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Straßenansichten
  • Repro: Kai-Annett Becker
    • Unbekannt

  • TitelStraßenansichtenBerlin, Mitte, Wilhelm-Pieck-Straße (bis 1951 und ab 1994 Torstraße)
  • Datierungum 1982
  • GattungFotografie
  • SystematikSchwarzweißfotografie
  • Umfang6
  • KonvolutOst-Berliner Fotoarchiv
  • InventarnummerBG-AS 1436.008509
  • CreditlineÜbernahme aus Beständen der Magistratsverwaltung für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr Berlin [Ost] über die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen Berlin, 1991
  • AusgestelltNein
Beschreibung

Straßenabwicklung
Nordseite
Altbauten
Wohnhäuser
PKWs
Verwaltungsgebäude, ehemaliges Warenhaus:

"Haus der Einheit" ist markant geschwungen
100 Berliner Bauten: Folge 61, Welt am Sonntag, 3. Aoril 2005

Seit zehn Jahren steht das denkmalgeschützte Haus an der Ecke Torstraße/Prenzlauer Allee mittlerweile leer. Dabei ist das achtstöckige Bauwerk am Fuße des Prenzlauer Bergs mit seinen halbrunden Vorsprüngen ein beieindruckendes Zeugnis der modernen Architektur. Jedem, der die Kreuzung passiert, fällt das markante Gebäude auf.
Viele Berliner kennen es als Parteizentrale der SED unter dem Namen "Haus der Einheit". Noch heute hängen Gedenktafeln der damaligen Vorsitzenden Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl an der Fassade. Doch kaum jemand weiß, daß der geschwungene Bau einst als Warenhaus diente.
Der jüdische Kaufmann Hermann Golluber ließ 1928/29 das Gebäude von den Architekten Bauer und Friedländer bauen, um seine ungewöhnliche Geschäftsidee zu verwirklichen. 1929, just jenem Jahr, in dem der legendäre Börsensturz in New York am 25. Oktober als Schwarzer Freitag den Beginn der Wirtschaftskrise markiert, eröffnet Golluber ein Kreditwarenhaus, in dem die Berliner auf Pump einkaufen können.
Das blühende Geschäft währt jedoch nicht lange. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 gerät Golluber in Bedrängnis. Um sein Warenhaus vor der drohenden Arisierung zu retten, nimmt er zwei Angestellte in die Geschäftsführung auf. Doch der Plan schlägt fehl. 1939 muß Golluber mit seiner Frau nach Amerika emigrieren, wo er noch im selben Jahr stirbt. Die Angestellten übernehmen das Warenhaus und verkaufen es 1942 an die NSDAP. Die Reichsjugend zieht mit ihrer Zentrale ein.
Nach dem Krieg übernimmt die 1946 gegründete SED das Gebäude und installiert dort, wo eben noch die Hitlerjugend den Nachwuchs für die SS organisierte, ihre Führungsriege, später Zentralkomitee (ZK) genannt. Später zieht das oberste Organ der SED ins ZK-Gebäude an den Werderschen Markt in Mitte.
Das Gebäude in der Torstraße wird ab 1959 vom Institut für Marxismus-Leninismus genutzt. Erst 1995 gibt das Institut den Standort auf. Seither sind die Räume unberührt. In dem ehemaligen runden Sitzungssaal des Politbüros quellen noch alte Akten aus den Schränken. In der Diskussion um ein Gedenkstättenkonzept für die Opfer des SED-Regimes rückte das Gebäude noch einmal in die öffentliche Diskussion. Eine Gruppe von FDP-Parlamentariern besichtigte es erst Anfang Januar. Sie will sich dafür einsetzen, daß die Spuren der Vergangenheit auch nach dem Verkauf gerettet werden.
Die Zukunft des geschichtsträchtigen Hauses liegt in den Händen der Erben in Israel und den USA, und die warten auf einen finanzkräftigen Investor, der hier ein Bürohaus oder ein Hotel betreiben will. Sieben Millionen Euro soll das Haus kosten, der Investitionsbedarf wird auf 26 Millionen Euro geschätzt. Kaufinteresse hatte auch Hargen M. Bartels gezeigt, der bereits die benachbarte Backfabrik sanierte. Bartels war allerdings der Preis zu hoch, und die Alteigentümer wollten nicht verhandeln.

Florentine Anders