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Brief von Hannah Höch an Grete Höch
  • © Unterliegt nicht dem Urheberrechtsschutz
  • Repro: Anja Elisabeth Witte
    • Hannah Höch (1889 - 1978)

  • TitelBrief von Hannah Höch an Grete Höch
  • DatierungNovember 1920
  • GattungBrief
  • SystematikKorrespondenz
  • MaterialPapier, handgeschrieben mit Bleistift, mit handschriftlichen Einfügungen in Tinte
  • Masse18 x 11 cm (Blattmaß)
  • Umfang1 Doppelblatt und Blatt (6 Seiten)
  • KonvolutNachlass Hannah Höch
  • InventarnummerBG-Ar 14/98,24
  • CreditlineSchenkung aus Privatbesitz, 1998
  • BezügeBrief, Korrespondenz
  • AusgestelltNein
Transkription / Beschreibung
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"Nov. 20
Liebe Grete - nun bin ich auf der letzten Fahrt - Gotha-Berlin der Schluss unserer himmlichen Italienreise. Rauhreif, Eis - und Rom. Du kannst Dir vorstellen, wie ich hier friere, und nun vor mir Berlin, mit den allergrössten Schwierigkeiten. Heute morgen war noch ein Brief an den alten Herrn gekommen von ihm; mit Einlage an mich von E. 5. Er vollkommen zerbrochen und alle - aber auch alle Hebel in Bewegung um zu mir zu gelangen und sie sich wie sie sagt demütigend vor mir. Ich hatte nun mit Vater in allergrösster Offenheit gesprochen und beil. Brief an Dich gab ich ihm, wie Du sehen wirst, da die Nachschrift an Vater gerichtet ist. Trotzdem lagen die darin behandelten Dinge noch viel ungünstiger und hässlicher für R.H. aber ich wollte sie dem alten Herrn immer noch in einem gemilderten Licht zeigen, es hat keinen Zweck ihnen das Herz noch unnötig schwer zu machen. Er, der a.H. benahm sich wirklich sehr anständig.
Mir aber ist die Zukunft nicht zum ausruhen bestimmt, denn es wird einen harten Kampf geben.
Nun eine Bitte (aber eine dringende), ich habe d̲o̲c̲h̲ eine ganze Reihe Sachen noch in München oder Mariabrunn oder wo ihr Helden sie habt, ich möchte Dich nun bitten doch auf jeden Fall alles zusammenzusuchen, es kann ja garnicht so schwer sein, da Du doch die Sachen systematisch auseinandernehmen musstest. So brauche ich u̲m̲g̲e̲h̲e̲n̲d̲ das Reisebuch von Norditalien, was ich mir in Innsbruck gekauft hatte, und was Du b̲e̲s̲t̲i̲m̲m̲t̲ auch mitgenommen hattest. Ebenso das verschliessbare Schnapsg̶l̶a̶s̶fläschchen, und dann die diversen Wäschestücke.
Ich habe mit dem a. Herrn gesprochen und ihn gebeten Dir sofort etwas Geld zu schicken ich motivierte es mit Deinen guten Vorsätzen, Dich wieder in einen sogenannten Kulturzustand zu versetzen und auch dass Du Material kaufen müsstest um Weihnachtsarbeiten machen zu können. Ich bitte Dich nun dringenst [!] wenn Du Geld erhalten hast, dies den alten Herrschaften zu bestätigen, sie klagten sehr, dass Du in dieser Beziehung so rücksichtslos wärest, was ich auch durchaus begründet finde, da man eben auf dieser Welt m̲i̲t̲ Menschen ist und 'allein' sein, sich völlig isolieren, Weltflucht, U̲n̲f̲r̲u̲c̲h̲t̲b̲a̲r̲k̲e̲i̲t̲ bedeutet, Also Liebe, schreib‘ auch mir - und beherzige die objectivsten und wohlmeinendsten Worte Deiner Hanna
im Nov. 1920.
2 Postkarten anbei, für die ich keine Verwendung habe - und noch eine
hast Du Deinen Muff wieder? Ich hoffe noch bis morgens Du würdest es merken und dann doch noch zur Bahn kommen, dies war aber nicht der Fall ich deponierte ihn bei dem Zimmermädchen Marianne im Hotel Pfälzer Hof Hohl [!] ihn s̲o̲f̲o̲r̲t̲ ab. Ich schrieb dann [?] von Gotha aus gleich in die Wiedenweyerstr. aber vielleicht konnten sie Dich doch nicht erreichen.
Nochmals Gruss
im Zug Gotha-Berlin"