Kunstsalon Littauer
Werner J. Schweiger





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Object Number
BG-WJS-M-1,256
Person / organization
Title
Kunstsalon Littauer
Classification
Owner
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Acquisition date
2016
Collection
Copyright
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Owner
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Acquisition date
2016
Collection
Artists' Archives
Copyright
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texts
Transcription
LITTAUER
J. LITTAUER
KUNSTSALON LITTAUER
J. LITTAUER. KUNST-SALON
Adresse: MÜNCHEN, Bayern, Odeonsplatz 2
Inhaber: Jakob Littauer
Bestand: 1883-1935
Charakteristik: Kunsthandlung
„Kunstsalon Littauer. Odeonsplatz 2. Vis a Vis dem Hofgarten“ (Plakat von Julius Diez) „J. Littauer Kunst-Salon- München, Odeonsplatz Nr. 2 am Denkmal König Ludwig! Permanent Exhibition of Fine and Applied Art. Oilpaintings, Watercolours, Bronzes. Engravings, Etchings. Entrance free!“ (Anzeige in: Offizieller Führer durch München des Verbandes Münchener Hoteliers.- München 1912, S. 135); „Sion L. Wenban. Radierungen in alten Drucken zu beziehen durch J. Littauer. München“ (Kunst und Künstler. H. 12 v. September 1914, Umschlagseite 4); „J. Littauer München. Kunsthandlung. Odeonsplatz 2. Gemälde erster Münchener Künstler. Bronzen/Original-Graphik und künstlerische Wiedergaben jeder Art. 8 Ausstellungsräume. Telephon Nr. 27401“ (Anzeige in: Katalog der Neuen Staatsgalerie. Amtliche Ausgabe. 3. ergänzte Auflage.- München 1925, Anzeigenseite 17); „J. Littauer - Kunst-Salon München“ (Galerieaufkleber)
Ausstellungen:
1896: Anders Zorn; Hermann Obrist (Stickereien); Fritz Alexander (Nachlass)
1900: Adolf Hölzel (Bilder und Zeichnungen)
1903: Edvard Munch (Graphik in der Münchener Secession)
1911: Fritz Stahl (Ölbilder)
1924: Alfons Walde
Verlag:
K. Cassius: Spottvogel im Glaspalast. Epigramme in Wort und Bild auf die III. Internationale Kunstausstellung in München 1888. (Die zweite Ausgabe dieser unter Pseudonym erschienenen Schrift erschien bei Ulrich Putze, dem Vorläufer von -> GOLTZ, der auch die dritte Auflage der ersten Ausgabe von 1888 verlegte)
Littmann fungierte auch als Kommissionsverleger für Felix Paul Greve (Helene und Damon. Ein Spiel in Versen, 1902)
Bemerkung:
„Die königliche Buch- und Kunsthandlung Littauer befand sich am Odeonsplatz, am Anfang der Ludwigstraße, und dort kaufte von der königlichen Familie abwärts der bayrische Adel seine Jagd- und Genrebilder, die alle von Malern aus der Lenbach- und Defreggerzeit stammten.“ (Oskar Maria Graf 2009, S. 42)
Der Maler und Zeichner Hermann Schlittgen, der sich auch als Vermittler von Künstlerkollegen betätigte, versuchte, eine Gauguin-Ausstellung in München zu organisieren, worüber er in seinen 1926 erschienenen Erinnerungen schreibt: „Mitte der neunziger Jahre hatte mir Strindberg aus Paris geschrieben, er hätte dort einen hervorragenden, aber noch wenig bekannten Maler entdeckt, namens Gauguin, der sehnlichst wünschte, seine Werke in München zu zeigen. Vielleicht könnte ich eine Ausstellung zustande bringen. Es gelang mir nicht. Nur der Buchhändler Littauer am Odeonsplatz war bereit, einige Bilder kommen zu lassen und auszustellen, aber sein Lokal, mehr ein Verkaufsladen, war zu klein und das Licht zu schlecht für die großen Formate.“ (Hermann Schlittgen 1947, S. 204)
Die Kunsthandlung von Jakob Littauer gehört von ihrem Angebot her nicht gerade zu den „Galerien der Moderne“. Was Littauer aber auszeichnete, waren frühe Engagements für Entwicklungen, die zum Teil erst viel später zum Tragen kamen. Dazu gehörte beispielsweise die 1896 erfolgte Ausstellung der Stickereien von Hermann Obrist (dabei der als Synonym für den Münchner Jugendstil geltende „Peitschenhieb“). Im selben Jahr war eine der frühesten Ausstellungen mit Werken von Anders Zorn in Deutschland, 1900 stellte er Bilder und Zeichnungen des frühen Protagonisten der Abstraktion und Wegbereiters der Moderne, Adolf Hölzel, aus, 1903 betreute er die Graphik-Ausstellung von Edvard Munch in der Münchener Secession.
Littauer war auch einer der ersten Kunsthändler in Deutschland, der moderne Plakate in sein Verkaufsprogramm aufgenommen hat (Katalog 1897, S. 14) wie er auch einer der wenigen war, der sehr früh „künstlerische Photographie“ (beispielsweise von Wilhelm/Guglielmo Plüschow) anbot.
Dass Littauer auch für „Moderneres“ zugänglich war, belegt auch der 1910 getätigte Ankauf von vier Klimt-Zeichnungen bei der Galerie -> MIETHKE in Wien (Verkaufskartei Galerie Miethke 1904-1916, Archiv Franz Eder, Salzburg). von Emil Orlik wissen wir, dass Littauer Felix Valloton und Otto Eckmann deren Werke (wohl Druckgraphik) im Angebot hatte. (1900 geschrieben und veröffentlicht, zit. nach Emil Orlik: Kleine Aufsätze,- Berlin 1924, S. 21)
In die Literatur eingegangen ist Littauer durch Thomas Mann, der in seiner 1901entstandenen Erzählung „Gladius Dei“ den Kunsthändler (der hier den Namen Blüthenzweig führt) und seine Galerie verewigte. (Erstdruck in Die Zeit, Wien, Nr. 406 v. 12. 7. 1902, S. 31-32; Nr. 407 v. 19. 7. 1902, S. 46-48).
Zehn Jahre später schreibt Albert Kollmann an Edvard Munch am 28.2.1912: „ Nun muss ich Ihnen sehr wichtiges sagen: Es passt nicht mehr, mit Littauer Depôt Ihrer Gravüren zu haben - er thut gar Nichts zu[m] Erfolg, kann nur gelegentlich ein Blatt verkaufen, wenn Jemand kommt der es verlangt. Und dann geniert sich der alte Jude er wird roth am Kopf, wenn ein Aktblatt in der Mappe sichtbar wird. Er ist ganz wie ein altes Mädchens, versteht von grosser Kunst gar Nichts.“ (Munch-museet, Oslo, (Dank an Stefan Pucks, Bergfelde, für diesen Hinweis).
Erwähnenswert ist, das Carl Otto Beyer, der Sohn des Leipziger Kunsthändlers, -> KUNSTHALLE P. H. BEYER & SOHN einen Teil seiner Ausbildung bei Littauer absolvierte. (Taschenbuch 1926, S. 180).
Die Schriftstellerin Marie Mauthner beschreibt die Sonntage (um 1892) auf dem Odeonsplatz (Feldherrnhalle), wie Konzerte der Militärmusik stattfanden und wo man „begierig die neudekorierten Schaufenster der nahen Littauerschen Kunsthandlung in Augenschein [nahm]“ (Margarete Mauthner 2004, S. 180)
Am 1. Januar 1936 übernahm (arisierte) -> THEODOR HELLER die seit 1883 bestehende Galerie Littauer und führte sie unter dem Namen „Theodor Heller vorm. J. Littauer“ weiter. Wenig später firmierte er unter dem Namen „Kunsthandlung Theodor Heller am Odeonsplatz“.
Über den weiteren Lebensweg von Jakob Littauer konnte nichts herausgefunden werden.
Nachweise:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Müller, Adressbuch des Deutschen Buchhandels und verwandter Berufszweige; Jahrbuch der bildenden Kunst 1902, 1904; Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930
Katalog der Ausstellung deutscher Plakate [Sammlung Max Schmid, Aachen] im Städtischen Suermondt-Museum Aachen 1897; Jahrbuch der bildenden Kunst 1902; Jahrbuch der bildenden Kunst 1904
Taschenbuch für Bibliothekare, Bibliophilen, Bibliographen 1926.- Halle: Verlag von Schmidt & Erdel
Hermann Schlittgen: Erinnerungen.- Hamburg-Bergedorf 1947
Margarete Mauthner: Das verzauberte Haus. Hrsg. und mit einem Nachwort von Karl Corino. Mit einem Vorwort der Urenkel von Margarete Mauthner.- (Berlin): Transit (2004)
Oskar Maria Graf: Gelächter von außen. Aus meinem Leben 1918-1933. Text der Erstausgabe von 1966. Mit einem Nachwort von Ulrich Dittmann.- München 2009
Transcription
LITTAUER
J. LITTAUER
KUNSTSALON LITTAUER
J. LITTAUER. KUNST-SALON
Adresse: MÜNCHEN, Bayern, Odeonsplatz 2
Inhaber: Jakob Littauer
Bestand: 1883-1935
Charakteristik: Kunsthandlung
„Kunstsalon Littauer. Odeonsplatz 2. Vis a Vis dem Hofgarten“ (Plakat von Julius Diez) „J. Littauer Kunst-Salon- München, Odeonsplatz Nr. 2 am Denkmal König Ludwig! Permanent Exhibition of Fine and Applied Art. Oilpaintings, Watercolours, Bronzes. Engravings, Etchings. Entrance free!“ (Anzeige in: Offizieller Führer durch München des Verbandes Münchener Hoteliers.- München 1912, S. 135); „Sion L. Wenban. Radierungen in alten Drucken zu beziehen durch J. Littauer. München“ (Kunst und Künstler. H. 12 v. September 1914, Umschlagseite 4); „J. Littauer München. Kunsthandlung. Odeonsplatz 2. Gemälde erster Münchener Künstler. Bronzen/Original-Graphik und künstlerische Wiedergaben jeder Art. 8 Ausstellungsräume. Telephon Nr. 27401“ (Anzeige in: Katalog der Neuen Staatsgalerie. Amtliche Ausgabe. 3. ergänzte Auflage.- München 1925, Anzeigenseite 17); „J. Littauer - Kunst-Salon München“ (Galerieaufkleber)
Ausstellungen:
1896: Anders Zorn; Hermann Obrist (Stickereien); Fritz Alexander (Nachlass)
1900: Adolf Hölzel (Bilder und Zeichnungen)
1903: Edvard Munch (Graphik in der Münchener Secession)
1911: Fritz Stahl (Ölbilder)
1924: Alfons Walde
Verlag:
K. Cassius: Spottvogel im Glaspalast. Epigramme in Wort und Bild auf die III. Internationale Kunstausstellung in München 1888. (Die zweite Ausgabe dieser unter Pseudonym erschienenen Schrift erschien bei Ulrich Putze, dem Vorläufer von -> GOLTZ, der auch die dritte Auflage der ersten Ausgabe von 1888 verlegte)
Littmann fungierte auch als Kommissionsverleger für Felix Paul Greve (Helene und Damon. Ein Spiel in Versen, 1902)
Bemerkung:
„Die königliche Buch- und Kunsthandlung Littauer befand sich am Odeonsplatz, am Anfang der Ludwigstraße, und dort kaufte von der königlichen Familie abwärts der bayrische Adel seine Jagd- und Genrebilder, die alle von Malern aus der Lenbach- und Defreggerzeit stammten.“ (Oskar Maria Graf 2009, S. 42)
Der Maler und Zeichner Hermann Schlittgen, der sich auch als Vermittler von Künstlerkollegen betätigte, versuchte, eine Gauguin-Ausstellung in München zu organisieren, worüber er in seinen 1926 erschienenen Erinnerungen schreibt: „Mitte der neunziger Jahre hatte mir Strindberg aus Paris geschrieben, er hätte dort einen hervorragenden, aber noch wenig bekannten Maler entdeckt, namens Gauguin, der sehnlichst wünschte, seine Werke in München zu zeigen. Vielleicht könnte ich eine Ausstellung zustande bringen. Es gelang mir nicht. Nur der Buchhändler Littauer am Odeonsplatz war bereit, einige Bilder kommen zu lassen und auszustellen, aber sein Lokal, mehr ein Verkaufsladen, war zu klein und das Licht zu schlecht für die großen Formate.“ (Hermann Schlittgen 1947, S. 204)
Die Kunsthandlung von Jakob Littauer gehört von ihrem Angebot her nicht gerade zu den „Galerien der Moderne“. Was Littauer aber auszeichnete, waren frühe Engagements für Entwicklungen, die zum Teil erst viel später zum Tragen kamen. Dazu gehörte beispielsweise die 1896 erfolgte Ausstellung der Stickereien von Hermann Obrist (dabei der als Synonym für den Münchner Jugendstil geltende „Peitschenhieb“). Im selben Jahr war eine der frühesten Ausstellungen mit Werken von Anders Zorn in Deutschland, 1900 stellte er Bilder und Zeichnungen des frühen Protagonisten der Abstraktion und Wegbereiters der Moderne, Adolf Hölzel, aus, 1903 betreute er die Graphik-Ausstellung von Edvard Munch in der Münchener Secession.
Littauer war auch einer der ersten Kunsthändler in Deutschland, der moderne Plakate in sein Verkaufsprogramm aufgenommen hat (Katalog 1897, S. 14) wie er auch einer der wenigen war, der sehr früh „künstlerische Photographie“ (beispielsweise von Wilhelm/Guglielmo Plüschow) anbot.
Dass Littauer auch für „Moderneres“ zugänglich war, belegt auch der 1910 getätigte Ankauf von vier Klimt-Zeichnungen bei der Galerie -> MIETHKE in Wien (Verkaufskartei Galerie Miethke 1904-1916, Archiv Franz Eder, Salzburg). von Emil Orlik wissen wir, dass Littauer Felix Valloton und Otto Eckmann deren Werke (wohl Druckgraphik) im Angebot hatte. (1900 geschrieben und veröffentlicht, zit. nach Emil Orlik: Kleine Aufsätze,- Berlin 1924, S. 21)
In die Literatur eingegangen ist Littauer durch Thomas Mann, der in seiner 1901entstandenen Erzählung „Gladius Dei“ den Kunsthändler (der hier den Namen Blüthenzweig führt) und seine Galerie verewigte. (Erstdruck in Die Zeit, Wien, Nr. 406 v. 12. 7. 1902, S. 31-32; Nr. 407 v. 19. 7. 1902, S. 46-48).
Zehn Jahre später schreibt Albert Kollmann an Edvard Munch am 28.2.1912: „ Nun muss ich Ihnen sehr wichtiges sagen: Es passt nicht mehr, mit Littauer Depôt Ihrer Gravüren zu haben - er thut gar Nichts zu[m] Erfolg, kann nur gelegentlich ein Blatt verkaufen, wenn Jemand kommt der es verlangt. Und dann geniert sich der alte Jude er wird roth am Kopf, wenn ein Aktblatt in der Mappe sichtbar wird. Er ist ganz wie ein altes Mädchens, versteht von grosser Kunst gar Nichts.“ (Munch-museet, Oslo, (Dank an Stefan Pucks, Bergfelde, für diesen Hinweis).
Erwähnenswert ist, das Carl Otto Beyer, der Sohn des Leipziger Kunsthändlers, -> KUNSTHALLE P. H. BEYER & SOHN einen Teil seiner Ausbildung bei Littauer absolvierte. (Taschenbuch 1926, S. 180).
Die Schriftstellerin Marie Mauthner beschreibt die Sonntage (um 1892) auf dem Odeonsplatz (Feldherrnhalle), wie Konzerte der Militärmusik stattfanden und wo man „begierig die neudekorierten Schaufenster der nahen Littauerschen Kunsthandlung in Augenschein [nahm]“ (Margarete Mauthner 2004, S. 180)
Am 1. Januar 1936 übernahm (arisierte) -> THEODOR HELLER die seit 1883 bestehende Galerie Littauer und führte sie unter dem Namen „Theodor Heller vorm. J. Littauer“ weiter. Wenig später firmierte er unter dem Namen „Kunsthandlung Theodor Heller am Odeonsplatz“.
Über den weiteren Lebensweg von Jakob Littauer konnte nichts herausgefunden werden.
Nachweise:
Adressbuch des Deutschen Buchhandels; Müller, Adressbuch des Deutschen Buchhandels und verwandter Berufszweige; Jahrbuch der bildenden Kunst 1902, 1904; Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930
Katalog der Ausstellung deutscher Plakate [Sammlung Max Schmid, Aachen] im Städtischen Suermondt-Museum Aachen 1897; Jahrbuch der bildenden Kunst 1902; Jahrbuch der bildenden Kunst 1904
Taschenbuch für Bibliothekare, Bibliophilen, Bibliographen 1926.- Halle: Verlag von Schmidt & Erdel
Hermann Schlittgen: Erinnerungen.- Hamburg-Bergedorf 1947
Margarete Mauthner: Das verzauberte Haus. Hrsg. und mit einem Nachwort von Karl Corino. Mit einem Vorwort der Urenkel von Margarete Mauthner.- (Berlin): Transit (2004)
Oskar Maria Graf: Gelächter von außen. Aus meinem Leben 1918-1933. Text der Erstausgabe von 1966. Mit einem Nachwort von Ulrich Dittmann.- München 2009
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