Kunsthandlung Eugen Artin
Werner J. Schweiger
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BG-WJS-M-1,223
Person / organization
Title
Kunsthandlung Eugen Artin
Classification
Owner
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Acquisition date
2016
Collection
Copyright
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Owner
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Acquisition date
2016
Collection
Artists' Archives
Copyright
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texts
Transcription
ARTIN
KUNSTHANDLUNG EUGEN ARTIN
KUNST- UND ANTIQUITÄTEN-HANDLUNG EUGEN ARTIN
EUGEN ARTIN
KUNSTHANDLUNG ARTIN
Adresse: WIEN, Getreidemarkt 6; Stephansplatz 4
Inhaber: Eugen Artin
Bestand: 1897-(1926)
Charakteristik: Kunsthandlung
„Kunsthandlung Eugen Artin. Verkaufsstelle Wien, Stefansplatz Nr. 4 (Deutsches Haus). Gemäldecabinet VI., Getreidemarkt 1.“ (Anzeige in: Secession. 1. Ausstellung 1898, Umschlagseite 3); „Kunst- und Antiquitäten-Handlung Eugen Artin. Moderne und alte Gemälde. Ausstellungen. Auctionen. Wien I. Stefansplatz 4 (Deutsches Haus)“ (Anzeige in: Secession. 2. Ausstellung 1898. S. 45); „Eugen Artin. Gemälde, Radierungen, Kupferstiche, Lithographien, Kunstgewerbe“ (Anzeige in: Katalog der Modernen Galerie in Wien.- Wien 1903. Anzeigenseite); „Gemälde, moderne Graphik, Kunstgewerbe, Rahmenerzeugung“ (Anzeige in:
Internationales Adressbuch von Bildenden Künstlern. Jahrgang 1907. Hrsg. v. Gerhard Klement.- Wien 1907. Anzeigenseite [41]); „Kunsthandlung Artin. Wien I. Stefanspl. 4. Kunstobjekte und Gemälde. Schätzungen und Reelle Verkäufe“ (Anzeige in: High Life Almanach 1910. S. 442 (2. Paginierung); „Kunsthandlung Eugen Artin. Wien I Stefansplatz 4 Tel: 8279 Modernes Kunstgewerbe, Ausführung von Rahmen und Kunst-Tischlerarbeiten in eigen. Werkstätte“ (Anzeige in: High Life Almanach 1914/15. S. 40).
Ausstellungen:
1897: Max Kuschel; Max Slevogt (in Räumen der k. k. Gartenbaugesellschaft, 1898 auch im Redouten-Saal des Landestheaters in Graz)
1899: Weihnachtsausstellung (dabei u. a. Ferdinand Andri, Josef Engelhart, Franz Hohenberger,
Rudolf Jettmar, Maximilian Kurzweil, Ernst Stöhr, Max Slevogt, Hans Thoma, Heinrich Vogeler)
1900: Ferdinand Kruis; Rudolf Jettmar
1902: Menci Clement Crncic; Eduard Braunthal
1903: Vlaho Bukovac
1904: Weihnachtsausstellung (dabei u. a. Ferdinand Andri, Josef Engelhart, Emil Orlik, Ludwig Sigmundt, Max Slevogt, Hans Thoma)
1905: Alois Hänisch
1906: Josef Edgar Kleinert
1915: Hans Böhler; Vlaho Bukovac
1920: Verein heimischer Künstler Klosterneuburgs (5. Ausstellung); Hans und Leo Frank
1921: Vlaho Bukovac und seine Töchter Ivanka und Jelica
1922: Hilda Goldschmidt
1923: Marcel Kammerer
Bemerkung:
Der in Wien geborene Eugen Artin (1865-1924) gab vor der Eröffnung seines Kunsthandels im Wiener Adressbuch seinen Beruf mit “Kunsthistoriker u. -Kritiker“ an, nach der 1897 erfolgten Gründung seine „Kunsthandlung Eugen Artin“ in Wien 6., Getreidemarkt 1 gab er „Bilder- und Antiquitätenhändler, Schriftsteller“ als Berufsbezeichnung an.
Wohl im Hinblick auf den geplanten Abriss und den Neubau des Hauses in unmittelbarer Nachbarschaft zum 1898 errichteten neuen Haus der Wiener Secession eröffnete er 1898 eine Zweigstelle am Stephansplatz 4, die wenig später zum einzigen Standort der Kunsthandlung wurde.
Aus den zwischen 1898 und 1914 geschalteten Anzeigen lässt sich die kontinuierliche Erweiterung der Geschäftsfelder ablesen: Zuerst „Moderne und alte Gemälde. Ausstellungen. Auctionen“ (Anzeige 1898), später erweitert um „Radierungen, Kupferstiche, Lithographien, Kunstgewerbe“ (Anzeige 1903), 1907 kommt die „Rahmenerzeugung“ dazu, die dann später noch durch „Ausführung von Rahmen u. Kunst-Tischlerarbeiten in eigen. Werkstätte“ (Anzeige 1914/15) ergänzt wurde.
Über seine Anfänge schreibt Theodor Frimmel: „[Artin] begann mit einem kleinen Geschäft am Getreidemarkt […]. In seiner Ausstellung waren damals zu sehen Werke von H. Cairati, Jos. Engelhart, Max Kuschel, Walter Firle, Fr. v. Uhde, Hans Thoma u. a. […] Artin fördert die Kunst sezessionistischer Richtung, versteht aber daneben auch das gute Alte zu schätzen.“ (Frimmel 1913, S. 77)
Das Ausstellungsprogramm wurde auch in der Folge von den vorwiegend Wiener Künstlern aus dem Umkreis der 1897 gegründeten „Secession“ bestritten, aber auch Münchener Maler wie Max Kuschel und Max Slevogt und kroatische Maler wie Menci Clement Crncic und Vlaho Bukovac und dessen malende Töchter wurden präsentiert.
Im Jahr der Gründung veranstalte Artin am 16.-18. Dezember 1897 die „I. Gemälde-Auction. Gemälde alter Meister. Alte und moderne Wiener Schule. Ausländische Meister, Antiquitäten“ in den Sälen des Österreichischen Kunstvereines in Wien I., Tuchlauben 8. Einer der „ausländischen Meister“ war der damals in München wirkende Max Slevogt, von dem nicht nur neue Werke angeboten wurden, sondern der auch den Umschlag des Auktionskataloges entwarf. Nach dem Bericht von Theodor Frimmel hatte die Auktion wenig Erfolg (Frimmel 1913, S. 77).
Mit Slevogt dürfte Artin eine besondere Beziehung verbunden haben, denn bereits vom 20. Oktober bis 23. November 1897 mietete der Kunsthändler einige Säle der „K. k. Gartenbau-Gesellschaft“ am Parkring 12 (ebenda fand 1898 die erste Ausstellung der Wiener Secession statt), wo eine große, durch ein Plakat von Alfred Roller beworbene Slevogt-Ausstellung stattfand, die anschliessend nach Graz wanderte, wo sie im Redouten-Saal des Landestheaters gezeigt wurde.
Slevogt blieb auch in der Folge im Angebot von Artin, wie der folgende Bericht von Richard Muther anläßlich der Weihnachtsausstellung 1899 belegt: „Artin hat sein Local zu einer Filiale der Secession gemacht. Von Andri, Engelhart, Hohenberger, Jettmar, Kurzweil und Stöhr, auch von Slevogt, Thoma und Vogeler sind feine Sachen vorhanden und es überrascht, am Stephansplatz, mitten im alten Wien, in Räume zu treten, in die a u c h schon der ‚Geschmack Secession’ gedrungen.“ (Richard Muther: Weihnachtsausstellung 1899.- Abdruck in: Muther 1900, S. 33-34)
Im Jahre 1900 unterstütze Artin den von Adolf Loos eingerichteten „Wiener Frauenclub“
durch die Überlassung von Kunstwerken. („die Ausschmückung der Räume mit Kunstblättern hat Herr Kunsthändler Eugen Artin […] gütigst übernommen.“ (Jodl 1900, S. 2)
Ende 1904 wurden die Ausstellungsräume erweitert, worüber Ludwig Hevesi berichtete: „Bei Artin interessiert ein neues Ausstellungslokal im ersten Stock des Deutschen Hauses durch den altmodisch gediegenen Charakter der Zimmer (im Palast des Deutschen Ritterordens!) mit prächtigen Stuckreliefdecken und kunstvoll eingelegten Fußböden. Es wurde vor Weihnachten viel besucht. Zahlreiche Altwiener Bilder (Danhauser, Gauermann, Kriehuber, Wurzinger, J. B. Reiter) interessieren, dazu Neues, Hochmodernes von Slevogt, Thoma, Orlik, Engelhart, Sigmundt, Andri und anderen. Für die moderne vervielfältigende Kunst hat Artin ein neues Zentrum geschaffen.“ (Kunst- und Kunsthandwerk. H. 1, 1905, S. 80)
Anlässlich einer 1905 stattfindenden Ausstellung der Werke von Adolf Hänisch, die auch von einem Plakat des Künstlers begleitet war, schrieb der Kunstkritiker Der „Neuen Freien Presse“ eine kurze Geschichte der Kunsthandlung, die sich auch als ein (verfrühter) Nachruf lesen lässt:
„Herr Artin hat zu einer Zeit, wo von einer Wiener Sezession noch nicht die Rede war, mit Eifer, freilich ohne viel Erfolg, sich für die modernen Bestrebungen eingesetzt. Neben Uhde, Slevogt, Engelhart, fand man damals schon Studien und Skizzen von Andri, Stöhr, Kurzweil und anderen, deren Arbeit sonst nirgends Aufnahme fanden, später aber sehr dazu beitrugen, den Ruf und das Ansehen der Sezession zu festigen.“ (Adalbert Franz Seligmann: Allerlei Kunstausstellungen.- in: Neue Freie Presse. 24. 2. 1905, S. 1-2) Der in dem Text genannte Ernst Stöhr entwarf bereits 1898 eine Geschäftskarte für Eugen Artin (Entwurf im Stadtmuseum St. Pölten).
1905 war auch das Jahr, in dem durch den Austritt der „Klimt-Gruppe“ die grosse Zeit der Wiener Secession zu Ende ging. Kunsthändlerischer Vertreter der „Klimt-Gruppe“ wurde die -> GALERIE MIETHKE und bereits Ende 1905 konnte man über Artin lesen, dass er „immer seltener von sich hören ließ“ (Österreichische Rundschau. H. 53 v. 2. 11. 1905, S. 39).
In der Folge sind nur mehr wenige Ausstellungen nachweisbar und Artin dürfte sich auf den reinen Kunsthandel beschränkt haben. Eugen Artin starb 1924 in Wien. Sein Nachlass wurde 1928 von C. J. -> WAWRA versteigert (296. Auktion von C. J. Wawra, Aus dem Nachlass Eugen Artin, ferner aus aristokratischem und Wiener Privatbesitz. 29. 2. und 1. 3. 1928).
Nachweise:
Jahrbuch der bildenden Kunst 1904; Maecenas 1927
Richard Muther: Studien und Kritiken. Band 1.- Wien 1900
Jodl, Margarethe: Rede zur Eröffnungsfeier des Wiener Frauenclubs gehalten von der Präsidentin am 15. November 1900.- Wien 1900
Theodor v. Frimmel: Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen. Buchstabe A bis F.- München 1913
Werner J. Schweiger: „Damit Wien einen ernsten Kunstsalon besitze:“ Die Galerie Miethke unter besonderer Berücksichtigung von Carl Moll als Organisator.- in: BELVEDERE. Wien. Jg. 4, Heft 2, 1998, S. 64-85; zu Artin S. 66
Transcription
ARTIN
KUNSTHANDLUNG EUGEN ARTIN
KUNST- UND ANTIQUITÄTEN-HANDLUNG EUGEN ARTIN
EUGEN ARTIN
KUNSTHANDLUNG ARTIN
Adresse: WIEN, Getreidemarkt 6; Stephansplatz 4
Inhaber: Eugen Artin
Bestand: 1897-(1926)
Charakteristik: Kunsthandlung
„Kunsthandlung Eugen Artin. Verkaufsstelle Wien, Stefansplatz Nr. 4 (Deutsches Haus). Gemäldecabinet VI., Getreidemarkt 1.“ (Anzeige in: Secession. 1. Ausstellung 1898, Umschlagseite 3); „Kunst- und Antiquitäten-Handlung Eugen Artin. Moderne und alte Gemälde. Ausstellungen. Auctionen. Wien I. Stefansplatz 4 (Deutsches Haus)“ (Anzeige in: Secession. 2. Ausstellung 1898. S. 45); „Eugen Artin. Gemälde, Radierungen, Kupferstiche, Lithographien, Kunstgewerbe“ (Anzeige in: Katalog der Modernen Galerie in Wien.- Wien 1903. Anzeigenseite); „Gemälde, moderne Graphik, Kunstgewerbe, Rahmenerzeugung“ (Anzeige in:
Internationales Adressbuch von Bildenden Künstlern. Jahrgang 1907. Hrsg. v. Gerhard Klement.- Wien 1907. Anzeigenseite [41]); „Kunsthandlung Artin. Wien I. Stefanspl. 4. Kunstobjekte und Gemälde. Schätzungen und Reelle Verkäufe“ (Anzeige in: High Life Almanach 1910. S. 442 (2. Paginierung); „Kunsthandlung Eugen Artin. Wien I Stefansplatz 4 Tel: 8279 Modernes Kunstgewerbe, Ausführung von Rahmen und Kunst-Tischlerarbeiten in eigen. Werkstätte“ (Anzeige in: High Life Almanach 1914/15. S. 40).
Ausstellungen:
1897: Max Kuschel; Max Slevogt (in Räumen der k. k. Gartenbaugesellschaft, 1898 auch im Redouten-Saal des Landestheaters in Graz)
1899: Weihnachtsausstellung (dabei u. a. Ferdinand Andri, Josef Engelhart, Franz Hohenberger,
Rudolf Jettmar, Maximilian Kurzweil, Ernst Stöhr, Max Slevogt, Hans Thoma, Heinrich Vogeler)
1900: Ferdinand Kruis; Rudolf Jettmar
1902: Menci Clement Crncic; Eduard Braunthal
1903: Vlaho Bukovac
1904: Weihnachtsausstellung (dabei u. a. Ferdinand Andri, Josef Engelhart, Emil Orlik, Ludwig Sigmundt, Max Slevogt, Hans Thoma)
1905: Alois Hänisch
1906: Josef Edgar Kleinert
1915: Hans Böhler; Vlaho Bukovac
1920: Verein heimischer Künstler Klosterneuburgs (5. Ausstellung); Hans und Leo Frank
1921: Vlaho Bukovac und seine Töchter Ivanka und Jelica
1922: Hilda Goldschmidt
1923: Marcel Kammerer
Bemerkung:
Der in Wien geborene Eugen Artin (1865-1924) gab vor der Eröffnung seines Kunsthandels im Wiener Adressbuch seinen Beruf mit “Kunsthistoriker u. -Kritiker“ an, nach der 1897 erfolgten Gründung seine „Kunsthandlung Eugen Artin“ in Wien 6., Getreidemarkt 1 gab er „Bilder- und Antiquitätenhändler, Schriftsteller“ als Berufsbezeichnung an.
Wohl im Hinblick auf den geplanten Abriss und den Neubau des Hauses in unmittelbarer Nachbarschaft zum 1898 errichteten neuen Haus der Wiener Secession eröffnete er 1898 eine Zweigstelle am Stephansplatz 4, die wenig später zum einzigen Standort der Kunsthandlung wurde.
Aus den zwischen 1898 und 1914 geschalteten Anzeigen lässt sich die kontinuierliche Erweiterung der Geschäftsfelder ablesen: Zuerst „Moderne und alte Gemälde. Ausstellungen. Auctionen“ (Anzeige 1898), später erweitert um „Radierungen, Kupferstiche, Lithographien, Kunstgewerbe“ (Anzeige 1903), 1907 kommt die „Rahmenerzeugung“ dazu, die dann später noch durch „Ausführung von Rahmen u. Kunst-Tischlerarbeiten in eigen. Werkstätte“ (Anzeige 1914/15) ergänzt wurde.
Über seine Anfänge schreibt Theodor Frimmel: „[Artin] begann mit einem kleinen Geschäft am Getreidemarkt […]. In seiner Ausstellung waren damals zu sehen Werke von H. Cairati, Jos. Engelhart, Max Kuschel, Walter Firle, Fr. v. Uhde, Hans Thoma u. a. […] Artin fördert die Kunst sezessionistischer Richtung, versteht aber daneben auch das gute Alte zu schätzen.“ (Frimmel 1913, S. 77)
Das Ausstellungsprogramm wurde auch in der Folge von den vorwiegend Wiener Künstlern aus dem Umkreis der 1897 gegründeten „Secession“ bestritten, aber auch Münchener Maler wie Max Kuschel und Max Slevogt und kroatische Maler wie Menci Clement Crncic und Vlaho Bukovac und dessen malende Töchter wurden präsentiert.
Im Jahr der Gründung veranstalte Artin am 16.-18. Dezember 1897 die „I. Gemälde-Auction. Gemälde alter Meister. Alte und moderne Wiener Schule. Ausländische Meister, Antiquitäten“ in den Sälen des Österreichischen Kunstvereines in Wien I., Tuchlauben 8. Einer der „ausländischen Meister“ war der damals in München wirkende Max Slevogt, von dem nicht nur neue Werke angeboten wurden, sondern der auch den Umschlag des Auktionskataloges entwarf. Nach dem Bericht von Theodor Frimmel hatte die Auktion wenig Erfolg (Frimmel 1913, S. 77).
Mit Slevogt dürfte Artin eine besondere Beziehung verbunden haben, denn bereits vom 20. Oktober bis 23. November 1897 mietete der Kunsthändler einige Säle der „K. k. Gartenbau-Gesellschaft“ am Parkring 12 (ebenda fand 1898 die erste Ausstellung der Wiener Secession statt), wo eine große, durch ein Plakat von Alfred Roller beworbene Slevogt-Ausstellung stattfand, die anschliessend nach Graz wanderte, wo sie im Redouten-Saal des Landestheaters gezeigt wurde.
Slevogt blieb auch in der Folge im Angebot von Artin, wie der folgende Bericht von Richard Muther anläßlich der Weihnachtsausstellung 1899 belegt: „Artin hat sein Local zu einer Filiale der Secession gemacht. Von Andri, Engelhart, Hohenberger, Jettmar, Kurzweil und Stöhr, auch von Slevogt, Thoma und Vogeler sind feine Sachen vorhanden und es überrascht, am Stephansplatz, mitten im alten Wien, in Räume zu treten, in die a u c h schon der ‚Geschmack Secession’ gedrungen.“ (Richard Muther: Weihnachtsausstellung 1899.- Abdruck in: Muther 1900, S. 33-34)
Im Jahre 1900 unterstütze Artin den von Adolf Loos eingerichteten „Wiener Frauenclub“
durch die Überlassung von Kunstwerken. („die Ausschmückung der Räume mit Kunstblättern hat Herr Kunsthändler Eugen Artin […] gütigst übernommen.“ (Jodl 1900, S. 2)
Ende 1904 wurden die Ausstellungsräume erweitert, worüber Ludwig Hevesi berichtete: „Bei Artin interessiert ein neues Ausstellungslokal im ersten Stock des Deutschen Hauses durch den altmodisch gediegenen Charakter der Zimmer (im Palast des Deutschen Ritterordens!) mit prächtigen Stuckreliefdecken und kunstvoll eingelegten Fußböden. Es wurde vor Weihnachten viel besucht. Zahlreiche Altwiener Bilder (Danhauser, Gauermann, Kriehuber, Wurzinger, J. B. Reiter) interessieren, dazu Neues, Hochmodernes von Slevogt, Thoma, Orlik, Engelhart, Sigmundt, Andri und anderen. Für die moderne vervielfältigende Kunst hat Artin ein neues Zentrum geschaffen.“ (Kunst- und Kunsthandwerk. H. 1, 1905, S. 80)
Anlässlich einer 1905 stattfindenden Ausstellung der Werke von Adolf Hänisch, die auch von einem Plakat des Künstlers begleitet war, schrieb der Kunstkritiker Der „Neuen Freien Presse“ eine kurze Geschichte der Kunsthandlung, die sich auch als ein (verfrühter) Nachruf lesen lässt:
„Herr Artin hat zu einer Zeit, wo von einer Wiener Sezession noch nicht die Rede war, mit Eifer, freilich ohne viel Erfolg, sich für die modernen Bestrebungen eingesetzt. Neben Uhde, Slevogt, Engelhart, fand man damals schon Studien und Skizzen von Andri, Stöhr, Kurzweil und anderen, deren Arbeit sonst nirgends Aufnahme fanden, später aber sehr dazu beitrugen, den Ruf und das Ansehen der Sezession zu festigen.“ (Adalbert Franz Seligmann: Allerlei Kunstausstellungen.- in: Neue Freie Presse. 24. 2. 1905, S. 1-2) Der in dem Text genannte Ernst Stöhr entwarf bereits 1898 eine Geschäftskarte für Eugen Artin (Entwurf im Stadtmuseum St. Pölten).
1905 war auch das Jahr, in dem durch den Austritt der „Klimt-Gruppe“ die grosse Zeit der Wiener Secession zu Ende ging. Kunsthändlerischer Vertreter der „Klimt-Gruppe“ wurde die -> GALERIE MIETHKE und bereits Ende 1905 konnte man über Artin lesen, dass er „immer seltener von sich hören ließ“ (Österreichische Rundschau. H. 53 v. 2. 11. 1905, S. 39).
In der Folge sind nur mehr wenige Ausstellungen nachweisbar und Artin dürfte sich auf den reinen Kunsthandel beschränkt haben. Eugen Artin starb 1924 in Wien. Sein Nachlass wurde 1928 von C. J. -> WAWRA versteigert (296. Auktion von C. J. Wawra, Aus dem Nachlass Eugen Artin, ferner aus aristokratischem und Wiener Privatbesitz. 29. 2. und 1. 3. 1928).
Nachweise:
Jahrbuch der bildenden Kunst 1904; Maecenas 1927
Richard Muther: Studien und Kritiken. Band 1.- Wien 1900
Jodl, Margarethe: Rede zur Eröffnungsfeier des Wiener Frauenclubs gehalten von der Präsidentin am 15. November 1900.- Wien 1900
Theodor v. Frimmel: Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen. Buchstabe A bis F.- München 1913
Werner J. Schweiger: „Damit Wien einen ernsten Kunstsalon besitze:“ Die Galerie Miethke unter besonderer Berücksichtigung von Carl Moll als Organisator.- in: BELVEDERE. Wien. Jg. 4, Heft 2, 1998, S. 64-85; zu Artin S. 66
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