 und 1938 wurde die Bibliothek und die Graphiksammlung von Heinrich Stinnes (1867-1932) versteigert. Die Sammlungen des Kölner Anwaltes, der die wahrscheinlich grösste Graphiksammlung der Welt besessen hatte, wurden seit 1932 in zahlreichen Auktionen auf dem Markt angeboten: Die erste Auktion fand noch zu Lebzeiten des Sammler, 1932 bei C. G. Boerner in Leipzig statt, zwei Auktionen veranstaltete 1938 die Berner Firma -> GUTEKUNST & KLIPSTEIN und sechs Auktionen fanden bei Hollstein & Puppel zwischen 1936 und 1938 statt. Ende 1936, nach der zweiten Auktion der Sammlung Stinnes (Auktion 55, 10.-11. November 1936) bei Hollstein & Puppel wurde die Firma durch Reinhold Puppel „arisiert“, da sein Partner Heinrich Hollstein als Jude keine Aufnahme in die „Reichskammer der bildenden Künste, Kunsthandel“ fand. Das Kunstantiquariat firmierte seitdem unter „Reinhold Puppel vorm. Hollstein & Puppel“ und es dauerte ein ganzes Jahr, ehe Reinhold Puppel als „Alleininhaber und Versteigerer“ wieder eine Auktion (56, 8.-9. Dezember 1937) veranstalten konnte. Es folgten noch drei Auktionen (57-59, 1938) mit Stinnes-Angeboten.
Die 60. und letzte Versteigerung fand am 27./28. 2. 1941 statt: „Sammlung Beckmann-Bremen (†). Sammlung B…- München“. Der Katalog mit 854 Nummern beinhaltete neben Zeichnungen und Kupferstichen alter Meister mehr als 300 Zeichnungen und Graphik von Lovis Corinth und etwa 30 „Moderne Zeichnungen und Graphik“, unter denen sich auch zwei Arbeiten von Emil Nolde befanden.
Im Sommer 1944 übersiedelte Reinhold Puppel nach Quedlinburg in Sachsen, Steinweg 18 (Anzeige in: Kunst dem Volk. Folge 7 v. Juli 1944, nach S. 30) , wo er sein Kunstantiquariat bis zu seinem Tod im Herbst 1956 betrieb (Bruno Kaiser: Zum Gedenken.- in: Marginalien. H. 2, 1957, S. 15). Über Heinrich Hollsteins Schicksal ist derzeit nichts bekannt.

Nachweise:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Müller, Adressbuch des Deutschen Buchhandels und verwandter Berufszweige; Adressbuch für den Berliner Buchhandel; Pantheon 1914; Pantheon 1926; Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930; Dressler 1930; Adressbuch 1933

Kurt Mühsam: Die Kunstauktion. Licht und Schattenseiten des Versteigerungswesens im Kunst-und Antiquitätenhandel für Käufer und Verkäufer.- Berlin 1923
Verena Tafel: Kunsthandel in Berlin vor 1945.- in: Kunst Konzentriert 1987.- Berlin 1987. S. 195-224; zu Hollstein & Puppel S. 204
Angelika Enderlein: Der Berliner Kunsthandel in der Weimarer Republik und im NS-Staat. Zum Schicksal der Sammlung Graetz.- Berlin 2006
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