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Kunsthandlung Victor Hartberg
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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VICTOR HARTBERG
KUNSTSALON VICTOR HARTBERG
KUNSTHANDLUNG VICTOR HARTBERG

Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Schöneberger Ufer 41
Inhaber: Victor Hartberg
Bestand: 1925-1933
Charakteristik: Kunsthandlung
„Kunsthandlung Victor Hartberg. Berlin W 35. Schöneberger Ufer 41. Telephon: Nollendorf 645. Alte und Moderne Meister. November: Sonder-Ausstellung Willy Jaeckel“ (Anzeige in: Kunst und Künstler. H. 2 v. November 1925, Anzeigenseite 8); „Kunsthandlung Victor Hartberg. Berlin W 35. Schöneberger Ufer 41. Alte und Moderne Meister. November-Ausstellung Bilder von Willy Jaeckel. Plastiken von Josef Thorak“ (Anzeige in: Der Kunstwanderer. November 1925. S. 124); „Sonderausstellung Konrad Meindl, Wien. 20. November - 15. Dezember. Kunsthandlung Victor Hartberg. Berlin W 35. Schöneberger Ufer 41“ (Anzeige in: Das Kunstblatt. H. 12 v . Dezember 1927, Umschlagseite 2)

Ausstellungen:
1925: Artur Degner, Walter J. Mittendorf; Waldemar Rösler; Arthur Lewin-Funcke; Willy Jaeckel; Josef Thorak
1926: Albert Weisgerber; Wolf Röhricht, Milly Steger; Josef Thorak; Fritz Berthold Neuhaus; Julius Freymuth; Leo Michelson; Kurt von Keudell, Georg Kolbe; Elisée Maclet, Valentine Eliette Prax, Béla Czóbel
1927: Meta Cohn-Hendel, Carlo Noack; Max Pechstein; Hermann Glöckner; Monica, Reinhold und Sabine Lepsius; Karl Walther; Konrad Meindl; Leonid Pasternak
1928: Alfred Halberg; Artur Degner; Franz Heckendorf; Ernst Wenck; Ludwig Herthel; Friedrich Feigl; Josef Thorak, Arnold Marx, Alfred Mez; Ausstellung von Entwürfen für eine Platzgestaltung in Berlin: Architekt Jean Krämer, Bildhauer Josef Thorak; Augusto Giacometti; Anton Faistauer
1929: „Das Gesicht der selbständigen Frau“ (dabei u. a. Julie Wolfthorn); Otto Geigenberger; Ludwig Wilhelm Großmann; Hans Meid; Lene Schneider-Kainer; Max Pechstein; Ernst Huber; Willy Jaeckel, Ernst Fritsch; Erich Brill; Karl Walther; Aurél Bernáth; Arno Nadel; Josef Thorak; Eugen Spiro; Fritz Klimsch
1930: Erich Klossowski; Hermann Huber; Zygmunt Menkes; Hermann Konnerth; Gert Wollheim; Gottfried Richter, Arthur Silz; Frans Masereel
1931: Otto Nagel; Adolf Jutz; Rajmund Kanelba; Laurent F. Keller; Richard Scheibe, Alfred Partikel; Benno Elkan; Aurél Bernáth; Adolf Skübe
1932: Albert Birkle; Zygmunt Menkes; Leonid Pasternak; Bruno Krauskopf; Wolf Demeter; Maxim Kopf, Else Fraenkel[-Brauer]; Karl Walther, Heinrich Amersdorffer; Werner Scholz; [Arno?] Schorning
1933: Peter Fischer, Edmund Schaefer, Grete Rikko; Hans Feibusch, Arnold Marx; Anton Grauel; Annot [Annot Jacobi]; Walter Kuraus; Walther Klemm

Bemerkung:
„Der Kunstwanderer“ meldete in seinem Aprilheft 1925, S. 279: „In Berlin wurde Schöneberger Ufer 41 eine neue Kunsthandlung eröffnet, die Victor Hartburg [!] leitet. Alte und neue Meister werden hier in wechselnden Ausstellungen gezeigt werden.“ Im Folgeheft derselben Zeitschrift wird über die Eröffnungsausstellung berichtet: „ Der neue Kunstsalon Victor Hartberg bringt zunächst Neues von Artur Degner: helle, sanfte Landschaften, die den Künstler von einer neuen, dem Lyrischen zustrebenden Seite zeigen. Und neben Degner sieht man eine wundervolle Landschaft des Wieners Romako, ein kostbar duftiges Aquarell (Blumen) von Corinth, ein prächtiges Blumenstück und eine wirksame italienische Stimmung von Charlotte Berend usw. Hartberg stellt ferner alte Meister aus: einige Holländer (Heda, Huysum u. a.) stechen aus der Reihe hervor.“ (Der Kunstwanderer. 1./2. Maiheft 1925, S. 328)
Willi Wolfradt kommentierte die Neueröffnung: „Trotz aller Ungunst der Zeiten und trotz unleuglicher Überzahl von Kunsthandlungen jeder Art finden sich immer noch Mutige, die es wagen, die Konkurrenz durch neue Unternehmen noch zu vermehren. So hat sich am Schönebergerufer 41 Viktor [!] Hartberg geräumig etabliert, wo er erstmalig neben seinen Beständen an älteren und zeitgenössischen Meistern sowie einer Miniaturen-Sammlung mehrere Arbeiten von Artur Degner [… und] Skulpturen von Walter J. Mittendorf zeigte.“ (Der Cicerone. H. 12 v. Juni 1925, S. 478-479)
Die Präsentation eines Malers und eines Bildhauers bei der Eröffnungsausstellung schien von Hartberg programmatisch angelegt gewesen zu sein, denn auch in der Folge waren diese Art der Doppelpräsentationen regelmässig zu sehen, wie Hartberg überhaupt einer der wenigen Kunsthändler war, der den Bildhauern in seinen Ausstellungen einen nahezu gleichberechtigten Stellenwert gegenüber den anderen Künsten einräumte. Zwischen 1925 und 1932 stellten aus:
Wolf Demeter, Else Fraenkel[-Brauer], Arthur Lewin-Funcke, Laurent F. Keller, Fritz Klimsch, Georg Kolbe, Walter J. Mittendorf, Richard Scheibe, Milly Steger, Josef Thorak und Ernst Wenck.
Neben Künstlern, die ihre ersten Personalausstellungen bei Hartberg hatten (u. a. Otto Glöckner, Ludwig Herthel, Zygmunt Menkes, Otto Nagel, Karl Walther) oder erstmals in Berlin gezeigt wurden (u. a. Erich Brill, Augusto Giacometti) stellte Hartberg auch regelmässig Frauen aus wie Milly Steger, Elisée Maclet, Valentine Eliette Prax, Meta Cohn-Hendel, Else Fraenkel[-Brauer], Grete Rikko, und Annot [Annot Jacobi] und zeigte die Ausstellung „Das Gesicht der selbständigen Frau“ (dabei u. a. Julie Wolfthorn). Seine Verbindung zu österreichischen Künstlern manifestierte sich in der Präsentation von Anton Faistauer, Ernst Huber und Konrad Meindl.
Zu zahlreichen Ausstellungen haben sich Kataloge erhalten, von kleinen, illustrierten Faltblättern bis zu Broschüren mit zahlreichen Abbildungen. Katalogautoren waren beispielsweise Paul Fechter (Leo Michelson), Hans Mackowsky (Fritz Berthold Neuhaus), Anton Mayer (Kurt von Keudell, Georg Kolbe) und Max Osborn (Max Pechstein).
In einer schwierigen Zeit der Kunstvermittlung von zeitgenössischen Künstlern äusserte sich Victor Hartberg in einer Zuschrift zum Thema „Künstler und moderner Kunsthandel“: „Vollwertige Werke der bildenden Kunst zu schaffen ist sicher sehr schwierig, aber sie heute an den Mann zu bringen ist es bestimmt ebenfalls. Gerade der Handel mit Werken lebender Künstler ist immer noch in einer Krisis, weil der ehemals wohlhabende Mittelstand […] als Käufer fast vollständig ausscheidet. Umsomehr braucht nach unserem Ermessen der Künstler, der in den seltensten Fällen auch Kaufmann genug ist, den Kunsthändler […]. Mehrere Künstler aber stellen eine zwar begreifliche aber schwer erfüllbare Forderung an den Kunsthandel, und das ist der Selbsterwerb von Werken lebender Künstler von Seiten des Kunsthändlers. Sicher wäre das der idealste und erstrebenswerte Zustand, aber die Zeit ist noch nicht reif dafür und würde unweigerlich noch weitere Opfer in den Reihen des Kunsthandels fordern. […] Wenn so das materielle Interesse beim Kunsthändler im Vordergrund steht und stehen muß, gibt es doch noch Kunsthändler in Berlin, die sich in idealer Weise um die Förderung junger deutscher Talente mühen und schon zufrieden sind, wenn mache ihrer Ausstellungen Anerkennung und sogar auch Käufer finden, die dem Künstler und dem Händler, jedem auf seine Weise, doch in engem Zusammenschluß, die Möglichkeit bieten, der Kunst der Gegenwart dienen zu können.“ (Der Kunstwanderer. 1./2. Märzheft 1928, S. 298)
Einer der Künstler, dem Hartberg durch eine erste Galerieausstellung Förderung angedeihen liess, war Hermann Glöckner, der 1927 32 Gemälde zeigte: „Auch kam im Herbst 1927 die erste Ausstellung bei Hartberg, einer Galerie in Berlin, zustande, die zwar keinen Riesenerfolg hatte, bei der aber doch eine ganze Reihe Bilder verkauft wurden.“ (Hermann Glöckner 1983, S. 54)
Trotz der allgemeinen Flaute auf dem Kunstmarkt mit zeitgenössischer Kunst erweiterte Hartberg im Herbst 1928 seine Räume am Schöneberger Ufer 41, liess sie neu ausgestalten (Die Form. H. 10 v. Oktober 1928, Beilage S. [2]) und kündigte die nächsten Ausstellungen von Augusto Giacometti, Anton Faistauer und Ernst Huber an (Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 19 v. 1. 10. 1928, S. 182).
Albert Birkle, der 1932 eine Personale bei Hartberg hatte, hat den Kunsthändler in einem Portrait festgehalten (ausgestellt Stuttgarter Secession. 7. Ausstellung 1932, Nr. 35).
Die Ausstellungen, die durchschnittlich etwa vier Wochen gezeigt wurden, liefen bis etwa Mai 1933 regelmässig weiter, dann kam das Ende der Galerie. „Wegen Auflösung der Firma“ wurden die Bestände der Galerie Hartberg an Gemälden neuer Meister und Plastiken am 11. Oktober 1933 bei „Internationales Kunst- und Auktionshaus“, Berlin, versteigert. Angeboten wurden, neben den zahlreichen Künstlern, die in Ausstellungen der Galerie gezeigt worden waren, Werke von Lucien Adrion, Gerald Cassidy, Marc Chagall, Adolf Dahle, August Gaul, Alfred Helberger, Erwin Hollstein, Wilhelm Kohlhoff, Max Liebermann, Lily Mandowsky, Paul Meyerheim, José Senabre, Max Slevogt, Maurice de Vlaminck, Heinrich von Zügel.

Nachweise:
Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930

Juden im deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk. Hrsg. v. Siegmund Kaznelson. Dritte Ausgabe mit Ergänzungen und Richtigstellungen.- Berlin 1962. S. 127
Hermann Glöckner. Ein Patriarch der Moderne. Hrsg. v. John Erpenbeck.- Berlin 1983
Verena Tafel: Kunsthandel in Berlin vor 1945.- in: Kunst Konzentriert 1987.- Berlin 1987. S. 195-224; zu Hartberg S. 219 und 223 (hier irrtümlich „Hartmann“)