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Brief von Raoul Hausmann an Elfriede Hausmann . Hamburg
  • © Unterliegt nicht dem Urheberrechtsschutz
  • Repro: Anja Elisabeth Witte
    • Raoul Hausmann (1886 - 1971)

  • TitleBrief von Raoul Hausmann an Elfriede Hausmann . HamburgBriefkopf: Hotel Phönix, Hamburg 5, Am Hauptbahnhof
  • Date17.03.1914
  • CategoryKorrespondenz
  • ClassificationBrief
  • MaterialPapier, handgeschrieben, Tinte
  • Amount1 Blatt, 1 Umschlag
  • FondsTeilnachlass Raoul Hausmann
  • Inventory NumberBG-RHA 32
  • CreditlineErworben aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, und Spendenmitteln, 1991
  • TermsBrief, Korrespondenz, 2.1.2 von dem Nachlasser (pK), Briefumschlag, Nachlass Raoul Hausmann, Deutschland / Hamburg
  • On DisplayNo
Transcription / Description
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" Hamburg 5, den 17.3.1914
L. Deinen Brief erhielt ich heute Nachmittag beim nachhausekommen. Ich habe heute von 1/2 8 - 1/2 5 Uhr auf dem Gerüst gearbeitet. Zuerst tat mir das Genick etwas weh, das hat sich aber wieder verloren. Mehr als 2 Drittel Kranz haben wir. Donnerstag Mittag sind wir wenigstens fertig. Dann muss ich noch einiges andre machen. Aber 14 Tage dauert es keines falls. Vorläufig besteht mein ganzes Jeistesleben aus Höflichkeitsbetätigung, sonst wäre es mir n'beten langweilig. Hamburg ist genau so, wie mein erster Eindruck, grosse Kleinstadt, 10 Minuten hinter dem Leben. Die Hamburger sehen wie Spiesser aus, die Hamburgerinnen haben grosse Füsse, gehn stacksig und beinah alle jungen Mädchen leiden an Fettkinn. Na. Sonst wird wohl nur das ganz alte Hamburg und der Hafen was sein, die zu sehen hatten wir begreiflicherweise noch keine Zeit. - Heute auf dem Gerüst machte mir die Sache beinah Spass: es ist ein sehr grosser Bau; alle fuhrwerken drauflos und man fuhrwerkt auch. - Was weiss Heckel über meine Reise zu reden? Es ist ganz anders als er denkt, wir wohnen und essen zu Mittag erstklassig und gratis. Abends gut für unser schweres Geld (10-12 M.) verdienen tun wir im Tag 50-60 Mk (ich!). - das kennt er doch garnicht. Gott sei dank, dass ich auf dem Feldmannschen Idiotenball nicht war, den Sekt von Pechstein habe ich in Gedanken schon gekotzt. - Ich sende Dir morgen die Steuer, mehr Geld habe ich noch nicht. Das Buch nehme bitte an. Wie es Dir wohl geht? Ich für mich sage mir natürlich: wer sich nicht in jede Lage vollkommen hineinfindet, ist kein Kerl- wie sollte ich das hier anders aushalten sonst? Immer auf seiner Bude sitzen und seine "Persönlichkeit" pflegen kann jede Pechblende. Nicht?
Grüße unsere Tochter! Dein R."