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Manifest dada 1918 / Trtz [Berlin]
  • Repro: Anja Elisabeth Witte
    • Johannes Baader (1875 - 1955)

  • TitleManifest dada 1918 / Trtz [Berlin]
  • Date17.01.1919
  • CategoryManuskripte
  • ClassificationManuskript
  • MaterialPapier, handgeschrieben, Bleistift
  • Amount1 Blatt
  • FondsTeilnachlass Raoul Hausmann
  • Inventory NumberBG-RHA 1774
  • CreditlineErworben aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, und Spendenmitteln, 1991
  • TermsManuskript, Dada, Deutschland / Berlin, Manifest, Nachlass Raoul Hausmann
  • On DisplayNo
Transcription / Description
Additional Reproductions

»830.170119
Manifest dada 1918 / Trtz
Wenn man ein Manifest schmeißen will, muß man den Willen haben, das A.B.C. gegen das 1.2.3 zu feuern.
Abstellen seine Nerven und zugleich sie genug scharf machen, um anzuziehen und abzustreifen zugleich die großen und die kleinen A.B.C.
Stempeln, schreien, schwören, einrichten die Prosa unter eine Form von absoluter Augenscheinlichkeit, unwiderlegbar, beweisen sein Nonplusultra und ertragen, daß die Neuheit gleicht dem Leben wie die letzte Erscheinung der Cocotte beweist das Wesen Gottes. Sein Dasein war schon bewiesen durch die Harmonika, die Landschaft und das anmutige Wort. Sein A.B.C. vorschreiben ist eine natürliche Sache - dennoch bedauerlich.
Jedermann tut es, in Gestalt einer Kristallbluffmadonna, als Geldgeschäft, als pharmazeutisches Erzeugnis, nacktes Bein, das den Frühling einlädt, heiß und unfruchtbar. Die Liebe zur Neuigkeit ist das sympathische Kreuz, beweist ein naives Ichmachmirnichts draus, Zeichen ohne Ursache vorübergehend, positiv. Aber diese Notwendigkeit ist auch veraltet. Die Kunst der mir äußersten Einfachheit dokumentierend: Neuheit, man ist menschlich und wahr durch das Vergnügen, impulsiv vibrierend, indem man die Langeweile kreuzigt. Am Kreuzweg der Lichter, munter, aufmerksam die Jahre belauernd, im Wald.
Ich schreibe ein Manifest und ich will nichts. Ich sage indessen gewisse Sachen, und ich bin aus Prinzip gegen die Manifeste wie ich auch gegen die Prinzipien bin. (Zehntellitergläser für den moralischen Wert jeder Phrase - zu viel Bequemlichkeit; das Approximative wurde erfunden durch die Impressionisten.)
Ich schreibe dieses Manifest um zu zeigen, daß man die entgegengesetzten Aktie Betätigungen zusammenfassen kann in einem einzigen frischen Atemzug, ich bin gegen die Aktion; für den fortwährenden Unveränderbarkeit Widerspruch auch für die Bestätigung, ich bin weder für noch gegen und ich erkläre, daß ich nur den gesunden Menschenverstand hasse.
Dada - ein Wort, welches die Gedanken auf die Jagd führt; jeder Bürger ist ein kleiner Dramaturge, erfindet verschiedene Vorschläge, anstatt die verschiedenen geeigneten Personen nach dem Wert ihrer Intelligenz zu nehmen; Puppen auf den Stühlen, sucht die Ursachen oder die Zwecke, folgend der psychoanalytischen Methode, welche er ansieht, um seine Intrige zu befestigen, Geschichte welche spricht und sich selbst erklärt. Jeder Zuschauer ist ein Intrigant, wenn er ein Wort zu erklären sucht; (connaître!) Von der gedämpften Freistatt gewundener Verwicklungen an läßt er seine Instinkte spielen. Hier die Unglücke Conflikte des ehelichen Lebens.
Es soll ausgedrückt werden: Vergnügen roter Bäuche am Mundwerk leerer Hirne. [Hand-Skizze] Dada bedeutet nichts.
Wenn man es leichtfertig nimmt, und man verliert nicht seine Zeit an ein Wort, das nichts bedeutet...
Der erste Gedanke, welcher sich in diesen Köpfen bewegt ist ein bakteriologischer: seinen ethymologischen, historischen, oder psychologischen Ursprung zu finden, mindestens.«