Charles A. de Burlet
Werner J. Schweiger





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Work data
Object Number
BG-WJS-M-1,18
Person / organization
Title
Charles A. de Burlet
Date
2005 - 2011
Classification
Creditline
2005 - 2011
Convolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Owner
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Acquisition date
2016
Collection
Copyright
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Owner
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Acquisition date
2016
Collection
Artists' Archives
Copyright
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texts
Transcription
BURLET
CHARLES A. DE BURLET
CHARLES A. DE BURLET NACHF.
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Unter den Linden 1
Inhaber: Charles Albert de Burlet (1910-1912); Hans Boerner, Gustav Nebehay (ab 1912)
Mitarbeiter: Kurt Opitz (Leitung 1912/13)
Bestand: 1910-(1913)
Charakteristik: Kunsthandlung, Graphikhandlung
„Kupferstiche alter Meister. Englische und französische Farbdrucke. Handzeichnungen“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 19 v. 11. 2. 1910, S. 157); „Seltene alte Kupferstiche. Moderne Graphik“ (Anzeige in: Internationale Kunst-Ausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler zu Cöln 1912, S. XV); „Ausstellung von Original-Handzeichnungen von Max Liebermann, Josef Israels, Emil Orlik und anderen modernen Meistern“ (Anzeige in: Kunst und Künstler. H. 5 v. Februar 1913, Anzeigenseite )
Ausstellungen:
1910: Französische Zeichnungen und Graphik des 18. Jahrhunderts; Max Liebermann; Max Slevogt; Ludwig Pietsch; George Morland
1911: Alphonse Legros; Jozef Israëls, Anton Rudolf Mauve, Constant Troyon, François Millet, Eugène Delacroix, Charles Daubigny; Charles Shannon
1912: Max Slevogt, Max Liebermann (neue Radierungen)
1913: Original-Handzeichnungen und Radierungen von Max Liebermann, Jozef Israëls, Emil Orlik und anderen modernen Meistern; Max Mayrshofer
Bemerkung:
Charles Albert de Burlet (1882-1956) stammte aus einer wohlhabenden holländischen Familie, hospitierte als Kunsthändler bei der Leipziger Firma C. G. Boerner, ehe er sich 1910 in Berlin selbständig machte. „Im Erdgeschoß des Hauses Adlon unter den Linden hat Charles A. de Burlet eine ständige Ausstellung alter und neuer Graphik eingerichtet. Die sehr ansprechende und vornehme Ausstattung der neuen Kunsthandlung wurde von Muthesius entworfen.“ (Der Cicerone. H. 3, 1910, S. 109). Die äusserst seltene Gelegenheit, etwas über die Ausstattung von Kunsthandlungen zu erfahren, verdanken wir dem zeitgenössischen Berichterstatter Ernst Schur: „Gerade bei solchen verhältnismäßig kleinen Aufgaben zeigt sich die Fähigkeit architektonischer Zweckgestaltung. Muthesius hat dem Raum eine außerordentlich vornehme, aber doch ganz sachliche Haltung gegeben. Die helle, lichte Farbe des Holzes, die in weißen Feldern kassettierte Decke, die durch spiralenartige Ornamente in Rot eine festlichere Farbigkeit erhalten, der ein unifarbiger Teppich in feiner grauer Tönung entspricht, das alles eint sich zu einem behaglichen Eindruck und schafft so den Stichen und Radierungen ein Milieu, das ebenso sehr einem geschmackvollen Verkaufsraum wie dem Salon eines für seine Objekte begeisterten Sammlers entspricht. Im kleinen ist dies eine Leistung von Geschmack und Sachlichkeit, einheitlich im ganzen und belebt in den Teilen, persönlich und doch ohne Extravaganz […]“ (Die Kunst. H. 6 v. März 1910, Anzeigenseite III-IV; Abbildung in: Die Kunst in Industrie und Handel 1913. Tafel 83).
Die Ausstattung von Hermann Muthesius (1861-1927), einem der wichtigsten Wortführer der architektonischen Moderne dürfte den Kunsthändler so begeistert haben, dass er sich in der Folge von dem Architekten 1911 ein Landhaus in Berlin-Schlachtensee errichten liess. (Das Haus ist erhalten und steht unter Denkmalschutz.)
Die neue Kunsthandlung wurde von den zeitgenössischen Rezensenten begrüsst und positiv bewertet. Curt Glaser erwähnt die Ausstellungen französischer Farbenstiche, Max Liebermanns und Max Slevogts und meint, „die kleinen gewählten Ausstellungen […] können als ein Programm gelten, und man muß nur hoffen, daß das Publikum dem neuen Unternehmen das verdiente Entgegenkommen zeigt und damit eine Daseinsmöglichkeit bereitet.“ (Die Kunst. H. 2 v. November 1910, S. 68) und Der Cicerone schreibt von „dem kleinen intimen Laden dieser nach Qualitätsprinzipien arbeitenden Kunsthandlung“ (Der Cicerone. H. 20, 1911, S. 803)
Zur Slevogt-Ausstellung im September 1910, gezeigt wurden Tieraquarelle, Illustrationsskizzen zum „Ali Baba“ und künstlerische Gelegenheitsgraphik, ist eine dekorative Einladung bekannt (Zur Westen 1912, Bd. 1, nach S. 184), die „sich zum Feinsten, Geistreichsten und Meisterlichsten zugesellt, was der als Illustrator so bedeutende Künstler bisher in diesem Genre geschaffen hat“ ( Unbezeichneter Ausschnitt im Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien).
Burlet veröffentlichte eine Reihe von illustrierten Katalogen und Preislisten, beispielsweise 1911 „Moderne Originalzeichnungen, Radierungen, Lithographien“ mit Arbeiten deutscher und französischer Künstler. Unter den zeitgenössischen deutschen Künstlern waren u. a. Max Liebermann, Emil Orlik, Karl Stauffer-Bern und Max Klinger. (Der Kunstmarkt. Nr. 3 v. 18. 10. 1911, S. 33).
1912 zog sich de Burlet zurück und gründete am 1. Jänner 1913 in der Viktoriastrasse 14 eine neue Kunsthandlung (Der Cicerone. H. 3 v. Februar 1912, S. 121), wo er „einen in Geschmack und Auswahl originellen Handel betrieb“ (Frohlich-Bume 1959, S. 65). Er beschäftigte sich dort vorwiegend mit alter Kunst. „Er war einer der Stillen, der sein Geschäft ohne jedes Aufheben, mit viel Diskretion betrieb. Es gab weder Ausstellungen noch Kataloge, keine Inserate, keinerlei Reklame.“ (Nebehay 1983, S. 237). Daneben engagierte er sich in der Berufsvereinigung und war 2. Vorsitzender der Ortsgruppe Berlin des „Verband des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels e. V.“ (Deutscher Wirtschaftsführer 1929, Sp. 354)
Um 1933/34 übersiedelte er mit seiner Kunsthandlung nach Basel, St. Albanvorstadt 49. (Purrmann 1961, S. 242; Nebehay 1983, S. 237; Nebehay 1995, S. 58-61)
Die Kunsthandlung im Hotel Adlon wurde 1912 von Hans Boerner (1877-1947) und -> GUSTAV NEBEHAY (1881-1935), der sich 1916 in Wien mit einer eigenen Kunsthandlung selbständig machte, übernommen und firmierte unter „Charles A. de Burlet Nachf.“
„Die Geschäftsleitung wurde dem langjährigen Mitarbeiter des Hauses C. G. Börner, Leipzig, Herrn Kurt Opitz übertragen.“ (Der Cicerone. H. 23 v. Dezember 1912, S. 913).
Gleichzeitig mit der Februar-Ausstellung 1913 erschien der „Lagerkatalog VI“ mit 257 Nummern und 22 Abbildungen mit Original-Handzeichnungen von Max Liebermann, Jozef Israëls, Emil Orlik und graphischen Arbeiten moderner Künstler (Anzeige in: Kunstchronik. Nr. 19 v. 7. 2. 1913, Umschlagseite). Das Angebot enthielt eine „aus Privatbesitz stammende kleine, aber wertvolle Sammlung von Max Liebermann und Joseph Israels, wie sie in solcher Vereinigung selten auf den Markt gekommen ist. Die Liebermannsammlung gewinnt besonderes Interesse durch einige Originalzeichnungen, die später in Radierungen ausgeführt sind […] Die zweite Abteilung des Kataloges bringt gewählte graphische Arbeiten anderer moderner Künstler, darunter besonders schöne Probedrucke von Radierungen [Fritz] Boehles und eine Serie Handzeichnungen von Emil Orlik.“ (Der Kunstmarkt. Nr. 19 v. 7. 2. 1913, S. 172; gleichlautend auch in: Der Cicerone. H. 3 v. Februar 1913, S. 110). {Im April 1913 erschien „Lagerkatalog VII“, beinhaltend „eine Sammlung von 300 Blättern: Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte alter Meister“ (Der Kunstmarkt. Nr. 30 v. 25. 4. 1913, S. 262)}.
Wohl um/nach 1913 wurde die Kunsthandlung geschlossen. „Es könnte sein, daß die dort verlangte Miete ganz einfach viel zu hoch war und sich die Hoffnung, man werde Gäste dieses Hotels als Kunden gewinnen, nicht erfüllte.“ (Nebehay 1983, S. 236). {Diese Vermutung Nebehays wird bestätigt durch einen Brief von Albert Kollmann an Edvard Munch vom 6. September 1912: „Es ist aber die allerteuerste Ecke von Berlin, wo [Burlet] ein kl. Cabinet hat u. 20,000 M Miete zahlt“ (Munch-Museet Oslo;} Dank an Stefan Pucks, Bergfelde, für den Hinweis).
Gustav-> NEBEHAY wurde später Kunsthändler in Wien.
Nachweise:
Pantheon 1914 (Unter den Linden 1); Handbuch des Kunstmarktes 1926 (Viktoriastrasse 14)
Maecenas 1927 (Viktoriastrasse 14); Maecenas 1930 (Viktoriastrasse 14)
Walter von Zur Westen: Berlins graphische Gelegenheitskunst.- Berlin 1912
Die Kunst in Industrie und Handel.- Jena 1913. (Jahrbuch des Deutschen Werkbundes. 1913.)
Deutscher Wirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten […].- Hamburg 1929
L. Frohlich-Bume: Der Kunsthandel in Berlin zwischen 1917 und 1933.- in: Du. H. v. Oktober 1959, S. 62-70
Leben und Meinungen des Malers Hans Purrmann. An Hand seiner Erzählungen, Schriften und Briefe zusammengestellt von Barbara und Erhard Göpel.- Wiesbaden 1961
Christian M. Nebehay: Die goldenen Sessel meines Vaters. Gustav Nebehay (1881-1935). Antiquar und Kunsthändler in Leipzig, Wien und Berlin.- Wien1983
Christian M. Nebehay: Das Glück auf dieser Welt. Erinnerungen.- Wien 1995
{BURLET ERGÄNZUNG
Dagegen lobt Kollmann am nächsten Tag: "[...] nun will auch Charles A. de Burlet gern Ihre Graphik kennen lernen. Der hat hier seit einigen Jahren ein sehr exclusives Kunstgeschäft meist für klassische Graphik. Es ist unter den Linden dort wo der alte Schulte früher war, Ecke von Pariser Platz. Ich schicke nun Ihre Graphik dahin u. morgen ist Conferenz. - Der hat in Graphik feinste Weltverbindung."
Am 6.9.1912 berichtet Kollmann über de Burlet (und bestätigt Nebehays spätere Vermutung über die zu hohe Miete): "Er hat feines Urteil u. möchte von Ihrer Graphik wohl Lager halten. Es ist aber die allerteuerste Ecke von Berlin, wo er ein kl. Cabinet hat u. 20,000 M Miete zahlt. Er arbeitet Graphik nicht anders als 33 1/3 % Commisssion. Er sagt, mit Arnold Dresden muss er gleiche Preise fordern." Obwohl er de Burlet auf 25 % runterhandelt, läßt er seine Munch-Graphik nur kurz in diesem "feinen Geschäft", am 12.9.1912 berichtet Kollmann Munch, daß er seine Graphik zurück habe und sie wieder im Speicher untergebracht sei. Ach, ich glaube, mein Interesse an dem Berliner Kunsthandel vor 1945 geht auf diese amüsanten Kollmann-Berichte zurück, die ich im Sommer 1987 im Munch-museet Oslo studierte und die es verdienten, publiziert zu werden...
Albert Kollmann an Edvard Munch, Munch-museet Oslo
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BURLET
CHARLES A. DE BURLET
CHARLES A. DE BURLET NACHF.
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Unter den Linden 1
Inhaber: Charles Albert de Burlet (1910-1912); Hans Boerner, Gustav Nebehay (ab 1912)
Mitarbeiter: Kurt Opitz (Leitung 1912/13)
Bestand: 1910-(1913)
Charakteristik: Kunsthandlung, Graphikhandlung
„Kupferstiche alter Meister. Englische und französische Farbdrucke. Handzeichnungen“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 19 v. 11. 2. 1910, S. 157); „Seltene alte Kupferstiche. Moderne Graphik“ (Anzeige in: Internationale Kunst-Ausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler zu Cöln 1912, S. XV); „Ausstellung von Original-Handzeichnungen von Max Liebermann, Josef Israels, Emil Orlik und anderen modernen Meistern“ (Anzeige in: Kunst und Künstler. H. 5 v. Februar 1913, Anzeigenseite )
Ausstellungen:
1910: Französische Zeichnungen und Graphik des 18. Jahrhunderts; Max Liebermann; Max Slevogt; Ludwig Pietsch; George Morland
1911: Alphonse Legros; Jozef Israëls, Anton Rudolf Mauve, Constant Troyon, François Millet, Eugène Delacroix, Charles Daubigny; Charles Shannon
1912: Max Slevogt, Max Liebermann (neue Radierungen)
1913: Original-Handzeichnungen und Radierungen von Max Liebermann, Jozef Israëls, Emil Orlik und anderen modernen Meistern; Max Mayrshofer
Bemerkung:
Charles Albert de Burlet (1882-1956) stammte aus einer wohlhabenden holländischen Familie, hospitierte als Kunsthändler bei der Leipziger Firma C. G. Boerner, ehe er sich 1910 in Berlin selbständig machte. „Im Erdgeschoß des Hauses Adlon unter den Linden hat Charles A. de Burlet eine ständige Ausstellung alter und neuer Graphik eingerichtet. Die sehr ansprechende und vornehme Ausstattung der neuen Kunsthandlung wurde von Muthesius entworfen.“ (Der Cicerone. H. 3, 1910, S. 109). Die äusserst seltene Gelegenheit, etwas über die Ausstattung von Kunsthandlungen zu erfahren, verdanken wir dem zeitgenössischen Berichterstatter Ernst Schur: „Gerade bei solchen verhältnismäßig kleinen Aufgaben zeigt sich die Fähigkeit architektonischer Zweckgestaltung. Muthesius hat dem Raum eine außerordentlich vornehme, aber doch ganz sachliche Haltung gegeben. Die helle, lichte Farbe des Holzes, die in weißen Feldern kassettierte Decke, die durch spiralenartige Ornamente in Rot eine festlichere Farbigkeit erhalten, der ein unifarbiger Teppich in feiner grauer Tönung entspricht, das alles eint sich zu einem behaglichen Eindruck und schafft so den Stichen und Radierungen ein Milieu, das ebenso sehr einem geschmackvollen Verkaufsraum wie dem Salon eines für seine Objekte begeisterten Sammlers entspricht. Im kleinen ist dies eine Leistung von Geschmack und Sachlichkeit, einheitlich im ganzen und belebt in den Teilen, persönlich und doch ohne Extravaganz […]“ (Die Kunst. H. 6 v. März 1910, Anzeigenseite III-IV; Abbildung in: Die Kunst in Industrie und Handel 1913. Tafel 83).
Die Ausstattung von Hermann Muthesius (1861-1927), einem der wichtigsten Wortführer der architektonischen Moderne dürfte den Kunsthändler so begeistert haben, dass er sich in der Folge von dem Architekten 1911 ein Landhaus in Berlin-Schlachtensee errichten liess. (Das Haus ist erhalten und steht unter Denkmalschutz.)
Die neue Kunsthandlung wurde von den zeitgenössischen Rezensenten begrüsst und positiv bewertet. Curt Glaser erwähnt die Ausstellungen französischer Farbenstiche, Max Liebermanns und Max Slevogts und meint, „die kleinen gewählten Ausstellungen […] können als ein Programm gelten, und man muß nur hoffen, daß das Publikum dem neuen Unternehmen das verdiente Entgegenkommen zeigt und damit eine Daseinsmöglichkeit bereitet.“ (Die Kunst. H. 2 v. November 1910, S. 68) und Der Cicerone schreibt von „dem kleinen intimen Laden dieser nach Qualitätsprinzipien arbeitenden Kunsthandlung“ (Der Cicerone. H. 20, 1911, S. 803)
Zur Slevogt-Ausstellung im September 1910, gezeigt wurden Tieraquarelle, Illustrationsskizzen zum „Ali Baba“ und künstlerische Gelegenheitsgraphik, ist eine dekorative Einladung bekannt (Zur Westen 1912, Bd. 1, nach S. 184), die „sich zum Feinsten, Geistreichsten und Meisterlichsten zugesellt, was der als Illustrator so bedeutende Künstler bisher in diesem Genre geschaffen hat“ ( Unbezeichneter Ausschnitt im Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien).
Burlet veröffentlichte eine Reihe von illustrierten Katalogen und Preislisten, beispielsweise 1911 „Moderne Originalzeichnungen, Radierungen, Lithographien“ mit Arbeiten deutscher und französischer Künstler. Unter den zeitgenössischen deutschen Künstlern waren u. a. Max Liebermann, Emil Orlik, Karl Stauffer-Bern und Max Klinger. (Der Kunstmarkt. Nr. 3 v. 18. 10. 1911, S. 33).
1912 zog sich de Burlet zurück und gründete am 1. Jänner 1913 in der Viktoriastrasse 14 eine neue Kunsthandlung (Der Cicerone. H. 3 v. Februar 1912, S. 121), wo er „einen in Geschmack und Auswahl originellen Handel betrieb“ (Frohlich-Bume 1959, S. 65). Er beschäftigte sich dort vorwiegend mit alter Kunst. „Er war einer der Stillen, der sein Geschäft ohne jedes Aufheben, mit viel Diskretion betrieb. Es gab weder Ausstellungen noch Kataloge, keine Inserate, keinerlei Reklame.“ (Nebehay 1983, S. 237). Daneben engagierte er sich in der Berufsvereinigung und war 2. Vorsitzender der Ortsgruppe Berlin des „Verband des Deutschen Kunst- und Antiquitätenhandels e. V.“ (Deutscher Wirtschaftsführer 1929, Sp. 354)
Um 1933/34 übersiedelte er mit seiner Kunsthandlung nach Basel, St. Albanvorstadt 49. (Purrmann 1961, S. 242; Nebehay 1983, S. 237; Nebehay 1995, S. 58-61)
Die Kunsthandlung im Hotel Adlon wurde 1912 von Hans Boerner (1877-1947) und -> GUSTAV NEBEHAY (1881-1935), der sich 1916 in Wien mit einer eigenen Kunsthandlung selbständig machte, übernommen und firmierte unter „Charles A. de Burlet Nachf.“
„Die Geschäftsleitung wurde dem langjährigen Mitarbeiter des Hauses C. G. Börner, Leipzig, Herrn Kurt Opitz übertragen.“ (Der Cicerone. H. 23 v. Dezember 1912, S. 913).
Gleichzeitig mit der Februar-Ausstellung 1913 erschien der „Lagerkatalog VI“ mit 257 Nummern und 22 Abbildungen mit Original-Handzeichnungen von Max Liebermann, Jozef Israëls, Emil Orlik und graphischen Arbeiten moderner Künstler (Anzeige in: Kunstchronik. Nr. 19 v. 7. 2. 1913, Umschlagseite). Das Angebot enthielt eine „aus Privatbesitz stammende kleine, aber wertvolle Sammlung von Max Liebermann und Joseph Israels, wie sie in solcher Vereinigung selten auf den Markt gekommen ist. Die Liebermannsammlung gewinnt besonderes Interesse durch einige Originalzeichnungen, die später in Radierungen ausgeführt sind […] Die zweite Abteilung des Kataloges bringt gewählte graphische Arbeiten anderer moderner Künstler, darunter besonders schöne Probedrucke von Radierungen [Fritz] Boehles und eine Serie Handzeichnungen von Emil Orlik.“ (Der Kunstmarkt. Nr. 19 v. 7. 2. 1913, S. 172; gleichlautend auch in: Der Cicerone. H. 3 v. Februar 1913, S. 110). {Im April 1913 erschien „Lagerkatalog VII“, beinhaltend „eine Sammlung von 300 Blättern: Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte alter Meister“ (Der Kunstmarkt. Nr. 30 v. 25. 4. 1913, S. 262)}.
Wohl um/nach 1913 wurde die Kunsthandlung geschlossen. „Es könnte sein, daß die dort verlangte Miete ganz einfach viel zu hoch war und sich die Hoffnung, man werde Gäste dieses Hotels als Kunden gewinnen, nicht erfüllte.“ (Nebehay 1983, S. 236). {Diese Vermutung Nebehays wird bestätigt durch einen Brief von Albert Kollmann an Edvard Munch vom 6. September 1912: „Es ist aber die allerteuerste Ecke von Berlin, wo [Burlet] ein kl. Cabinet hat u. 20,000 M Miete zahlt“ (Munch-Museet Oslo;} Dank an Stefan Pucks, Bergfelde, für den Hinweis).
Gustav-> NEBEHAY wurde später Kunsthändler in Wien.
Nachweise:
Pantheon 1914 (Unter den Linden 1); Handbuch des Kunstmarktes 1926 (Viktoriastrasse 14)
Maecenas 1927 (Viktoriastrasse 14); Maecenas 1930 (Viktoriastrasse 14)
Walter von Zur Westen: Berlins graphische Gelegenheitskunst.- Berlin 1912
Die Kunst in Industrie und Handel.- Jena 1913. (Jahrbuch des Deutschen Werkbundes. 1913.)
Deutscher Wirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten […].- Hamburg 1929
L. Frohlich-Bume: Der Kunsthandel in Berlin zwischen 1917 und 1933.- in: Du. H. v. Oktober 1959, S. 62-70
Leben und Meinungen des Malers Hans Purrmann. An Hand seiner Erzählungen, Schriften und Briefe zusammengestellt von Barbara und Erhard Göpel.- Wiesbaden 1961
Christian M. Nebehay: Die goldenen Sessel meines Vaters. Gustav Nebehay (1881-1935). Antiquar und Kunsthändler in Leipzig, Wien und Berlin.- Wien1983
Christian M. Nebehay: Das Glück auf dieser Welt. Erinnerungen.- Wien 1995
{BURLET ERGÄNZUNG
Dagegen lobt Kollmann am nächsten Tag: "[...] nun will auch Charles A. de Burlet gern Ihre Graphik kennen lernen. Der hat hier seit einigen Jahren ein sehr exclusives Kunstgeschäft meist für klassische Graphik. Es ist unter den Linden dort wo der alte Schulte früher war, Ecke von Pariser Platz. Ich schicke nun Ihre Graphik dahin u. morgen ist Conferenz. - Der hat in Graphik feinste Weltverbindung."
Am 6.9.1912 berichtet Kollmann über de Burlet (und bestätigt Nebehays spätere Vermutung über die zu hohe Miete): "Er hat feines Urteil u. möchte von Ihrer Graphik wohl Lager halten. Es ist aber die allerteuerste Ecke von Berlin, wo er ein kl. Cabinet hat u. 20,000 M Miete zahlt. Er arbeitet Graphik nicht anders als 33 1/3 % Commisssion. Er sagt, mit Arnold Dresden muss er gleiche Preise fordern." Obwohl er de Burlet auf 25 % runterhandelt, läßt er seine Munch-Graphik nur kurz in diesem "feinen Geschäft", am 12.9.1912 berichtet Kollmann Munch, daß er seine Graphik zurück habe und sie wieder im Speicher untergebracht sei. Ach, ich glaube, mein Interesse an dem Berliner Kunsthandel vor 1945 geht auf diese amüsanten Kollmann-Berichte zurück, die ich im Sommer 1987 im Munch-museet Oslo studierte und die es verdienten, publiziert zu werden...
Albert Kollmann an Edvard Munch, Munch-museet Oslo
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