Results:  1

Brief von Raoul Hausmann an Hannah Höch. Berlin
  • © Unterliegt nicht dem Urheberrechtsschutz
  • Repro: Anja Elisabeth Witte
    • Raoul Hausmann (1886 - 1971)

  • TitleBrief von Raoul Hausmann an Hannah Höch. Berlin
  • Date18.08.1916
  • CategoryKorrespondenz
  • ClassificationBrief
  • MaterialPapier, handgeschrieben
  • Amount2 Blatt
  • FondsNachlass Hannah Höch
  • Inventory NumberBG HHC K 805/79
  • Other NumberBG-HHE I 8.44
  • CreditlineErworben aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, 1979
  • TermsBrief, Korrespondenz, 2.1.1 an den Nachlasser (pK), Deutschland / Berlin, Nachlass Hannah Höch
  • On DisplayNo
Transcription / Description
Additional Reproductions

„18. August 16.
Es ist mir schmerzlich, zu sehen, daß Du Dich immer wieder damit quälst, finstere Dinge zu sehen, wo keine solchen sind. Daß Du Dir so sehr nachgiebst, und auf den Stolz, der Dein Glück ausmachen würde, alles Neue, Zukunftsweg in Deinem Leben, immer wieder verzichtest. Ich meine diese tiefe Schwäche an Dir, die Halt immer rückwärts sucht, aus der heraus Du Deine Familie nicht überwinden kannst - ängstliches Bürgerblut - während Du Dich doch mit mir vermischt hast. Die Liebesstürme, die wir erlebten, haben nicht Gewalt, in Dir alte Heimat auszulöschen, Dir neue zu erringen. Noch siehst Du alles gleich wieder verzagt. Immer wieder das Leben so simpel sicher und beruhigt, wie es eben in Wahrheit nicht ist - außer Gotha’s. - Wenn ich mich nur »verpflichtet« fühlte, an die See zu kommen - dann würde ich nicht haben kommen wollen. Dann wäre ich nicht gekommen, und dann hätte ich Dir geschrieben: ich komme nicht. Sieh, Du tust Dir selbst mit solchem Mißtrauen am meisten weh: ich weiß, wer ich bin, was ich tun muß und sollte ich darin bis zur Verneinung meiner eigenen Person gelangen - aber ich tu’s, muß es tun, als Notwendigkeit tue ich mein Gesetz - Du solltest das wissen und stolz sein.
Wohl, Du bist krank, und schwach. Aber der Schmerz, den ich Dir zufügte, daß ich fahren mußte[1] - den solltest Du, und wenn es mit zitterndem Herzen wäre, niederzwingen, und mir in die Ohren gellen, ja, ja, ich bin froh, ich bin froh und wann wirst du bei mir sein?! - Den Schmerz in Deinem Stolz hätte ich wohl gewußt - Du bist noch so sehr kindlich -
Eben Dein Brief. Seit 1. August sind neue Bestimmungen in Kraft, die in Berlin sehr streng gehandhabt werden - ich werde mich aber also nicht daran kehren.“
[1] Hausmann fuhr nicht nach Brunshaupten, wie Hannah Höch es sich wünschte, sondern nach Westfalen.