Brief von Ida Bienert an Hannah Höch [und Til Brugman]. Dresden
Ida Bienert




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Werkdaten
Inventarnummer
BG-HHC K 587/79
Person / Körperschaft
Titel
Brief von Ida Bienert an Hannah Höch [und Til Brugman]. Dresden
Datierung
12.12.1931
Gattung
Untergattung
Material / Technik
Papier, maschinengeschrieben
Umfang
1 Blatt
Creditline
Erworben aus Mitteln des Senators für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin, 12.12.1931
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
1979
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Unterliegt nicht dem Urheberrechtsschutz
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
1979
Erwerbsart
Kauf
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Unterliegt nicht dem Urheberrechtsschutz
Texte
Transkription
"Dresden - A. 27, 12.12.31.
Ihr beiden lieben Menschen Tilit und Hannah!
Ich denke so oft an Euch und immer von ganzem Herzen.
Habt tausend Dank für Eure lieben Briefe, die mir sehr wohltaten. Die ersten 4 Wochen nach Marienbad ging es mir recht gut. Ich hatte 10 Tage Besuch von den Postelwitzer Kindern; wir waren viel im Garten.
Dann, durch große Aufregungen verursacht, ein absoluter Rückschlag. Magen, Nerven ganz schlecht. Jetzt wieder ansteigende Besserung. Freilich, die Nerven immer noch in einem Zustand großer Spannung. Die Engländerin hat sich sehr gut eingelebt. Und mir ist es wirklich eine Freude, daß ich nicht allein zu sein brauch. Ich glaube, ich hätte in diesen Monaten nicht allein sein können.
Leider komme ich nicht zum Englisch arbeiten. Einmal habe ich eine Woche jeden Tag eine Stunde gearbeitet, das war das ganze an englischer Arbeit. Aber wir gehen fast täglich einmal zusammen spazieren, das war jetzt notwendiger in dieser schweren Zeit für mich, als Englisch arbeiten. Und jeden Sonntag haben wir unsere Ausfahrt in die Sächs. Schweiz. Und ich freue mich immer darauf.
Ich habe jetzt die letzten Wochen mit dem Grabmal für meinen Mann [1] zu tun gehabt. Es ist leider immer noch nicht fertig, weil die Bronzeschrift noch fehlt und das Gitter nach dem anderen Grabmal hin. Aber das Ganze wird schön sein, in einer großen Schlichtheit. Ich will, sobald ich kann, 3 Tage nach Berlin kommen. Aber ich weiß nicht, ob ich es fertig bringen werde, Euch zu besuchen, da in diesen Tagen so vielerlei vorliegt. Da mache ich den Vorschlag, daß Ihr mich im Januar oder Februar auf ein Weekend besuchen kommt. Da haben wir dann mehr voneinander.
Jetzt noch einiges vom Haus.
Leider ist unser Hahn gestorben und 3 Hennen sind immer noch in der Mauser. Aber sonst pflegen Schmidt und Matilde die Hühner sehr gut. Im übrigen freut sich jeder im Hause, wenn ich von Euch etwas erzähle. Also Ihr sehr, es besteht Anhänglichkeit.
Euren Plan, nach Paris zu gehen, finde ich wundervoll. Ich verrede es garnicht, daß ich Euch da besuche.
Ich muß Euch sagen, daß ich schrecklich gern Euer Berliner Atelier sehen würde. Wie Tilit an ihrem Schreibtisch sitzt und wie Hannah den alten Lehnstuhl sich gemacht hat.
Von ganzem Herzen
Eure Ida Bienert"
[1] Erwin F. Bienert (1859-1930), Mühlenbesitzer in Dresden.
Transkription
"Dresden - A. 27, 12.12.31.
Ihr beiden lieben Menschen Tilit und Hannah!
Ich denke so oft an Euch und immer von ganzem Herzen.
Habt tausend Dank für Eure lieben Briefe, die mir sehr wohltaten. Die ersten 4 Wochen nach Marienbad ging es mir recht gut. Ich hatte 10 Tage Besuch von den Postelwitzer Kindern; wir waren viel im Garten.
Dann, durch große Aufregungen verursacht, ein absoluter Rückschlag. Magen, Nerven ganz schlecht. Jetzt wieder ansteigende Besserung. Freilich, die Nerven immer noch in einem Zustand großer Spannung. Die Engländerin hat sich sehr gut eingelebt. Und mir ist es wirklich eine Freude, daß ich nicht allein zu sein brauch. Ich glaube, ich hätte in diesen Monaten nicht allein sein können.
Leider komme ich nicht zum Englisch arbeiten. Einmal habe ich eine Woche jeden Tag eine Stunde gearbeitet, das war das ganze an englischer Arbeit. Aber wir gehen fast täglich einmal zusammen spazieren, das war jetzt notwendiger in dieser schweren Zeit für mich, als Englisch arbeiten. Und jeden Sonntag haben wir unsere Ausfahrt in die Sächs. Schweiz. Und ich freue mich immer darauf.
Ich habe jetzt die letzten Wochen mit dem Grabmal für meinen Mann [1] zu tun gehabt. Es ist leider immer noch nicht fertig, weil die Bronzeschrift noch fehlt und das Gitter nach dem anderen Grabmal hin. Aber das Ganze wird schön sein, in einer großen Schlichtheit. Ich will, sobald ich kann, 3 Tage nach Berlin kommen. Aber ich weiß nicht, ob ich es fertig bringen werde, Euch zu besuchen, da in diesen Tagen so vielerlei vorliegt. Da mache ich den Vorschlag, daß Ihr mich im Januar oder Februar auf ein Weekend besuchen kommt. Da haben wir dann mehr voneinander.
Jetzt noch einiges vom Haus.
Leider ist unser Hahn gestorben und 3 Hennen sind immer noch in der Mauser. Aber sonst pflegen Schmidt und Matilde die Hühner sehr gut. Im übrigen freut sich jeder im Hause, wenn ich von Euch etwas erzähle. Also Ihr sehr, es besteht Anhänglichkeit.
Euren Plan, nach Paris zu gehen, finde ich wundervoll. Ich verrede es garnicht, daß ich Euch da besuche.
Ich muß Euch sagen, daß ich schrecklich gern Euer Berliner Atelier sehen würde. Wie Tilit an ihrem Schreibtisch sitzt und wie Hannah den alten Lehnstuhl sich gemacht hat.
Von ganzem Herzen
Eure Ida Bienert"
[1] Erwin F. Bienert (1859-1930), Mühlenbesitzer in Dresden.
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