Kunstsalon Maximilian Macht
Werner J. Schweiger






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Merkliste
Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,43
Person / Körperschaft
Titel
Kunstsalon Maximilian Macht
[Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]
Datierung
2005 - 2011
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin, 2005 - 2011
Geografischer Bezug
Konvolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
MACHT
MAXIMILIAN MACHT
KUNSTSALON MAXIMILIAN MACHT
GALERIE M. MACHT
BUCH- U. KUNSTHANDLUNG MAXIMILIAN MACHT G. M. B. H.
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Rankestrasse 1
Inhaber: Ges. m. b. H.
Mitarbeiter: Maximilian Macht (Geschäftsführer 1909), Siegfried Cohs, Alfred Sauermann (Geschäftsführer 1910), Alfred Sauermann (Geschäftsführer 1911), Elfriede Macht, geb. Carpentier (Prokurist 1911)
Bestand: 1908-1911
Charakteristik: Buchhandlung, Kunsthandlung
„Maximilian Macht. Bücher, Stiche, Zeichnungen. Rankestrasse 1 an der Kaiser Wilhelm Gedächtnis-Kirche“ (Anzeige in: Der Zwiebelfisch. H. 3 v. Oktober 1910, Anzeigenseite; Kunst und Künstler. H. 5 v. Februar 1911, Anzeigenseite); „Sämtliche Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt. Vornehme Einrahmungen. Übernahme v. Auktionen kompletter Sammlungen. Verlangen Sie Bedingungen“ (Anzeige in: Pan. Nr. 13 v. 1. 5. 1911, Umschlagseite 2)
Ausstellungen:
1910: Martin Brandenburg; „Neue Secession. Kunstausstellung Zurückgewiesener der Berliner Secession“ (dabei u. a. Harold T. Bengen, Henry (Henrik) Bonnevie, Georg Einbeck, Erich Heckel, Otto Herbig, Ernst Ludwig Kirchner, Philipp Klein†, Hugo Lederer, Georg Leschnitzer, Moriz Melzer, Otto Mueller, Hermann Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff , Arthur Segal, Jacob Steinhardt, Georg Tappert, Erich Waske);
„Neue Secession. I. Graphische Ausstellung“ (dabei u. a. Harold T. Bengen, Georg Einbeck, Rudolf Großmann, Erich Heckel, Otto Herbig, Ernst Ludwig Kirchner, César Klein, Moissej Kogan, Wilhelm Laage, Ernst Matthes, Moriz Melzer, Otto Mueller, Emil Nolde, Hermann Pechstein, Max Pretzfelder, Heinrich Richter, Karl Schmidt-Rottluff, Arthur Segal, Rudolf Siegmund, Jacob Steinhardt, Georg Tappert, Carl Thiemann)
1911: „Neue Secession“ [3. Ausstellung] (dabei u. a. Erich Heckel, Walter Helbig, Ernst Ludwig Kirchner, Moriz Melzer, Otto Mueller, Emil Nolde, Hermann Pechstein, Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Arthur Segal, Georg Tappert)
Bemerkung:
Die „Buch- u. Kunsthandlung Maximilian Macht G .m. b. H.“ wurde 1908 von dem Buchhändler Maximilian Macht gegründet, der anfangs auch als Geschäftführer eingetragen war, 1910 firmieren Siegfried Cohs und Alfred Sauermann als Geschäftsführer, danach fungierte Elfriede Macht, geb. Carpentier als Prokurist in Verbindung mit Alfred Sauermann als Geschäftsführer.
„Die Galerie Macht hatte […] mit einer Ausstellung von Werken des Secessionsmitgliedes Martin Brandenburg ihre Tätigkeit aufgenommen“ (Werner Doede 1977, S. 61).
Nach einem Zerwürfnis von zahlreichen von der Jury der Berliner Secession zurückgewiesenen Künstlern, gründeten diese in der Folge die „Neue Secession“ und Max Pechstein wurde ihr erster Präsident. Zu den Unterzeichnern der Gründungsurkunde gehörte auch Alfred Sauermann, der Geschäftsführer der „Galerie Macht“, wo auch das Sekretariat der neuen Künstlervereinigung angesiedelt war und wo die erste „Kunstausstellung Zurückgewiesener der Berliner Secession“ stattfand, die am 15. Mai 1910 eröffnet wurde. Plakat und Katalogumschlag wurden von Pechstein entworfen, die Einladungskarte von Georg Tappert.
„Der neue Kunstsalon Maximilian Macht, dicht bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, hat seine Räume dieser neuen Secession zur Verfügung gestellt.“ (Curt Glaser: Die Neue Secession.- in: Die Kunst. H. 10 v. Juli 1910, S. 448, 450-452).
Die Ausstellung, geplant für den Zeitraum 15. Mai und 15. Juli, erregte mit der Ankündigung von Max Pechstein (Das frühe Plakat Nr. 2523) gehöriges Aufsehen: „Das Plakat der Ausstellung zeigt ein plumpes, nacktes Indianerweib, brutal hingefetzt, mit dem Bogen im Anschlag. Hier ist das Programm: der Aufstand der primitiven rohen Kunstinstinkte wider die Zivilisation, die Kultur und den Geschmack in der Kunst.“ (Der Kunstwart. Jg. 23, 1909/1910, S. 314).
Mit dieser Ausstellung stellte sich auch die 1905 in Dresden gegründeten Künstlergruppe „Brücke“ mit ihren wichtigsten Künstlern erstmals geschlossen in Berlin vor: In einem eigenen Raum präsentierten Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Hermann Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff ihre Werke. (Die Verbindung der Künstler zu den Passiv-Mitgliedern der „Brücke“ zeigte sich auch darin, dass beispielsweise alle Einladungen der Neuen Secession, an der die Brücke-Künstler teilnahmen, ihrem Hamburger Mitglied Gustav Schiefler zugesandt wurden, in dessen Nachlass sie zu finden sind.)
Die Reaktion der Rezensenten auf diesen Einbruch des Expressionismus in Berlin pendelte zwischen völliger Ablehnung und vorsichtiger Anerkennung. Anlässlich der ersten Ausstellung schrieb Curt Glaser: „Man muß sie als einen Versuch nehmen. Den Beweis der Lebensfähigkeit kann die Vereinigung erst in einem Jahre uns bringen. Gelingt ihr das, so wollen wir sie begrüßen und wollen hoffen, daß sie berufen sein wird, eine Lücke in dem Berliner Kunstleben auszufüllen, die so mancher wohl schon seit ein paar Jahren empfunden hat.“ (Die Kunst. H. 10 v. Juli 1910, S. 452). Karl Scheffler resümierte lakonisch: „Die Veranstaltung hat programmgemäß Entsetzen erzeugt“ (Kunst und Künstler. Jg. 8, 1909/10, S. 525).
Der damaligen Usance der Kunsthandlungen, Verkäufe der Ausstellungen an die Kunstzeitschriften zu melden und damit zusätzliche Aufmerksamkeit zu erregen konnte bei der Ausstellung der „Neuen Secession“ allem Anschein nach nicht entsprochen werden, weshalb der Geschäftsführer der Galerie Macht mit einem Ankauf vorpreschte. „[Alfred] Sauermann hat das Stilleben von S-R [Karl Schmidt-Rottluff] als Reklameankauf gewagt“ und dafür 350 Mark ausgegeben, schrieb Kirchner an Heckel am 22. 5. 1910 (Annemarie Dube Heynig 1984, S. 246).
Die ursprünglich bis Mitte Juli geplante Ausstellung wurde bis September 1910 verlängert und es ist dies die wohl einzige Ausstellung, die mit einem „Verlängerungsplakat“, diesmal von Georg Tappert, beworben wurde (Das frühe Plakat. Nr. 3250; Gerhard Wietek 1996, S. 270).
Die dritte Ausstellung der Galerie Macht war die zweite Ausstellung der „Neuen Secession“ und deren „I. Graphische Ausstellung“, die mit einem Plakat von Ernst Ludwig Kirchner beworben wurde (Anita Beloubek-Hammer 2004, S. 33).
Dabei ist interessant zu erfahren, dass auch die „Neue Secession“, die wegen der Ablehnung der Juryentscheidung der Berliner Secession gegründet wurde, selbst nicht ohne Jurierung auskam. Johannes Sievers schreibt dazu in seiner Besprechung: „Auch die ‚Neue Secession’ kann ohne die Jury-Guillotine nicht auskommen, man erfährt von ungezählten Zurückweisungen - einige sieht man witzigerweise sogar, da man den besten unter ihnen noch ein kleines separiertes Kämmerlein gewährt hat.“ Sievers erwähnt die Künstler Minnie Goossens und Viktor Belányi und meint, „warum soll man nicht auch einen von den zurückgewiesenen Zurückgewiesenen nennen?“ (Der Cicerone. H. 19 v. Oktober 1910, S. 653)
Die vierte Ausstellung der Galerie war die dritte Ausstellung der „Neuen Secession“, beworben mit einem abgewandelten Plakat der 1. Ausstellung von Pechstein (das frühe Plakat. Nr. 3254) und fand vom Februar bis April 1911 statt.
Nach dieser Ausstellung wurde die Verbindung zur Galerie Macht gelöst. „Aufgrund von größeren Problemen mit [Alfred] Sauermann […] während der ersten und zweiten Ausstellung wurde die Zusammenarbeit mit der Galerie gelockert und nach der dritten Ausstellung schließlich aufgehoben.“ (Anke Daemgen: Georg Tappert - Initiator der Neuen Secession Berlin.- in: Georg Tappert 2005, S. 26-30; Zitat S. 28) Die vierte Ausstellung fand ausserhalb des Kunsthandels, in der Drogerie- und Parfumerie „Kopp & Joseph“ in der Potsdamerstrasse 122, statt. In der Folge stellt die „Neue Secession“ in der Galerie DER STURM, in der Kunsthandlung NEUE GALERIE, sowie Graphik bei REUSS & POLLACK aus. Die Auflösung der Gruppe, die in Verbindung mit den genannten Kunsthandlungen zu den frühesten Verbreitern des Expressionismus in Deutschland gehörte, erfolgte um 1914.
1911 versuchte die „Galerie Macht“ sich auf dem Auktionsmarkt zu etablieren und kündigte ihre erste Auktion an: „Kunst- und Bücherauktion. Vom 19.-22. April 1911 findet in unserer Galerie eine Auktion statt, enthaltend zum großen Teil die Sammlung des Herrn Justizrat Dr. Sello. Neben alten Meistern wie Dürer, Rembrandt, Ostade […] Ludwig Emil Grimm, Menzel etc. […] reich illustrierter Katalog gratis.“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 26 v. 31. 3. 1911, S. 244). In einer Presseaussendung der Galerie heisst es: „In der zweiten Hälfte des April d. J. kommen in der Galerie Maximilian Macht […] die Sammlungen des Herrn Justizrat Dr. Sello nebst anderen kleinen Beiträgen zur Versteigerung. Außer einer reichen Sammlung alter Meister kommt ein fast komplettes Chodowiecki-Werk zum Ausruf. Ferner sind Werke der englisch-französischen Schule des 18. Jahrhunderts, sowie aus der gleichen Zeit schöne dekorative Porträts und Genredarstellungen hervorzuheben. Hinzu kommen Handzeichnungen alter und neuer Meister. Zum Schluß wird eine wertvolle Sammlung illustrierter Bücher und Handschriften des 15. bis 18. Jahrhunderts versteigert.“ (Presseaussendung, abgedruckt u. a. in: Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 7 v. 1. 4. 1911, S. 111; Der Cicerone. H. 6, 1911, S. 239)
Erich Sello (1852-1912), dessen Sammlung hier zu Lebzeiten angeboten wurde, war ein bekannter Berliner Strafverteidiger, Abgeordneter im Reichstag und Lyriker.
Obwohl die Galerie Macht noch im Mai 1911 „Übernahme v. Auktionen kompletter Sammlungen“ annoncierte (Anzeige in: Pan. Nr. 13 v. 1. 5. 1911, Umschlagseite 2), blieben Folgeaufträge aus und die Sello-Auktion war die einzige Versteigerung der Galerie.
Die dritte Ausstellung der Künstlervereinigung „Neue Secession“ war die vierte und wahrscheinlich letzte Ausstellung der Galerie Macht gewesen. Wenig später meldete Herwarth Walden (in dessen Galerie DER STURM die Neue Secession ihre sechste Ausstellung im Dezember 1912 veranstalten sollte und in dessen Zeitschrift „Der Sturm“ die Galerie Macht mehrfach inseriert hatte) in einem Brief vom 31. [!] 9. 1911 an Karl Kraus „ Macht ist im Konkurs“ (Feinde in Scharen, S. 366) und wenig später, am 2. November 1911, schrieb Wassily Kandinsky an Franz Marc: „Mein Brief an Pechstein (p. A. Galerie Macht) ist zurückgekommen, da Macht in Concours liegt.“ (Wassily Kandinsky - Franz Marc 1983, S. 72)
Nachweise:
Werner Doede: Die Berliner Secession.- Frankfurt am Main 1977
Das frühe Plakat in Europa und den USA. Ein Bestandskatalog. Band 3: Deutschland. Bearbeitet von Helga Hollmann [u. a.].- Berlin 1980
Wassily Kandinsky - Franz Marc. Briefwechsel. Mit Briefen von und an Gabriele Münter und Maria Marc. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Klaus Lankheit.- München 1983
Annemarie Dube Heynig: Ernst Ludwig Kirchner. Postkarten und Briefe an Erich Heckel im Altonaer Museum in Hamburg.- Köln 1984
Verena Tafel: Kunsthandel in Berlin vor 1945.- in: Kunst Konzentriert.- Berlin 1987. S.
195-224; zu Macht S. 205-206
Gerhard Wietek: Georg Tappert. Werkverzeichnis der Druckgraphik.- Köln 1996
Feinde in Scharen. Ein wahres Vergnügen dazusein. Karl Kraus - Herwarth Walden Briefwechsel 1909-1912. Hrsg. v. George C. Avery.- Göttingen 2002
Anita Beloubek-Hammer: Ernst Ludwig Kirchner. Erstes Sehen. Das Werk im Berliner Kupferstichkabinett.- München 2004
Georg Tappert - Deutscher Expressionist. Bearbeitet von Gesa Bartholomeyczik.- Nürnberg 2005
Kontext Diskriminierungssensible Sprache
Diese Fremdbezeichnung für die ersten Bewohner*innen Nord- und Südamerikas entstand 1492 als Christopher Kolumbus auf der Suche nach einem neuen Seeweg nach Ostasien auf die Insel Hispaniola stieß. In der falschen Annahme, es handele sich um Indien, wie damals der gesamte ostasiatische Raum genannt wurde, bezeichnete er die Einwohner*innen als Indianer*innen. Die unterschiedlichen indigenen Gesellschaften wurden damit von Anfang an unter einem westlich bestimmten Begriff pauschalisiert. Zudem dient der Begriff bis heute eher als Projektionsfläche für europäische Klischee-Vorstellungen, welche die Lebensrealität der ersten Bewohner*innen Nord- und Südamerikas entweder ‚exotisieren‘ oder dämonisieren.
Transkription
MACHT
MAXIMILIAN MACHT
KUNSTSALON MAXIMILIAN MACHT
GALERIE M. MACHT
BUCH- U. KUNSTHANDLUNG MAXIMILIAN MACHT G. M. B. H.
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Rankestrasse 1
Inhaber: Ges. m. b. H.
Mitarbeiter: Maximilian Macht (Geschäftsführer 1909), Siegfried Cohs, Alfred Sauermann (Geschäftsführer 1910), Alfred Sauermann (Geschäftsführer 1911), Elfriede Macht, geb. Carpentier (Prokurist 1911)
Bestand: 1908-1911
Charakteristik: Buchhandlung, Kunsthandlung
„Maximilian Macht. Bücher, Stiche, Zeichnungen. Rankestrasse 1 an der Kaiser Wilhelm Gedächtnis-Kirche“ (Anzeige in: Der Zwiebelfisch. H. 3 v. Oktober 1910, Anzeigenseite; Kunst und Künstler. H. 5 v. Februar 1911, Anzeigenseite); „Sämtliche Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt. Vornehme Einrahmungen. Übernahme v. Auktionen kompletter Sammlungen. Verlangen Sie Bedingungen“ (Anzeige in: Pan. Nr. 13 v. 1. 5. 1911, Umschlagseite 2)
Ausstellungen:
1910: Martin Brandenburg; „Neue Secession. Kunstausstellung Zurückgewiesener der Berliner Secession“ (dabei u. a. Harold T. Bengen, Henry (Henrik) Bonnevie, Georg Einbeck, Erich Heckel, Otto Herbig, Ernst Ludwig Kirchner, Philipp Klein†, Hugo Lederer, Georg Leschnitzer, Moriz Melzer, Otto Mueller, Hermann Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff , Arthur Segal, Jacob Steinhardt, Georg Tappert, Erich Waske);
„Neue Secession. I. Graphische Ausstellung“ (dabei u. a. Harold T. Bengen, Georg Einbeck, Rudolf Großmann, Erich Heckel, Otto Herbig, Ernst Ludwig Kirchner, César Klein, Moissej Kogan, Wilhelm Laage, Ernst Matthes, Moriz Melzer, Otto Mueller, Emil Nolde, Hermann Pechstein, Max Pretzfelder, Heinrich Richter, Karl Schmidt-Rottluff, Arthur Segal, Rudolf Siegmund, Jacob Steinhardt, Georg Tappert, Carl Thiemann)
1911: „Neue Secession“ [3. Ausstellung] (dabei u. a. Erich Heckel, Walter Helbig, Ernst Ludwig Kirchner, Moriz Melzer, Otto Mueller, Emil Nolde, Hermann Pechstein, Christian Rohlfs, Karl Schmidt-Rottluff, Arthur Segal, Georg Tappert)
Bemerkung:
Die „Buch- u. Kunsthandlung Maximilian Macht G .m. b. H.“ wurde 1908 von dem Buchhändler Maximilian Macht gegründet, der anfangs auch als Geschäftführer eingetragen war, 1910 firmieren Siegfried Cohs und Alfred Sauermann als Geschäftsführer, danach fungierte Elfriede Macht, geb. Carpentier als Prokurist in Verbindung mit Alfred Sauermann als Geschäftsführer.
„Die Galerie Macht hatte […] mit einer Ausstellung von Werken des Secessionsmitgliedes Martin Brandenburg ihre Tätigkeit aufgenommen“ (Werner Doede 1977, S. 61).
Nach einem Zerwürfnis von zahlreichen von der Jury der Berliner Secession zurückgewiesenen Künstlern, gründeten diese in der Folge die „Neue Secession“ und Max Pechstein wurde ihr erster Präsident. Zu den Unterzeichnern der Gründungsurkunde gehörte auch Alfred Sauermann, der Geschäftsführer der „Galerie Macht“, wo auch das Sekretariat der neuen Künstlervereinigung angesiedelt war und wo die erste „Kunstausstellung Zurückgewiesener der Berliner Secession“ stattfand, die am 15. Mai 1910 eröffnet wurde. Plakat und Katalogumschlag wurden von Pechstein entworfen, die Einladungskarte von Georg Tappert.
„Der neue Kunstsalon Maximilian Macht, dicht bei der Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, hat seine Räume dieser neuen Secession zur Verfügung gestellt.“ (Curt Glaser: Die Neue Secession.- in: Die Kunst. H. 10 v. Juli 1910, S. 448, 450-452).
Die Ausstellung, geplant für den Zeitraum 15. Mai und 15. Juli, erregte mit der Ankündigung von Max Pechstein (Das frühe Plakat Nr. 2523) gehöriges Aufsehen: „Das Plakat der Ausstellung zeigt ein plumpes, nacktes Indianerweib, brutal hingefetzt, mit dem Bogen im Anschlag. Hier ist das Programm: der Aufstand der primitiven rohen Kunstinstinkte wider die Zivilisation, die Kultur und den Geschmack in der Kunst.“ (Der Kunstwart. Jg. 23, 1909/1910, S. 314).
Mit dieser Ausstellung stellte sich auch die 1905 in Dresden gegründeten Künstlergruppe „Brücke“ mit ihren wichtigsten Künstlern erstmals geschlossen in Berlin vor: In einem eigenen Raum präsentierten Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Hermann Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff ihre Werke. (Die Verbindung der Künstler zu den Passiv-Mitgliedern der „Brücke“ zeigte sich auch darin, dass beispielsweise alle Einladungen der Neuen Secession, an der die Brücke-Künstler teilnahmen, ihrem Hamburger Mitglied Gustav Schiefler zugesandt wurden, in dessen Nachlass sie zu finden sind.)
Die Reaktion der Rezensenten auf diesen Einbruch des Expressionismus in Berlin pendelte zwischen völliger Ablehnung und vorsichtiger Anerkennung. Anlässlich der ersten Ausstellung schrieb Curt Glaser: „Man muß sie als einen Versuch nehmen. Den Beweis der Lebensfähigkeit kann die Vereinigung erst in einem Jahre uns bringen. Gelingt ihr das, so wollen wir sie begrüßen und wollen hoffen, daß sie berufen sein wird, eine Lücke in dem Berliner Kunstleben auszufüllen, die so mancher wohl schon seit ein paar Jahren empfunden hat.“ (Die Kunst. H. 10 v. Juli 1910, S. 452). Karl Scheffler resümierte lakonisch: „Die Veranstaltung hat programmgemäß Entsetzen erzeugt“ (Kunst und Künstler. Jg. 8, 1909/10, S. 525).
Der damaligen Usance der Kunsthandlungen, Verkäufe der Ausstellungen an die Kunstzeitschriften zu melden und damit zusätzliche Aufmerksamkeit zu erregen konnte bei der Ausstellung der „Neuen Secession“ allem Anschein nach nicht entsprochen werden, weshalb der Geschäftsführer der Galerie Macht mit einem Ankauf vorpreschte. „[Alfred] Sauermann hat das Stilleben von S-R [Karl Schmidt-Rottluff] als Reklameankauf gewagt“ und dafür 350 Mark ausgegeben, schrieb Kirchner an Heckel am 22. 5. 1910 (Annemarie Dube Heynig 1984, S. 246).
Die ursprünglich bis Mitte Juli geplante Ausstellung wurde bis September 1910 verlängert und es ist dies die wohl einzige Ausstellung, die mit einem „Verlängerungsplakat“, diesmal von Georg Tappert, beworben wurde (Das frühe Plakat. Nr. 3250; Gerhard Wietek 1996, S. 270).
Die dritte Ausstellung der Galerie Macht war die zweite Ausstellung der „Neuen Secession“ und deren „I. Graphische Ausstellung“, die mit einem Plakat von Ernst Ludwig Kirchner beworben wurde (Anita Beloubek-Hammer 2004, S. 33).
Dabei ist interessant zu erfahren, dass auch die „Neue Secession“, die wegen der Ablehnung der Juryentscheidung der Berliner Secession gegründet wurde, selbst nicht ohne Jurierung auskam. Johannes Sievers schreibt dazu in seiner Besprechung: „Auch die ‚Neue Secession’ kann ohne die Jury-Guillotine nicht auskommen, man erfährt von ungezählten Zurückweisungen - einige sieht man witzigerweise sogar, da man den besten unter ihnen noch ein kleines separiertes Kämmerlein gewährt hat.“ Sievers erwähnt die Künstler Minnie Goossens und Viktor Belányi und meint, „warum soll man nicht auch einen von den zurückgewiesenen Zurückgewiesenen nennen?“ (Der Cicerone. H. 19 v. Oktober 1910, S. 653)
Die vierte Ausstellung der Galerie war die dritte Ausstellung der „Neuen Secession“, beworben mit einem abgewandelten Plakat der 1. Ausstellung von Pechstein (das frühe Plakat. Nr. 3254) und fand vom Februar bis April 1911 statt.
Nach dieser Ausstellung wurde die Verbindung zur Galerie Macht gelöst. „Aufgrund von größeren Problemen mit [Alfred] Sauermann […] während der ersten und zweiten Ausstellung wurde die Zusammenarbeit mit der Galerie gelockert und nach der dritten Ausstellung schließlich aufgehoben.“ (Anke Daemgen: Georg Tappert - Initiator der Neuen Secession Berlin.- in: Georg Tappert 2005, S. 26-30; Zitat S. 28) Die vierte Ausstellung fand ausserhalb des Kunsthandels, in der Drogerie- und Parfumerie „Kopp & Joseph“ in der Potsdamerstrasse 122, statt. In der Folge stellt die „Neue Secession“ in der Galerie DER STURM, in der Kunsthandlung NEUE GALERIE, sowie Graphik bei REUSS & POLLACK aus. Die Auflösung der Gruppe, die in Verbindung mit den genannten Kunsthandlungen zu den frühesten Verbreitern des Expressionismus in Deutschland gehörte, erfolgte um 1914.
1911 versuchte die „Galerie Macht“ sich auf dem Auktionsmarkt zu etablieren und kündigte ihre erste Auktion an: „Kunst- und Bücherauktion. Vom 19.-22. April 1911 findet in unserer Galerie eine Auktion statt, enthaltend zum großen Teil die Sammlung des Herrn Justizrat Dr. Sello. Neben alten Meistern wie Dürer, Rembrandt, Ostade […] Ludwig Emil Grimm, Menzel etc. […] reich illustrierter Katalog gratis.“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 26 v. 31. 3. 1911, S. 244). In einer Presseaussendung der Galerie heisst es: „In der zweiten Hälfte des April d. J. kommen in der Galerie Maximilian Macht […] die Sammlungen des Herrn Justizrat Dr. Sello nebst anderen kleinen Beiträgen zur Versteigerung. Außer einer reichen Sammlung alter Meister kommt ein fast komplettes Chodowiecki-Werk zum Ausruf. Ferner sind Werke der englisch-französischen Schule des 18. Jahrhunderts, sowie aus der gleichen Zeit schöne dekorative Porträts und Genredarstellungen hervorzuheben. Hinzu kommen Handzeichnungen alter und neuer Meister. Zum Schluß wird eine wertvolle Sammlung illustrierter Bücher und Handschriften des 15. bis 18. Jahrhunderts versteigert.“ (Presseaussendung, abgedruckt u. a. in: Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 7 v. 1. 4. 1911, S. 111; Der Cicerone. H. 6, 1911, S. 239)
Erich Sello (1852-1912), dessen Sammlung hier zu Lebzeiten angeboten wurde, war ein bekannter Berliner Strafverteidiger, Abgeordneter im Reichstag und Lyriker.
Obwohl die Galerie Macht noch im Mai 1911 „Übernahme v. Auktionen kompletter Sammlungen“ annoncierte (Anzeige in: Pan. Nr. 13 v. 1. 5. 1911, Umschlagseite 2), blieben Folgeaufträge aus und die Sello-Auktion war die einzige Versteigerung der Galerie.
Die dritte Ausstellung der Künstlervereinigung „Neue Secession“ war die vierte und wahrscheinlich letzte Ausstellung der Galerie Macht gewesen. Wenig später meldete Herwarth Walden (in dessen Galerie DER STURM die Neue Secession ihre sechste Ausstellung im Dezember 1912 veranstalten sollte und in dessen Zeitschrift „Der Sturm“ die Galerie Macht mehrfach inseriert hatte) in einem Brief vom 31. [!] 9. 1911 an Karl Kraus „ Macht ist im Konkurs“ (Feinde in Scharen, S. 366) und wenig später, am 2. November 1911, schrieb Wassily Kandinsky an Franz Marc: „Mein Brief an Pechstein (p. A. Galerie Macht) ist zurückgekommen, da Macht in Concours liegt.“ (Wassily Kandinsky - Franz Marc 1983, S. 72)
Nachweise:
Werner Doede: Die Berliner Secession.- Frankfurt am Main 1977
Das frühe Plakat in Europa und den USA. Ein Bestandskatalog. Band 3: Deutschland. Bearbeitet von Helga Hollmann [u. a.].- Berlin 1980
Wassily Kandinsky - Franz Marc. Briefwechsel. Mit Briefen von und an Gabriele Münter und Maria Marc. Hrsg., eingeleitet und kommentiert von Klaus Lankheit.- München 1983
Annemarie Dube Heynig: Ernst Ludwig Kirchner. Postkarten und Briefe an Erich Heckel im Altonaer Museum in Hamburg.- Köln 1984
Verena Tafel: Kunsthandel in Berlin vor 1945.- in: Kunst Konzentriert.- Berlin 1987. S.
195-224; zu Macht S. 205-206
Gerhard Wietek: Georg Tappert. Werkverzeichnis der Druckgraphik.- Köln 1996
Feinde in Scharen. Ein wahres Vergnügen dazusein. Karl Kraus - Herwarth Walden Briefwechsel 1909-1912. Hrsg. v. George C. Avery.- Göttingen 2002
Anita Beloubek-Hammer: Ernst Ludwig Kirchner. Erstes Sehen. Das Werk im Berliner Kupferstichkabinett.- München 2004
Georg Tappert - Deutscher Expressionist. Bearbeitet von Gesa Bartholomeyczik.- Nürnberg 2005
Kontext Diskriminierungssensible Sprache
Diese Fremdbezeichnung für die ersten Bewohner*innen Nord- und Südamerikas entstand 1492 als Christopher Kolumbus auf der Suche nach einem neuen Seeweg nach Ostasien auf die Insel Hispaniola stieß. In der falschen Annahme, es handele sich um Indien, wie damals der gesamte ostasiatische Raum genannt wurde, bezeichnete er die Einwohner*innen als Indianer*innen. Die unterschiedlichen indigenen Gesellschaften wurden damit von Anfang an unter einem westlich bestimmten Begriff pauschalisiert. Zudem dient der Begriff bis heute eher als Projektionsfläche für europäische Klischee-Vorstellungen, welche die Lebensrealität der ersten Bewohner*innen Nord- und Südamerikas entweder ‚exotisieren‘ oder dämonisieren.
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