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Tiedemann & Uzielli
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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TIEDEMANN & UZIELLI
REITZ & KOEHLER HEINRICH TIEDEMANN
TIEDEMANN & UZIELLI
MARIO UZIELLI

Adresse: FRANKFURT AM MAIN, Hessen-Nassau (Hessen), Schillerstrasse 15; Neue Mainzerstrasse 35; Filiale in BERLIN, Dörnbergstrasse 3 (1923-1925)
Inhaber: Heinrich Tiedemann, Mario Uzielli
Bestand: 1880-1935
Charakteristik: Buch- und Kunstantiquariat, Graphisches Kabinett, Verlag

Ausstellungen:
1918/1919: Moderne Graphik; Marc Chagall, August Babberger, Max Hecht; Max Beckmann
1921: Curt von Unruh
1923: Curt von Unruh

Verlag:
Ottomar Starke, Mädchen an den Flussufern, Mappe mit 10 Original-Lithographien, 1918
Fred Hildenbrand: Varieté. Mit 6 Original-Lithographien von Emil Hölzl, 1919
Stefan Zweig: Entrückung und Aufruhr. Zwölf Gedichte mit 12 Original-Lithographien von Magnus Zeller 1920
Stendhal: Armance ou Quelque Scènes d’un Salon de Paris 1827. Mit 88 Original-Lithographien von Ottomar Starke, 1920
Leopold Hirschberg: Der Taschengoedeke, 1924
Vertrieb und Auslieferung der Drucke der Kleukens-Presse (Frankfurt am Main) und der Ernst-Ludwig Presse (Darmstadt)

Bemerkung:
Das im Adressbuch des Deutschen Buchhandels genannte Gründungsjahr 1880 bezieht sich auf die Buchhandlung C. Koenitzer, seit 1884 C. Koenitzer (Reitz & Koehler), die später von „Heinrich Tiedemann, einem fachkundigen Norddeutschen und dem nichtgelernten, aber wohlhabenden Mario Uzielli, Kind aus gutem jüdischem Frankfurter Haus, der einen neuen Kundenkreis mit sich brachte, übernommen. In den alten Räumen im ersten Stock des Hauses Schillerstraße Nummer 15 entwickelte sich eine moderne Buchhandlung die über Jahre tonangebend in Frankfurt blieb“. (Pfeiffer-Belli 1986).
Schillerstrasse 15 war ab 1919 auch die Adresse der Frankfurter Niederlassung von Alfred Flechtheim (-> FLECHTHEIM, Frankfurt am Main) und der aus dem Verlag der Galerie Flechtheim (-> FLECHTHEIM, Düsseldorf) hervorgegangen „Querschnitt-Verlag A.G.“, in deren Aufsichtsrat auch Tiedemann und Uzielli vertreten waren. (Kunstchronik und Kunstmarkt. Nr. 29 v. 20. 4. 1923, S. 573).
Während die Buch- und Kunsthandlung seit 1915 unter dem Namen „Buchhandlung Reitz & Koehler Heinrich Tiedemann“ firmierte, nannte sich der am 1. Oktober 1916 an derselben Adresse gegründete Verlag „Tiedemann & Uzielli“, welchen Namen man auch später für die Buchhandlung übernahm.
Um die Jahreswende 1918/19 wurde der Buchhandlung ein Ausstellungsraum angegliedert. „Die Buchhandlung Reitz & Köhler (Inh. Tiedemann) hat ein graphisches Kabinett eröffnet, in dem das Beste neuerer und neuester Graphik gezeigt werden soll, unter Umständen auch zusammen mit malerischen Werken, wie denn kürzlich auch eine Anzahl von Bilder von [Marc] Chagall zur Ausstellung gelangten. Da auch die großen Mappenwerke und die neueste Literatur ausliegen, so ist die sehr dankenswerte Gelegenheit geboten, die Entwicklung der modernen Graphik dauernd zu verfolgen.“ (Kunstchronik und Kunstmarkt. Nr. 15 v. 24. 1. 1919, S. 316)
In diesem Zusammenhang steht wohl auch die 1919 erfolgte Errichtung der bibliophilen „Kleukens-Presse“ in Frankfurt. Gründer waren Christian Heinrich Kleukens, Rudolf G. Binding, Heinrich Tiedemann und Mario Uzielli (Der Cicerone. H. 16 v. 21. 8. 1919, S. 533; Die Bücherstube. H. 5/6, 1923, S. 170-171; Rodenberg 1925, S. 103). Die Auslieferung der Drucke erfolgte - wie später auch der Werke der Darmstädter „Ernst Ludwig-Presse“ - durch Tiedemann & Uzielli.
1917 wurde in Frankfurt die „Vereinigung für neue Kunst“ gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, „die Kunst unserer Zeit durch Ausstellung, Vorträge und Ankauf bedeutender Werke (zu) fördern.“ (Internationale Sammler-Zeitung. 15. 5. 1917, S. 88). Die erste Ausstellung unter dem Titel „Die Neue Kunst. Ausgewählt vorwiegend aus Frankfurter Privatbesitz“ wurde im Mai und Juni im Kunstverein gezeigt. Es folgten Ausstellungen von Jakoba van Heemskerk, Christian Rohlfs und im Juni 1919 die erste Nachkriegpräsentation von Max Beckmanns neuesten Werken bei Tiedemann & Uzielli, aus der das Bild „Christus und die Sünderin“ an die Kunsthalle in Mannheim verkauft wurde (Der Cicerone. H. 13 v. 10. 7. 1919, S. 426).
Im September 1923 erweiterte man das Frankfurter Geschäft mit der Gründung einer Niederlassung in Berlin, Dörnbergstrasse 3/Ecke Lützowstrasse (Anzeigen in: Der Querschnitt. H. 3/4 v. Herbst 1923; Verzeichnis der Gemälde aus dem Besitz des Staedelschen Kunstinstituts und der Stadt Frankfurt.- Frankfurt am Main 1924. S. XLVI; Der Zwiebelfisch. H. 1/2, 1924), die bis zur Trennung von Tiedemann und Uzielli im Jahre 1925 bestand.
Erwähnenswert ist noch, dass der nachmalige Düsseldorfer Kunsthändler Alex Vömel ( -> FLECHTHEIM, Düsseldorf, -> VÖMEL, Düsseldorf) einen Teil seiner Buchhandelslehre bei Tiedemann absolvierte (Ketterer 1989, S. 391).
Nach der Trennung der Partner betrieb Mario Uzielli (1888-1973) die Buch- und Kunsthandlung unter seinem Namen, bot „Alte und neue Werke zur Kunstgeschichte, Handzeichnungen“ an (Anzeige in: Städtische Galerie zu Frankfurt am Main. Skulpturensammlung im Liebighaus. Kurzes Verzeichnis der Bildwerke. Vierte Auflage. 1930) und zog um 1933 in die Neue Mainzer Strasse 35. 1936 übersiedelte er nach Liestal in die Schweiz (Basel-Land), wo er ein international angesehener Antiquar und Handschriftenhändler wurde. Sein Frankfurter Geschäft wurde von seinem ehemaligen Lehrling Wilhelm Henrich mit 1. 1. 1936 übernommen und unter eigenem Namen bis in die Sechzigerjahre weitergeführt. Heinrich Tiedemann (1884-1928) übersiedelte nach Berlin (-> TIEDEMANN, Berlin), wo er ein Buch- und Kunstantiquariat betrieb.

Nachweise:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Müller, Adressbuch des Deutschen Buchhandels und verwandter Berufszweige; Pantheon 1926; Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927

Julius Rodenberg: Deutsche Pressen. Eine Bibliographie.- Wien 1925
Fried Lübbecke: Fünfhundert Jahre Buch und Druck in Frankfurt am Main.- Frankfurt am Main 1948
Mario Uzielli gestorben, Ein Frankfurter Wegbereiter der modernen Kunst.- in: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 19. 11. 1973
Erich Pfeiffer-Belli: Im „Giftschrank“ zwei große Casanova-Ausgaben. Eine Erinnerung an Frankfurter Buchhändler und Antiquare von einst.- in: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 3. 9. 1986
Roman Norbert Ketterer: Dialoge. Stuttgarter Kunstkabinett. Moderne Kunst.; Dialoge. Bildende Kunst. Kunsthandel.- Zürich Band 1, 1988, Band 2, 1989