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Kunsthandlung Gauss
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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GAUSS
OTTO WILHELM GAUSS
OTTO WILHELM GAUSS/KUNSTHANDLUNG
KUNSTHANDLUNG OTTO WILHELM GAUSS
KUNSTHANDLUNG GAUSS

Adresse: MÜNCHEN, Bayern, Lindwurmstrasse 17 (ab 1919); Marienstrasse 4 (1926); Rottmannstrasse 13 (1930); Königinstrasse 5 (ab 1936); Widenmayerstrasse 46 (ab 1946)
Inhaber: Otto Wilhelm Gauss
Bestand: 1919-1969
Charakteristik: Graphikhandlung
„Orig. Graphik deutscher u. französischer Meister. Liebermann/Slevogt/Corinth/Thoma u. a. Manet/Renoir/Toulouse-Lautrec u. a. Erstklassige graphische Originalarbeiten in tadellosen Drucken und bester Erhaltung“ (Anzeige in: Der Sammler. Nr. 48 v. 29. 11. 1919, S. 12); „Moderne Graphik. Probe- und Frühdrucke usw. von E. Barlach [folgt Aufzählung von etwa 50 Namen]. Handzeichnungen, Aquarelle usw. von L. Corinth, M. Feldbauer, J. Pascin, M. Pechstein, A. Weisgerber, H. G. Ibels, H. Jossot u. a. Moderne Plakate. Lagerkatalog 1 auf Verlangen „ (Anzeige in: Der Sammler. Nr. 45 v. 5. 10. 1921, S. 303; Kunst und Künstler. H. 1 v. Oktober 1921, Anzeigenseite 4; Die Kunst. H. 3 v. Dezember 1921, Anzeigenseite XIX); {„Moderne Graphik. E. Barlach, L. Corinth, Willi Geiger, O. Greiner, R. Großmann, P. Halm, E. Heckel, M. Klinger, O. Kokoschka, K. Kollwitz, W. Lehmbruck, W. Leibl, W. Leistikow, M. Liebermann, H. Meid, E. Orlik, A. Schinnerer, Max Slevogt, H. Thoma, W. Trübner und viele andere.“ (Anzeige in: Münchener Kunstausstellung 1922 im Glaspalast. Offizieller Katalog. 1. Juni bis 30.September 1922; Anzeigenseite 30);}
„Moderne Graphik. Barlach, Beckmann, Corinth, Greiner, Großmann, Halm, Klinger, Kokoschka, Kollwitz, Leibl, Liebermann, Masereel, Meid, Nolde, Oppler, Orlik, Pascin, Pechstein, Picasso, Slevogt, Thoma, Vlaminck u. v. a.“ (Anzeige in: Deutsche Kunst und Dekoration. H. 1/2 v. Oktober/November 1924, Anzeigenseite; ähnlich in: Kunst für alle. H. 2 v. November 1924, Anzeigenseite XII); „Graphik des 19. und 20. Jahrhunderts. Zeichnungen. Kunstbücher. Verzeichnisse kostenlos“ (Anzeige in: Grosse Deutsche Kunstausstellung 1938. Anzeigenseite 7); „Spez.: Moderne Kunst, Graphik und Zeichnungen, illustr. Bücher u. Kunstliteratur“ (Adressbuch des Deutschen Buchhandels 1941. S. 182)

Ausstellungen:
1921: Paul Gauguin, Lithographien
1924: Max Slevogt. Graphik, Mappenwerke und illustrierte Bücher {(gemeinsam mit der Kunsthandlung -> ED. WALZ)}

Verlag:
Ernst Barlach: Der Mann mit dem Messer, Lithographie 1924 (Druck: Pan-Presse, Berlin). (Die Restauflage wurde 1939 von Gauss übernommen und mit seinem Trockenstempel versehen.)
Paul Klee: Kopf (Bärtiger Mann“, Lithographie 1925 (Druck: Felsing, Berlin). (wohl Übernahme einer Restauflage und mit seinem Trockenstempel versehen.)
Alfred Kubin: 15 Federzeichnungen. Faksimiledrucke. 300 Exemplare, 1959
{Max Liebermann: Selbstbildnis, Lithographie, 1924 (Exemplare mit Trockenstempel Gauss bekannt)}

Bemerkung:
„Otto Wilhelm Gauß hat in Nähe des Sendlinger Platzes eine Handlung für Original-Graphik eröffnet, die sich ausschließlich mit Verkauf und Sonderausstellungen moderner Originalgraphik befassen wird und damit wohl die erste Firma dieser Sonderart in München ist. Die Firma will den großen Impressionisten aller Länder dienen, aber ebenso die jüngste Kunst in ihren typischen Vertretern zu Worte kommen lassen.“ (Der Sammler. Nr. 48 v. 29. 11. 1919, S. 4)
Bevor Gauss seine Graphikhandlung Ende 1919 in der Lindwurmstrasse 17 eröffnete, trat er bereits als Sammler hervor und publizierte 1914 seine Graphiksammlung von Franz Naager (Sammlung Otto Wilhelm Gauss 1914).
Monographische oder thematische Ausstellungen dürften eher selten veranstaltet worden sein. Derzeit nachzuweisen sind Ausstellungen von Paul Gauguin (Lithographien, 1921) und Max Slevogt (Graphik, Mappenwerke und illustrierte Bücher, 1924).
Der erste Lagerkatalog mit 330 Nummern „Graphische Originalarbeiten der Jetztzeit“ (Der Kunstwanderer. 2. Aprilheft 1921, S. 349) erschien im Frühjahr 1921 und enthielt Probe- und Frühdrucke u. a. von Ernst Barlach, Lovis Corinth, Oskar Kokoschka, Wilhelm Lehmbruck, Max Liebermann, Hans Meid, Edvard Munch, Max Pechstein, Max Slevogt, Hermann Struck, Anders Zorn sowie Aquarelle und Handzeichnungen u. a. von Ernst Barlach, Lovis Corinth, Max Slevogt, Albert Weissgerber sowie - eine Seltenheit im Graphikhandel - moderne Plakate.
Der zweite Katalog mit „Moderner Graphik“ erschien 1922 und enthielt 400 Nummern: „Das Verzeichnis umfaßt das ganze reiche Gebiet der modernen Graphik unter besonderer Betonung ihrer hervorragendsten Vertreter, neben welchen jedoch auch die graphischen Arbeiten der markantesten Künstler des Expressionismus und eine Reihe ausländischer Meister genannt sind“ (Die Kunst. H. 8 v. Mai 1922, Anzeigenseite XXIV). Weitere Kataloge und Verzeichnisse folgten.
Otto Wilhelm Gauss zog mit seiner Graphikhandlung mehrmals um und residierte nach der Lindwurmstrasse 17 in der Marienstrasse 4 (festgestellt 1926), anschliessend in der Rottmannstrasse 13 (festgestellt 1930) und übersiedelte am 1. Dezember 1936 in die Königinstrasse 5 am Rande des „Englischen Gartens“ in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem in Bau befindlichen und 1937 eröffneten „Haus der deutschen Kunst“.
Auch während der Nazi-Zeit konnte Gauss seinen Kunsthandel betreiben und soll auch mit Graphik „entarteter“ Künstler gehandelt haben (Arntz 1962, S. 38).
1946 ist Gauss mit seiner Kunsthandlung in die Widenmayerstrasse 46 nahe der Bogenhausener Brücke umgezogen, wo er eine Wohnung mit 2 Ausstellungsräumen bezog und wo er wieder regelmässig Ausstellungen veranstaltete, beispielsweise 1948 eine „Expressionisten-Ausstellung“. 1949 zeigte er eine Simplicissimus-Ausstellung sowie Olaf Gulbransson und Rudolf Wilke und 1950 widmete er Alfred Kubin eine Ausstellung, der noch weitere folgen sollten, beispielsweise eine Ausstellung mit 110 Zeichnungen 1900-1954 zu Weihnachten 1958.
Mit Alfred Kubin verband Gauss auch sein eigenes Sammler-Interesse, das in der Ausstellung seiner Sammlung von 159 Werken in Kaiserslautern präsentiert wurde (Alfred Kubin 1959). Gauss war auch an der Organisation der Münchener Kubin-Gedächtnisausstellung 1964 beteiligt (Alfred Kubin 1964) und Erhard Göpel widmete ihm seinen Aufsatz „Sammeln als Aufgabe“ (Göpel 1957).
Auf die Frage, wie er zum Kunsthandel gekommen sei, antwortete Gauss 1950 in einem Interview: „Aus Liebe zur Sache, aus Begeisterung zur Welt der Kunst. Es ist kein Beruf, eher eine Berufung, ein künstlerisches Amt, für das man geboren sein muß. Der wahre Kunsthändler muß ja auch ein künstlerischer Mensch sein. Ein ‚Geschäftsmann’ kann das auf die Dauer nicht. Der vergnügliche Umgang mit den schönen Dingen muß den Verdienst ersetzen. Letzten Endes ist die Freude an der Sache der Lohn. Und noch bis 1930 war es eine wundervolle Sache, da hatte man noch mit interessanten weitgereisten Sammlern und Museumsdirektoren zu tun, die kennenzulernen eine Freude war und von denen man Neues erfahren und auch etwas lernen könnte.“ (Abendzeitung. München. 8. 3. 1950)

Nachweise:
Archiv:
München: Stadtarchiv (mit Dank an Anton Löffelmeier)
Literatur:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Pantheon 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930; Internationales Adressbuch der Antiquare 1940

Sammlung Otto Wilhelm Gauss. Verzeichnis einer kleinen Sammlung graphischer Originalarbeiten Prof. Franz Naager's, München.- München 1914
Wilhelm F. Arntz: Bildersturm.- in: Das Schönste. München. Jg. 8, 1962, Nr. 8, S. 36-39
Erhard Göpel: Sammeln als Aufgabe. Die Kubin-Sammlung des Geistlichen Rates Alois Samhaber. Otto Wilhelm Gauß freundschaftlich gewidmet.- in: Christliche Kunstblätter. H. 2, 1957, S. 5-7
Alfred Kubin. Aquarelle und Handzeichnungen aus der Sammlung Otto Wilhelm Gauss.- Kaiserslautern 1959
Alfred Kubin 1877-1959. Gedächtnisausstellung.- München 1964