Kunstsalon Wolfensberger
Werner J. Schweiger




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Merkliste
Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,8
Person / Körperschaft
Titel
Kunstsalon Wolfensberger
[Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]
Datierung
2005 - 2011
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin, 2005 - 2011
Geografischer Bezug
Konvolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
WOLFENSBERGER. Filiale von -> WOLFSBERG, Zürich
KUNSTSALON WOLFENSBERGER
SALON J. E. WOLFENSBERGER
J. E. WOLFENSBERGER
SALON WOLFENSBERGER
Adresse: BASEL, Kanton Basel-Stadt, Gerberstrasse 30
Inhaber: Johann Erwin Wolfensberger
Bestand: 1916-1918
Charakteristik: Kunsthandlung
Ausstellungen:
1916: Eröffnungsausstellung (dabei u. a. Cuno Amiet, Maurice Asseline, Otto Baumberger, Alexandre Blanchet, Emile Cardinaux, Ferdinand Hodler, Alexej Jawlensky, Burkhard Mangold, Hans Sturzenegger, Edouard Vallet)
1917: Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten, Sektion Zürich (dabei u. a. Otto Baumberger, Max Bucherer, Theo Glinz, Jakob Gubler, Ferdinand Hodler, Albert Kohler, Rudolf Mülli, Alfred Naegeli, Sigismund Righini, Eduard Stiefel, Lina Weilenmann, Alfred Zubler); Edouard Vallet
1918: Deutsche Meister. Gemälde und Graphik (dabei u. a. Fritz Boehle, Lovis Corinth, Hugo von Habermann, Ulrich Hübner, Leopold von Kalckreuth, Albert von Keller, Max Liebermann, Max Slevogt, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Fritz von Uhde); Henry Bing, Lucien Schwob; Drei Walliser Maler (Edmond Bille, Raphy Dallèves, Henry van Muyden)
Bemerkung:
Im Herbst 1917 fand im Zürcher Kunsthaus eine große Ausstellung „Französische Kunst des XIX. und XX. Jahrhunderts“ statt. Die Absicht, diese Ausstellung auch nach Basel zu bringen, scheiterte - nach Auskunft des Konservators der Basler Kunsthalle, Wilhelm Barth - daran, daß Basel „für diese Kunst kein Publikum [hat]. Während in Zürich bei solchen Gelegenheiten mit einem kaufkräftigen und kaufwilligen Kern von Besuchern gerechnet werden kann, ist dies in Basel nicht der Fall.“ (zitiert nach Christian Geelhaar 1983, S. 13) Hans Graber - Rezensent der Basler Nachrichten - assistierte: „Die Interesselosigkeit von neun Zehnteln des gebildeten Publikums unserer Stadt ist und bleibt Tatsache.“ (zitiert nach Christian Geelhaar 1983, S. 12)
1916 traten, beinahe zeitgleich, zwei Galerien an, „Das Kunstinteresse in unserer Stadt […] zu heben und auf bessere Wege zu leiten“ (Hans Graber in: Basler Nachrichten. 19. 11. 1916).
Es ist das Jahr, in dem „Basel dem Kunsthandel […] erst eigentlich erschlossen“ wurde ( J[ules] C[oulin]: Vom Schweizer Kunstleben.- in: Der Cicerone. H. 7/8 v. 4. 4. 1917, S. 137-138; Zitat S. 138).
Bezeichnend für die oben beschriebene Situation war, daß sich kein Basler Unternehmer fand, der diesen Schritt wagen sollte, sondern zwei Zürcher Kunsthändler. Die -> GALERIE CORRAY eröffnete Schifflände 2 und der Druckereibesitzer Johann Erwin Wolfensberger (1873-1944), seit 1911 Betreiber der Galerie -> WOLFSBERG in Zürich, eröffnete am 27. November 1916 im Haus der Schweizerischen Volksbank in der Gerberstrasse 30 den „Kunstsalon Wolfensberger“.
Im Katalog der Eröffnungsausstellung formulierte der Galerist seine Ziele: „Mit der Eröffnung der November-Dezember-Ausstellung […] tritt ein neues Unternehmen vor die Öffentlichkeit, das in wechselnden Ausstellungen dem Publikum vorwiegend moderne Schweizerkunst vor Augen führt.“ ( Eröffnungs-Ausstellung November-Dezember 1916, S. 3)
Das Ausstellungsprogramm wurde vom Stammhaus in Zürich mitbestimmt, es gab aber auch eine Reihe von Kollektionen, die extra für Basel zusammengestellt wurden und nur hier gezeigt wurden. Jules Coulin charakterisiert die Ausstellungen seit Eröffnung: „Eine ausgesprochen malerische Richtung wie die Sturzenegger, Blanchet, Amiet, Berger kommen zu besonderer Geltung, daneben sind Buri, Hodler, dann van Dongen, Verhoeven, Jawlensky, Asselin zu nennen; ferner moderne Schweizer Graphik […]“ ( J[ules] C[oulin]: Vom Schweizer Kunstleben.- in: Der Cicerone. H. 7/8 v. 4. 4. 1917, S. 137-138)
Da nur einige wenige Kataloge auf die Nachwelt gekommen sind, ist auch hier das Ausstellungsprogramm nicht lückenlos zu rekonstruieren. 1917 stellte die Sektion Zürich der „Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten“ aus. ( Die Ausstellung war auch im März in Zürich zu sehen, jedoch wurde für Basel ein eigener Katalog gedruckt.) aus.
Edouard Vallet, bereits in der Eröffnungsausstellung vertreten, wurde im Sommer 1917 mit einer eigenen Kollektivausstellung in Basel präsentiert, und hier zeigte sich die Interesselosigkeit des Publikums, denn „während ihrer zweimonatigen Dauer“ wurde die Ausstellung „von wenig mehr als hundert Leuten besucht.“ (Zitiert in: Christian Geelhaar 1983, S. 12)
In der ohnehin sehr spärlichen Literatur wird vermittelt, daß der Kunstsalon Wolfensberger bereits 1917 wieder geschlossen wurde (Christian Geelhaar 1983, S. 14; Lukas Gloor 1986, S. 30). Man hätte es dem Galeristen bei der vielzitierten Interesselosigkeit des Basler Publikums auch nicht verdenken können, sich wieder zurückzuziehen. Einige Katalogfunde belegen jedoch, daß die Galerie zumindest noch 1918 Ausstellungen veranstaltete: Januar bis Februar 1918 fand eine Ausstellung „Deutsche Meister. Gemälde und Graphik“ statt, März/April zwei Kollektionen von Henry Bing und Lucien Schwob und vom 15. April bis Ende Mai wurden „Drei Walliser Maler“ (Edmond Bille, Raphy Dallèves, Henry van Muyden) präsentiert.
Die Galerie Corray schloss bereits 1917 ihre Basler Filiale, der Kunstsalon Wolfensberger zog sich im Frühjahr 1918 wieder in sein Stammhaus in Zürich zurück, womit allem Anschein nach der Versuch endete, die Basler mit zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen.
Nachweise:
Christian Geelhaar, Monica Stucky: Expressionistische Malerei in Basel um den Ersten Weltkrieg.- Basel 1983
Lukas Gloor: Von Böcklin zu Cézanne. Die Rezeption des französischen Impressionismus in der deutschen Schweiz.- Bern 1986
Werner J. Schweiger: „Für diese Kunst kein Publikum“. Vom Modernen Kunsthandel in Basel bis 1938.- Mitteilungen aus dem Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien, Nr. 6, 2002
Transkription
WOLFENSBERGER. Filiale von -> WOLFSBERG, Zürich
KUNSTSALON WOLFENSBERGER
SALON J. E. WOLFENSBERGER
J. E. WOLFENSBERGER
SALON WOLFENSBERGER
Adresse: BASEL, Kanton Basel-Stadt, Gerberstrasse 30
Inhaber: Johann Erwin Wolfensberger
Bestand: 1916-1918
Charakteristik: Kunsthandlung
Ausstellungen:
1916: Eröffnungsausstellung (dabei u. a. Cuno Amiet, Maurice Asseline, Otto Baumberger, Alexandre Blanchet, Emile Cardinaux, Ferdinand Hodler, Alexej Jawlensky, Burkhard Mangold, Hans Sturzenegger, Edouard Vallet)
1917: Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten, Sektion Zürich (dabei u. a. Otto Baumberger, Max Bucherer, Theo Glinz, Jakob Gubler, Ferdinand Hodler, Albert Kohler, Rudolf Mülli, Alfred Naegeli, Sigismund Righini, Eduard Stiefel, Lina Weilenmann, Alfred Zubler); Edouard Vallet
1918: Deutsche Meister. Gemälde und Graphik (dabei u. a. Fritz Boehle, Lovis Corinth, Hugo von Habermann, Ulrich Hübner, Leopold von Kalckreuth, Albert von Keller, Max Liebermann, Max Slevogt, Hans Thoma, Wilhelm Trübner, Fritz von Uhde); Henry Bing, Lucien Schwob; Drei Walliser Maler (Edmond Bille, Raphy Dallèves, Henry van Muyden)
Bemerkung:
Im Herbst 1917 fand im Zürcher Kunsthaus eine große Ausstellung „Französische Kunst des XIX. und XX. Jahrhunderts“ statt. Die Absicht, diese Ausstellung auch nach Basel zu bringen, scheiterte - nach Auskunft des Konservators der Basler Kunsthalle, Wilhelm Barth - daran, daß Basel „für diese Kunst kein Publikum [hat]. Während in Zürich bei solchen Gelegenheiten mit einem kaufkräftigen und kaufwilligen Kern von Besuchern gerechnet werden kann, ist dies in Basel nicht der Fall.“ (zitiert nach Christian Geelhaar 1983, S. 13) Hans Graber - Rezensent der Basler Nachrichten - assistierte: „Die Interesselosigkeit von neun Zehnteln des gebildeten Publikums unserer Stadt ist und bleibt Tatsache.“ (zitiert nach Christian Geelhaar 1983, S. 12)
1916 traten, beinahe zeitgleich, zwei Galerien an, „Das Kunstinteresse in unserer Stadt […] zu heben und auf bessere Wege zu leiten“ (Hans Graber in: Basler Nachrichten. 19. 11. 1916).
Es ist das Jahr, in dem „Basel dem Kunsthandel […] erst eigentlich erschlossen“ wurde ( J[ules] C[oulin]: Vom Schweizer Kunstleben.- in: Der Cicerone. H. 7/8 v. 4. 4. 1917, S. 137-138; Zitat S. 138).
Bezeichnend für die oben beschriebene Situation war, daß sich kein Basler Unternehmer fand, der diesen Schritt wagen sollte, sondern zwei Zürcher Kunsthändler. Die -> GALERIE CORRAY eröffnete Schifflände 2 und der Druckereibesitzer Johann Erwin Wolfensberger (1873-1944), seit 1911 Betreiber der Galerie -> WOLFSBERG in Zürich, eröffnete am 27. November 1916 im Haus der Schweizerischen Volksbank in der Gerberstrasse 30 den „Kunstsalon Wolfensberger“.
Im Katalog der Eröffnungsausstellung formulierte der Galerist seine Ziele: „Mit der Eröffnung der November-Dezember-Ausstellung […] tritt ein neues Unternehmen vor die Öffentlichkeit, das in wechselnden Ausstellungen dem Publikum vorwiegend moderne Schweizerkunst vor Augen führt.“ ( Eröffnungs-Ausstellung November-Dezember 1916, S. 3)
Das Ausstellungsprogramm wurde vom Stammhaus in Zürich mitbestimmt, es gab aber auch eine Reihe von Kollektionen, die extra für Basel zusammengestellt wurden und nur hier gezeigt wurden. Jules Coulin charakterisiert die Ausstellungen seit Eröffnung: „Eine ausgesprochen malerische Richtung wie die Sturzenegger, Blanchet, Amiet, Berger kommen zu besonderer Geltung, daneben sind Buri, Hodler, dann van Dongen, Verhoeven, Jawlensky, Asselin zu nennen; ferner moderne Schweizer Graphik […]“ ( J[ules] C[oulin]: Vom Schweizer Kunstleben.- in: Der Cicerone. H. 7/8 v. 4. 4. 1917, S. 137-138)
Da nur einige wenige Kataloge auf die Nachwelt gekommen sind, ist auch hier das Ausstellungsprogramm nicht lückenlos zu rekonstruieren. 1917 stellte die Sektion Zürich der „Gesellschaft schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten“ aus. ( Die Ausstellung war auch im März in Zürich zu sehen, jedoch wurde für Basel ein eigener Katalog gedruckt.) aus.
Edouard Vallet, bereits in der Eröffnungsausstellung vertreten, wurde im Sommer 1917 mit einer eigenen Kollektivausstellung in Basel präsentiert, und hier zeigte sich die Interesselosigkeit des Publikums, denn „während ihrer zweimonatigen Dauer“ wurde die Ausstellung „von wenig mehr als hundert Leuten besucht.“ (Zitiert in: Christian Geelhaar 1983, S. 12)
In der ohnehin sehr spärlichen Literatur wird vermittelt, daß der Kunstsalon Wolfensberger bereits 1917 wieder geschlossen wurde (Christian Geelhaar 1983, S. 14; Lukas Gloor 1986, S. 30). Man hätte es dem Galeristen bei der vielzitierten Interesselosigkeit des Basler Publikums auch nicht verdenken können, sich wieder zurückzuziehen. Einige Katalogfunde belegen jedoch, daß die Galerie zumindest noch 1918 Ausstellungen veranstaltete: Januar bis Februar 1918 fand eine Ausstellung „Deutsche Meister. Gemälde und Graphik“ statt, März/April zwei Kollektionen von Henry Bing und Lucien Schwob und vom 15. April bis Ende Mai wurden „Drei Walliser Maler“ (Edmond Bille, Raphy Dallèves, Henry van Muyden) präsentiert.
Die Galerie Corray schloss bereits 1917 ihre Basler Filiale, der Kunstsalon Wolfensberger zog sich im Frühjahr 1918 wieder in sein Stammhaus in Zürich zurück, womit allem Anschein nach der Versuch endete, die Basler mit zeitgenössischer Kunst vertraut zu machen.
Nachweise:
Christian Geelhaar, Monica Stucky: Expressionistische Malerei in Basel um den Ersten Weltkrieg.- Basel 1983
Lukas Gloor: Von Böcklin zu Cézanne. Die Rezeption des französischen Impressionismus in der deutschen Schweiz.- Bern 1986
Werner J. Schweiger: „Für diese Kunst kein Publikum“. Vom Modernen Kunsthandel in Basel bis 1938.- Mitteilungen aus dem Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien, Nr. 6, 2002
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