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Kunststube G. m. b. H.
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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KUNSTSTUBE
KUNSTSTUBE G. M. B. H.

Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Königin-Augusta-Strasse 22 (1928-1930); Schöneberger Ufer 31 (1930-1932)
Inhaber: Kunststube G. m. b. H.
Mitarbeiter: Ludwig Hermann Schütze und Charlotte Luke (Geschäftsführer der Kunsthandlung), Ursula von Krosigk (Geschäftsführerin der Buchhandlung ab 1930), Hermann Baumgarten (Leitung des Graphischen Kabinetts 1930)
Bestand: 1927/1928-1932
Charakteristik: Kunsthandlung, Buchhandlung

Ausstellungen:
1928: Hermann Poll; Rudolf Treumann; Hermann Kupferberg; Junge Kunst (dabei u. a. Werner Scholz)
1929: Otto Niemeyer-Holstein; Harry von Schoenermark; Otto Möller
1930: Werner Scholz; Fritz Winter; Egon Engelien; Lothar Homeyer; Wilhelm Schmidt; Sommerausstellung (dabei u. a. Martin Alfred Christ, August Wilhelm Dressler, Egon Engelien, Hasso von Hugo, Otto Niemeyer-Holstein, Hermann Poll, Wilhelm Schmid, Fritz Winter);
Eröffnungsausstellung der neuen Räume (dabei u. a. Jankel Adler, Herbert Behrens-Hangeler, Heinrich Campendonk, Martin Alfred Christ, August Wilhelm Dressler, Xaver Fuhr, Carl Grossberg, Joachim Karsch, Wassily Kandinsky, Bernhard Klein, César Klein, Ewald Mataré,
Ines Wetzel); August Wilhelm Dressler; César Klein; Hasso von Hugo; Elsa von Arnim
1931: Otto Möller; Bernhard Behrens-Hangeler; Oswald Herzog; Franz und Margarete Stock

Bemerkung:
Die „Kunststube“ unter der Leitung von Ludwig Hermann Schütze und Charlotte Luke wurde
am 15. 7. 1927 (nach dem Adressbuch für den Berliner Buchhandels) oder am 1. Januar 1928 (nach dem Adressbuch des Deutschen Buchhandels) gegründet und in der Königin-Augusta-Strasse 22/ Eingang Matthäikirchstrasse an der Potsdamer Brücke eröffnet. Das Programm war ausgerichtet auf jüngere, teilweise noch unbekannte Künstler, denen, wie beispielsweise Otto Niemeyer-Holstein, Werner Scholz und Fritz Winter, ihre ersten Einzelausstellungen hier ausgerichtet wurden.
Als Beispiel mögen zwei Rezensionen stehen, wie die erste Personale des später so bekannten Fritz Winter aufgenommen wurde. Willi Wolfradt schreibt: „Fritz Winter (Kunststube) zeigt sich in seinen Arbeiten von der technischen Experimentierlust des Dessauer Bauhauses von der Phantastik Paul Klees befruchtet. Aufs Papier gepreßte Farbschicht wird mit spitzem und breitem Gerät geritzt, geschabt, gekämmt, daß gemaserte Streifen und Balken ondulierende Notenlinien den dunkelglühenden Spiegel furchen und auffunkelnden Grund freilegen. Es entstehen geheimnisvolle Wandhieroglyphen, gleich faszinierend im Klang wie im Schriftzug, oft freilich durch ein Zuviel an Trick und Gezaubere desavouiert.“ (Neue Revue. H. 1 v. April 1930, S. 40) Paul Westheim ist weniger lyrisch und schreibt: „In der Einführung zum Verzeichnis heißt es, Rückendeckung habe er bei Klee gefunden. Was ohne Frage zutrifft. Bei solch gesicherter Rückendeckung ist man um so mehr darauf gespannt, daß nun auch mal vorneweg was geschieht. Freilich einstweilen läßt er noch auf sich warten, dieser Winterklee.“ (Das Kunstblatt. H. 4 v. April 1930, S. 126)
Anlässlich der Fritz Winter-Ausstellung wurde das Engagement der Galerie besonders hervorgehoben als das einer Kunsthandlung, „die bemerkenswert tapfer und bei aller Bescheidenheit sehr ehrenvoll für noch Unabgestempeltes eintritt.“ (Der Cicerone. H. 6, 1930, S. 163)
Im September 1930 übersiedelte die Kunststube nach Schöneberger Ufer 31 in die Räume, in denen sich bis vor kurzem die -> BIBLIOPHILE BÜCHERSTUBE CLARA LANDAU befand. (Die Räume in der Königin-Augusta-Strasse 22 wurden Ende 1930 von der Galerie -> NEUMANN-NIERENDORF bezogen.)
Die Eröffnungsausstellung am Schöneberger Ufer bedeutete nicht nur eine räumliche Ausdehnung, auch das Galerieangebot wurde ausgeweitet, um Künstler der „Novembergruppe“, die ihre Geschäftsstelle hier einrichtete. (Der Kunstwanderer. September 1930,S. 31; Brief Georg Muche an Fritz Stuckenberg, 10. 12. 1930. Abdruck in Stuckenberg 1993, S. 212; Plakat von Walter Kampmann zum 11. Kostümfest der Novembergruppe, 6. 12. 1930. Abb. in Kliemann 1969, S. 35)
Innerhalb der „Kunststube“ wurden zwei weitere Abteilungen eingerichtet: Ein Graphikkabinett, das von Hermann Baumgarten (-> KUNSTKABINETT AM FRIEDRICHSPLATZ, Stuttgart) geführt wurde (Kunst und Künstler. H. 2 v. November 1930, S. 79) und eine Buchhandlung, die von Ursula von Krosigk betrieben wurde (Adressbuch für den Berliner Buchhandel 1930, S. 87).
Die „Kunststube“ hat sich auch für bildende Künstlerinnen eingesetzt und beispielsweise Elsa von Arnim, Margarete Stock und Ines Wetzel ausgestellt. Von Else Sibylle Linkenbach wurden auch die Abbildungsrechte vergeben (Abb. z. B. in Die Woche. H. 16 v. 20. April 1929, S. 446)
1932 wurde die Kunsthandlung geschlossen, das Adressbuch des Deutschen Buchhandels 1933, S. 355 meldet: „Die Kunststube G. m. b. H. erloschen“. Ursula von Krosigk übersiedelte mit ihrer Buchhandlung in die Königin-Augusta-Strasse 30.

Nachweise:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Adressbuch für den Berliner Buchhandel

Helga Kliemann: Die Novembergruppe.- Berlin 1969
Fritz Stuckenberg 1881-1944. Retrospektive.- Berlin 1993