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Fraenkel & Co. (Josef Altmann)
  • © Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
  • Repro: Berlinische Galerie
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ALTMANN, Josef
FRAENKEL & CO. (JOSEF ALTMANN)
JOSEF ALTMANN
JOSEF ALTMANN. KUNSTHANDLUNG UND ANTIQUARIAT

Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Lützowufer 13 (1919-1927); Luisenstrasse 6 (1927)
Inhaber: Josef Altmann
Mitarbeiter: Karl Alexander Effenberger (Geschäftsführer)
Bestand: 1919-1927
Charakteristik: Antiquariat, Auktionen, Verlagsbuchhandlung, Kunsthandlung
„Josef Altmann. Antiquariat - Auktionsinstitut. Berlin W 10, Lützowufer 13. Erstausgaben, Autographen, Stiche, Illustr. Bücher. Kataloge auf Wunsch“ (Anzeige in: Der Sammler. Nr. 42 v. 15. 10. 1921, S. 254); „Josef Altmann. Buch- und Kunstantiquariat. Berlin W 10, Lützowufer 13. Bücher, Einbände, Gemälde, Autographen, Kunstblätter. Ankauf und Verkauf. Ich suche besonders zu erwerben: Japanische Farben-Holzschnitte“ (Anzeige in: Der Kunstwanderer. 2. Juniheft 1923, S. 441; September 1923, S. 25); „Josef Altmann Berlin W. 10, Lützowufer 13. Antiquariat: Handschriften, Incunabeln, Erstausgaben, Illustrierte Werke, Kunst, Autographen. Philosophie - Sozialismus. Kataloge werden unberechnet zugesandt […] (Anzeige in: Adressbuch der Antiquare 1926, S. 126)

Ausstellungen:
1919: „Novembergruppe“ (Hans Brass, Max Dungert, Hans Freese, Heinz Fuchs, Herbert Garbe, Oswald Herzog, Bernhard Klein, César Klein, Georg Leschnitzer, Moriz Melzer, Otto Möller, Rudolf Möller, Hilla von Rebay, Heinrich Richter, Emy Roeder, Wilhelm Schmid, Georg Tappert, Willy Zierath)
1921: Jefim Golyscheff; Arthur Segal; Fritz Henning, Alfred Lomnitz; Nikolaus Braun, Anneliese Ratkowski; „Novembergruppe“ (Herbert Behrens-Hangeler, Rudolf Belling, Hans Brass, Willy Breest, Curt Ehrhardt, Peter Foerster, Hermann Freudenau, Heinz Fuchs, Paul Goesch, Hans Siebert von Heister, Karl Jacob Hirsch, Walter Kampmann, Bernhard Klein, César Klein, Georg Leschnitzer, Wassili Luckhardt, Otto Möller, Rudolf Möller, Walter Reger, Kurt Herman Rosenberg, Friedrich Rosenkranz, Wilhelm Schmid, Franz Stock, Georg Tappert); Arthur Segal (Retrospektive 1896-1921)
1922: Nikolaus Braun, Anneliese Ratkowski; „Graphik und Handzeichnungslotterie für die Hungernden in Russland“ (dabei u. a. Otto Freundlich, Käthe Kollwitz, Max Pechstein)

Verlag:
Der Verlag war spezialisiert auf Bibliographien. Neben der ersten Jean-Paul-Bibliographie von Eduard Berend (1925) verlegte Altmann vor allem Sachbibliographien zum Thema Buchwesen wie Jacques Charles Brunet: Manuel du libraire et de l’amateur de livres (1922); Pierre Deschamps: Dictionaire de géographie ancienne et moderne (1922); Johann Georg Theodor Graesse: Trésor de livres rares et précieux (1922); Ludwig Hain: Repertorium bibliographicum (Neudruck der Incunabelbibliographie, 1925). Altmann war auch auf der Suche nach Autoren: „Verfasser wertvoller bibliographischer Werke werden gebeten, sich mit dem Verlag in Verbindung zu setzen“ (Anzeige in: Jahrbuch der deutschen Bibliothek Leipzig. 16, 1925, Anzeigenseite 16); Die geplante Bibliographie „Friedrich der Große als Schriftsteller“ von Bogdan Krieger ist nicht mehr erschienen. Die geplante Reihe „Monumenta Hebraica et Judaica“ kam über den 1926 erschienenen ersten Band (Die Pessach Haggadah des Gerschom Kohen, Prag 1527) nicht hinaus.
1924 erschien Julius Kurth: Von Moronobu bis Hiroshige. Meisterwerke des japanischen Holzschnittes in einer deutschen und einer englischen Ausgabe.

Bemerkung:
Am 1. 1. 1905 wurde die Firma „Akademisches Antiquariat Eduard Fraenkel“ von Eduard Fraenkel und seinem Sohn Siegbert Martin in der Artilleriestrasse 13 gegründet. Eduard Fraenkel schied am 1. 1. 1913 aus und Josef Altmann trat als Miteigentümer am 1. 1. 1914 in die Firma ein, die dann unter dem Namen „Akademisches Antiquariat Fraenkel & Co.“ firmierte. 1919 schied Siegbert Martin Fraenkel aus der Firma aus und gründete unter dem Namen „S. Martin Fraenkel, Fachunternehmen für Buch- und Kunstversteigerungen“ ein neues Unternehmen in der Lützowstrasse 14 (Kurt Mühsam 1923, S. 165).
Josef Altmann war nun der Alleininhaber und betrieb sein Antiquariat unter dem Namen „Fraenkel & Co. (Josef Altmann)“ seit Mai 1919 am Lützowufer 13, wo er sein Angebot an Büchern und Autographen in zahlreichen Angebotskatalogen ausbreitete. Bis 1925 wurden auch zahlreiche Auktionen abgehalten, die 1919 unter dem Namen „Burchard/Altmann Kunstauktionen“ begannen (Der Cicerone. H. 9 v. 8. 5. 1919, S. 271). Otto -> BURCHARD war ebenfalls 1919 in das Haus Lützowufer 13 gezogen.
1919 war eine der vielen neugegründeten Künstlervereinigungen auf der Suche nach einer Ausstellungsmöglichkeit, da die eingesessenen Künstlervereinigungen, aber auch die etablierten Kunsthandlungen dafür nicht zur Verfügung standen oder von den Künstlern abgelehnt wurden. Wer die Verbindung der „Novembergruppe“ zu dem Antiquar herstellte, ist nicht bekannt.
Die Gruppe leitete ihren Namen von den revolutionären Umbrüchen im November 1918 in Deutschland ab, ausserdem sollten jährlich im November die Ausstellungen veranstaltet werden. Die erste gemeinsame Ausstellung in einer Galerie fand vom 4.-30. November 1919 bei „Fraenkel & Co. (Josef Altmann)“ am Lützowufer 13 statt.
Im begleitenden Katalogblatt heisst es: „Die Novembergruppe ist [der] Zusammenschluß radikaler Künstler radikal im Verwerfen bisheriger Ausdrucksformen radikal im Anwenden neuer Ausdrucksmittel“. Die Ausstellungsleitung hatten Hans Brass, Moriz Melzer und Willy Zierath.
Auch die zweite grosse Einzelausstellung der Gruppe fand bei der in der Zwischenzeit in „Josef Altmann. Kunsthandlung und Antiquariat“ umbenannten Galerie vom 1.-30. November 1921 statt.
Josef Altmann kann man als den ersten Kunsthändler der „Novembergruppe“ bezeichnen, denn alle zwischen 1919 und 1922 stattfindenen Ausstellungen wurden von der „Novembergruppe“, die Einzelausstellungen von deren Mitgliedern (Nikolaus Braun, Jefim Golyscheff, Alfred Lomnitz, Anneliese Ratkowski, Arthur Segal) beschickt.
1922 fand eine Ausstellung der besonderen Art statt: Die 1921 ins Leben gerufene „Internationale Arbeiterhilfe“ fand in Deutschland zusätzliche Unterstützung durch die Gründung der "Künstlerhilfe für die Hungernden in Rußland", deren Mitglieder Werke für eine geplante Lotterie stifteten und deren Ergebnisse bei Altmann präsentiert wurden. Curt Glaser schreibt über die Veranstaltung, „die zwar von deutschen Künstlern ausgeht, deren Ertrag jedoch für die Notleidenden draußen, in Rußland bestimmt ist. Es gab seit langem keine so gute, für die Beteiligten so lohnende und in ihren Absichten sie unterstützungswürdige Kunstlotterie wie die der Künstlerhilfe für Rußland. Viele der Besten, zumal unter der jüngeren Generation der Künstler, haben sich mit Spenden beteiligt. Die kleine Ausstellung […] bei Altmann am Lützowufer […] gibt einen guten Überblick über das Schaffen unserer Zeit. Es lohnt, die Ausstellung als solche zu sehen, und manche, den es lockt, für sechs Mark zum Wohltäter zu werden, wird, wenn er ein Blatt von der Kollwitz oder Pechstein davonträgt, vielleicht unversehens zum Sammler.“ (Berliner Börsen-Courier. 26. 3. 1922)
Mit dieser Veranstaltung endete das Ausstellungsprogramm mit lebenden Künstlern bei Josef Altmann.
1924 folgte noch eine Ausstellung von japanischen Holzschnitten aus den Sammlungen von Wilhelm Solf und Julius Kurth, der im gleichen Jahr auch das Mappenwerk „Von Moronobu bis Hiroshige. Meisterwerke des japanischen Holzschnittes“ in einer deutschen und einer englischen Ausgabe im Verlag von Josef Altmann herausbrachte.
1927 übersiedelte Altmann in die Luisenstrasse 6, wenig später wurde das Geschäft geschlossen und das Adressbuch des Deutschen Buchhandels 1928, Abteilung II, S. 1 meldete die Firma als „erloschen“.
Josef Altmann war Mitglied des „Berliner Bibliophilen-Abend“ sowie Mitglied und zeitweise Geschäftsführer der „Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches“ (Fritz Homeyer 1966).
Ob das im Mai 1927 gegründete „Antiquariat Altmann G. m. b. H.“ in der Tauentzienstrasse 7 mit Josef Altmann in Verbindung gebracht werden kann, ist nicht zu belegen. Die Buchhandelsadressbücher der Zeit nennen keinen Besitzer, sondern nur den Geschäftsführer Otto Rothschild.

Nachweise:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Müller, Adressbuch des Deutschen Buchhandels und verwandter Berufszweige; Adressbuch für den Berliner Buchhandel; Dressler 1923;

Kurt Mühsam: Die Kunstauktion. Licht und Schattenseiten des Versteigerungswesens im Kunst-und Antiquitätenhandel für Käufer und Verkäufer.- Berlin 1923
Fritz Homeyer: Deutsche Juden als Bibliophile und Antiquare. 2., erweiterte und verbesserte Auflage.- Tübingen 1966
Helga Kliemann: Die Novembergruppe.- Berlin 1969
Novembergruppe.- Berlin: Galerie Bodo Niemann 1993