Brief von Raoul Hausmann an Hannah Höch. Berlin, 25.07.1915
Raoul Hausmann
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Werkdaten
Inventarnummer
BG-HHC K 787/79
Person / Körperschaft
Titel
Brief von Raoul Hausmann an Hannah Höch. Berlin, 25.07.1915
Gattung
Untergattung
Material / Technik
Papier, handgeschrieben
Umfang
1 Blatt
Creditline
Erworben aus Mitteln der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin
Geografischer Bezug
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Erwerbsjahr
1979
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Not protected by copyright
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Erwerbsjahr
1979
Erwerbsart
Kauf
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Not protected by copyright
Texte
Transkription
„Abds. 11 1/2. Sonntag 25.7.15.
Meine Hannah
heut morgen und gestern Nacht habe ich so sehr gemerkt, daß Du nicht nah bist; ich wollte dich küssen, aber da war keine Hannah. Heute habe ich etwas gearbeitet. Von Heckels Boden habe ich gestern ein paar Hefte von einer tschechischen Zeitschrift, Umelecky mesicnik [1], mitgebracht (er hat auch noch Bücher von mir), die mich sehr erregten; es sind fabelhafte Sachen drin, Negerplastik, Rousseau, Pablo Picasso, böhmisches Kunstgewerbe - es ist ungeheuerlich, welch geistiges Leben in Prag vorhanden ist - ich lasse mir die Hefte von dort kommen, Du mußt sie auch sehen. Eine Reproduktion nach Picasso fand ich so herrlich, daß ich eine Wiederholung 20 x 28 in Aquarell danach machte, in blaurot auf etwas gelblichem Papier. Ein Frauenkopf von »Urweltfrühe«. Nachher habe ich noch nach einer Skizze, die ich gestern gemacht hatte (nicht P.) ein Aquarell gemacht, leider in etwas weniger einfachen Farben, aber ganz gut. An Dich habe ich mich noch nicht herangetraut, ich muß erst etwas Vorarbeiten. Morgen muß ich den Holzschnitt etwas nachschneiden und nochmals drucken. Pfempfert hatte ich Zeichnungen angeboten, schriftlich, der Tepp hat nicht geantwortet. - Gestern, nachdem mein Brief fort war, fand ich, ich habe wohl zu kalt geschrieben? Und daß er heute Sonntag ja garnicht ankäme. Hab mich lieb//
ich gehe schlafen und möchte von Dir träumen.
R."
//
[1] Umelecky mesienik: Casopis skupiny Vytamych umelu. Revue mensuelle des arts. Organe du groupe des artistes de Prague. Prager Avantgarde-Zeitschrift, die in der Zeitschrift "Der Sturm" annonciert wurde.
Kontext Diskriminierungssensible Sprache
Der Begriff geht auf das lateinische Wort für ‚schwarz‘ (‚niger‘) zurück und ist im 16. Jahrhundert erstmals im Kontext der Versklavung von Schwarzen Menschen schriftlich nachweisbar. Ab dem 18. Jahrhundert fand das Wort in ganz Europa Verwendung und spielte in den aufkommenden Rassentheorien eine zentrale Rolle. Diese Theorien teilten Menschen in stereotypisierende ‚Rassen‘ ein, denen neben äußerlichen Merkmalen auch Wesenszüge zugeschrieben wurden. Als Neger*in bezeichnete Menschen wurden in diesem Kontext als weißen Menschen grundsätzlich unterlegen charakterisiert. Sowohl die Rassentheorien als auch das Wort dienten als Legitimation für die Ausbeutung und Versklavung Schwarzer Menschen. Der Begriff beschrieb zu keiner Zeit lediglich die Hautfarbe einer Person, sondern war und ist immer durch Kolonialismus, Versklavung und Rassismus geprägt.
Transkription
„Abds. 11 1/2. Sonntag 25.7.15.
Meine Hannah
heut morgen und gestern Nacht habe ich so sehr gemerkt, daß Du nicht nah bist; ich wollte dich küssen, aber da war keine Hannah. Heute habe ich etwas gearbeitet. Von Heckels Boden habe ich gestern ein paar Hefte von einer tschechischen Zeitschrift, Umelecky mesicnik [1], mitgebracht (er hat auch noch Bücher von mir), die mich sehr erregten; es sind fabelhafte Sachen drin, Negerplastik, Rousseau, Pablo Picasso, böhmisches Kunstgewerbe - es ist ungeheuerlich, welch geistiges Leben in Prag vorhanden ist - ich lasse mir die Hefte von dort kommen, Du mußt sie auch sehen. Eine Reproduktion nach Picasso fand ich so herrlich, daß ich eine Wiederholung 20 x 28 in Aquarell danach machte, in blaurot auf etwas gelblichem Papier. Ein Frauenkopf von »Urweltfrühe«. Nachher habe ich noch nach einer Skizze, die ich gestern gemacht hatte (nicht P.) ein Aquarell gemacht, leider in etwas weniger einfachen Farben, aber ganz gut. An Dich habe ich mich noch nicht herangetraut, ich muß erst etwas Vorarbeiten. Morgen muß ich den Holzschnitt etwas nachschneiden und nochmals drucken. Pfempfert hatte ich Zeichnungen angeboten, schriftlich, der Tepp hat nicht geantwortet. - Gestern, nachdem mein Brief fort war, fand ich, ich habe wohl zu kalt geschrieben? Und daß er heute Sonntag ja garnicht ankäme. Hab mich lieb//
ich gehe schlafen und möchte von Dir träumen.
R."
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[1] Umelecky mesienik: Casopis skupiny Vytamych umelu. Revue mensuelle des arts. Organe du groupe des artistes de Prague. Prager Avantgarde-Zeitschrift, die in der Zeitschrift "Der Sturm" annonciert wurde.
Kontext Diskriminierungssensible Sprache
Der Begriff geht auf das lateinische Wort für ‚schwarz‘ (‚niger‘) zurück und ist im 16. Jahrhundert erstmals im Kontext der Versklavung von Schwarzen Menschen schriftlich nachweisbar. Ab dem 18. Jahrhundert fand das Wort in ganz Europa Verwendung und spielte in den aufkommenden Rassentheorien eine zentrale Rolle. Diese Theorien teilten Menschen in stereotypisierende ‚Rassen‘ ein, denen neben äußerlichen Merkmalen auch Wesenszüge zugeschrieben wurden. Als Neger*in bezeichnete Menschen wurden in diesem Kontext als weißen Menschen grundsätzlich unterlegen charakterisiert. Sowohl die Rassentheorien als auch das Wort dienten als Legitimation für die Ausbeutung und Versklavung Schwarzer Menschen. Der Begriff beschrieb zu keiner Zeit lediglich die Hautfarbe einer Person, sondern war und ist immer durch Kolonialismus, Versklavung und Rassismus geprägt.
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