Salon Ribéra / Salon Ribera
Werner J. Schweiger






-1/4

Nicht ausgestellt
Teilen
Download
Merkliste
Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,60
Person / Körperschaft
Titel
Salon Ribéra / Salon Ribera
[Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]
Datierung
2005 - 2011
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin, 2005 - 2011
Konvolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
RIBERA
SALON RIBÉRA
SALON RIBERA
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Potsdamerstrasse 20
Inhaber: Arthur Cechini
Mitarbeiter: Willy Pastor
Bestand: 1898-1900
Charakteristik: Kunsthandlung
„Kunstsalon Ribéra. Berlin W. Potsdamerstrasse 20 I. Ständige Ausstellung v. Werken der Malerei, der Plastik und des Kunstgewerbes. Collektiv-Ausstellung der Worpsweder Studien-Ausstellung von Otto Modersohn.“ (Anzeige in: Deutsche Kunst. Nr. 5 v. 15. 12. 1898, S. 100); „Kunstsalon Ribéra. Berlin W. Potsdamerstr. 20 I. (Tel VI.8161). Ständige Ausstellung v. Werken der bildenden Künste und des Kunstgewerbes.“ (Anzeige in: Berliner Adressbuch 1899, Teil IV, S. 144); „Kunstsalon Ribera. Berlin W. Potsdamerstrasse 20 1 Tr[eppe]. Ständige Ausstellung von Werken der Malerei, der Plastik und des Kunst-Gewerbes. Ausgestellt sind: Sonderausstellung von Hans Baluschek, Kollektivausstellungen von Prof. Th. Hagen, Chr. Rohlfs, Franz Korwan, Arbeiten von A. Lamm, Oskar Halle, H. Magnussen, H. Vernhes, Heinr. Vogeler, Fritz Overbeck. Schwarz-Weiss-Ausstellung.“ (Anzeige in: Deutsche Kunst. Nr. 11/12 v. 10. 4. 1899, S. 240) {; „Kunstsalon Ribera, Berlin W. Potsdamerstr. 20, part. u. I. Etage, vis-à-vis der Eichhornstr. Permanente Ausstellung hervorragender Arbeiten der bildenden Kunst und des Kunstgewerbes. Geöffnet Wochentags 10-7 Uhr. Sonntags 10-3 Uhr. Reichhaltiges Lager von Reproduktionen nach Gemälden alter und neuer Meister aus den Museen Berlin, Dresden, München etc. in künstlerisch ausgeführten Original-Einrahmungen von MK 10.- an.“ (Anzeige in: „Offizieller Katalog der Münchener Jahres-Ausstellung 1900 im kgl. Glaspalast“. Anzeigenseite 14)}
Ausstellungen:
1898: Hans Christiansen, Hans Am Ende, Heinrich Ludwig von Gleichen-Rußwurm, Hans Nikolaj Hansen, Hermann Hendrich, Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Christian Rohlfs, Oskar Zwintscher
1899: Hans Baluschek, Emil Dittler, Theodor Hagen, Oskar Halle, Karl Himmelstoß, Franz Korwan, Albert Lamm, Hans Magnussen, Fritz Overbeck, Christian Rohlfs, Henri Édouard Vernhes, Heinrich Vogeler
Verlag:
In der Reihe „Neue Kunst“ erschienen 1899 vier Titel:
Willy Pastor: Oskar Zwintscher. (Neue Kunst. 1.)
Willy Pastor: Der Stil der Moderne. (Neue Kunst. 2.)
Willy Pastor: Gemalte Luft. (Neue Kunst. 3.)
Julius Norden: R[udolf] Hellgrewe. ‚Afrikanischer Todtentanz’ und Anderes. (Neue Kunst. 4.)
Bemerkung:
Der „Salon Ribéra“ war eine Gründung des Malers Arthur Cechini (eigentlich Arthur Silberstein). Cechini (1868-1932) war Portrait-, Genre- und Landschaftsmaler, geboren in Skittkehmen in Ostpreussen, erhielt seine Ausbildung unter anderem an der Berliner Akademie. Über sein Leben und Werk ist nur sehr wenig bekannt, lediglich in zwei zeitgenössischen Nachschlagewerken wird er kurz gewürdigt (Dresslers Kunsthandbuch 1930, S. 150; Salomon Wininger 1936, S. 543).
{GRUND angeben, warum der salon (1898-1900 hier aufgenommen wurde, aber trotz ähnlicher ausrichtung das jahr 1900 nicht überlebte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!}
Ende der Neunzigerjahre erweiterte sich die Berliner Kunsthandelsszene ganz bedeutend: Zu den bereits eingesessenen Firmen -> SCHULTE und -> GURLITT gesellten sich 1897 die Kunstsalons -> KELLER & REINER und -> RABL und 1898 -> RIBERA und -> CASSIRER.
Anfang 1898 {eröffnete Ernst Zaeslein (1863-1918) seine Galerie unter dem Namen }„Ernst Zaeslein. Kunsthandlung - Gemäldesalon“ in der Leipzigerstrasse 128 und annoncierte den „Verkauf von Werken erster moderner Meister“.
Der neue Salon in der Potsdamerstrasse 20 im ersten Stock wurde u. a. mit einem Plakat von Oskar Zwintscher beworben (Das frühe Plakat 1980, Nr. 3506; ein weiteres Plakat befindet sich in der Sammlung des MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst) und von der Presse freundlichst besprochen. Die Kunsthandlung gab sich einen internationalen Anstrich, denn die Beschriftung auf der Hauswand erfolgte sowohl in englischer als auch in französischer Sprache. (Abbildung auf einer Karikatur in den „Lustigen Blättern“, Heft 12, 1898; Abb. in: Verena Tafel 1987, S. 198)
„Das Kunstleben Berlins wacht aus seinem langen, langen Halbschlaf allmählich auf“ schrieb „Der Kunstwart“ (zitiert nach Georg Brühl 1991, S. 105) und Willy Pastor meldete nach Wien: „Nicht weniger als drei neue Salons wurden gegründet, die Vorsteher thaten ihr Möglichstes, sich gegenseitig zu überbieten […] Der dritte der neuen Salons, Salon Ribera, verzichtet zwar auf van de Velde [als Ausstatter des Kunstsalons], aber der Stil van de Veldes triumphiert auch da“ (Willy Pastor: Moderne Kunst in Berlin.- in: Die Zeit. Wien. Nr. 232 v. 11. 3. 1899, S. 153-154).
Willy Pastor spielt in seinem Bericht auf die Ausstattung der beiden Kunsthandlungen -> KELLER & REINER und -> CASSIRER durch Henri van de Velde an und ein Eröffnungsbericht hebt die Tatsache hervor, dass der Kunstsalon nicht von van de Velde gestaltet wurde: „Der allerneueste Kunstsalon […] hat neulich auch seine Pforten eröffnet. Ein berühmter Todter wurde als sein Pathe zitiert […] und braucht sich darum auch nicht im Grabe umzudrehen. Es ist der spanische Maler Ribéra. Hebt schon der klug gewählte Name ‚Salon Ribéra’ die Kunsthandlung in der Potsdamer Straße ganz besonders hervor, so hat ihre Ausstattung ein noch eigenartigeres Gepräge. Mit einem Interieur im Stile van de Velde’s würde der Salon sich kaum mehr haben auszeichnen können; es galt, ganz originell in die Reihe der anderen einzutreten mit einem neuen, eigenartigen Reiz auf das ästhetische Gewissen des Publikums einen starken Eindruck zu machen, um nicht schon an sich von vornherein als überflüssig zu erscheinen. Scheinbar ist es auch gelungen, dem jungen Unternehmen durch einen individuellen Zug das Aussehen der Lebensfähigkeit zu verleihen.“ (Deutsche Kunst. Nr. 5 v. 15. 12. 1898, S. 88)
Der Rezensent gibt eine ausführliche Beschreibung der einzelnen, in verschiedenen Farben gehaltenen Säle und bietet eine Aufzählung der bei der Eröffnung vertretenen Künstler:
Hans Christiansen, Hans Am Ende, Heinrich Ludwig von Gleichen-Rußwurm, Hans Nikolaj Hansen, Hermann Hendrich, Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Christian Rohlfs, Oskar Zwintscher. Auch die Innendekoration wurde gepflegt und in einer angeschlossenen Werkstätte ausgeführt. Weiters vertrat Ribera die „Nordische Kunstweberei“ in Berlin. Für 1899 wurden Ausstellungen von Hans Baluschek und französischer Künstler angekündigt.
Im Mittelpunkt der Januar-Ausstellung 1899 standen Hans Baluschek und Heinrich Vogeler, zwei „ganz verschiedenartige Künstler, die hier zufällig zusammengerathen sind. Baluschek, der eingefleischte Berliner, der streng realistische Sittenschilderer, und Vogeler, der großstadtflüchtige, träumerische Poet, der den weltabgeschiedenen Worpsweder Winkel mit romantischen, zarten Märchengestalten belebt […] dort die nackte Wirklichkeit, ungeschminkte Lebensbilder aus der Millionenstadt, hier keusche, kindliche Poesie, dort Kultur in der Verrohung und Entsittlichung, hier Natur in den Traumgestalten der Volksphantasie.“ (Deutsche Kunst. Nr. 17 v. 15. 1. 1899, S. 128-129)
Die vom Kunstsalon Ribera geplanten Vorträge, um dem Publikum vor allem neue Künstler vorzustellen, kamen nicht zustande (Sabine Meister 2006, S. 124), ein weiterer Versuch, erzieherisch auf den Kunstgeschmack der Berliner einzuwirken, wurde teilweise verwirklicht durch die Herausgabe einer kleinen Schriftenreihe unter dem Titel „Neue Kunst“, von der 1899 vier Hefte erschienen sind (siehe Verlag). Drei dieser begleitenden Schriften wurden von dem Kunst- und Kulturkritiker Willy Pastor (1867-1933) verfasst, der in der Frühzeit des Salons als künstlerischer Berater wirkte, das vierte Heft verfasste Julius Norden (1849-1907).
Die Zeitschrift „Kunstchronik“ charakterisierte die seit der Eröffnung abgehaltenen Ausstellungen: „Der im Herbst vorigen Jahres eröffnete Kunstsalon Ribera in der Potsdamer Straße 20 bietet […] Sammelausstellungen, von denen man Notiz nehmen muß, wenn man den markantesten Erscheinungen des Berliner Kunstlebens gerecht werden will.“ (Kunstchronik. Nr. 23 v. 27. 4. 1899; zitiert nach Walter Scheidig 1965, S. 319)
Einer der Künstler, der in der Frühzeit des „Salon Ribera“ zwischen Herbst 1898 und Frühjahr 1899 regelmässig im Angebot der Galerie vertreten war und auch mit einer Einzelausstellung im Frühjahr 1899 hervorgetreten ist, war Christian Rohlfs. Von ihm stammt ein äusserst interessantes und seltenes Dokument zu Geschichte der Beziehung von Künstlern zu ihren Kunsthändlern. In einem Brief vom 8. April 1899 an den Lübecker Sammler Dr. Max Linde (1862-1940) schreibt er: „Sehr geehrter Herr Doctor! Vor einigen Monaten war Herr Cechini vom Salon Ribera hier [in Weimar] und wir haben die Abmachung getroffen daß: Alles was ich auszustellen beabsichtige ihm übersende, daß er meine Arbeiten auch in anderen Städten ausstellen darf und Fracht bezahlt ev. auch Rahmen liefert. Ich habe beim Auskunftsbureau Erkundigungen eingezogen und habe erfahren daß Hr C. aus Breslau stammt, früher Silberstein hieß und in Berlin Portraitmaler war, dann hat er eine Frau mit 30000 M. geheiratet und später noch eine Erbschaft gemacht. Dann aber auch soll er verschiedentlich Differenzen mit ausstellenden Berliner Künstlern gehabt haben. Halten Sie das Geschäft für solid? und wissen Etwas über die Persönlichkeit d. Hr. C. Haben Sie Näheres von Willy Pastor gehört. Dieser Herr ist künstlerischer Beirat vom S. Ribera. Ich habe vor einigen Tagen 10 Bilder hingesandt uneingerahmte, möglichst niedrige Preise angesetzt und auch biographische Notizen an Herrn W. Pastor geschickt […] rürig[!] scheinen sie zu sein und genügend Radau machen sie auch, das ist immerhin etwas.“ (Dank an Stefan Pucks, Bergfelde, für eine Abschrift des Briefes.)
Eine Begegnung im „Salon Ribera“ hatte für Rohlfs eine besondere Bedeutung: Henri van de Velde lernte bei einem Besuch der Ausstellungen den damals in Weimar lebenden Künstler kennen und vermittelte ihn zu Karl Ernst Osthaus nach Hagen, wo dieser in der Folge eine äusserst wichtige Rolle im Leben des Künstlers einnehmen sollte und wohin Rohlfs 1901 übersiedelte (Karl Ernst Osthaus 1971, S. 166).
Bereits am 27. Januar 1899 schrieb Alfred Lichtwark: Der Salon Ribera dürfte sich trotz aller Reclame und aller Protection nicht lange halten“ (zitiert nach Titia Hoffmeister 1985, S. 116)
Lichtwark sollte Recht behalten, denn der Salon Ribera bestand nur etwa zwei Jahre. Im
„Katalog der zweiten Kunstausstellung der Berliner Secession“ (1900) {und im Katalog der „Münchener Jahres-Ausstellung 1900 im kgl. Glaspalast“ sind noch Anzeigen} geschaltet, im Berliner Adressbuch von 1901 war der Salon Ribera schon nicht mehr verzeichnet.
Nachweise:
Dresslers Kunsthandbuch. Das Buch der lebenden Deutschen Künstler, Altertumsforscher, Kunstgelehrten und Kunstschriftsteller. Hrsg. v. Willy Oskar Dressler. Neunter Jahrgang.- Berlin 1930
S[alomon] Wininger: Grosse Jüdische National-Biographie. Mit Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer und Frauen aller Zeiten und Länder. Ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde. Band 7.- Cernauti 1936
Walter Scheidig: Christian Rohlfs.- Dresden 1965
Karl Ernst Osthaus. Leben und Werk.- Recklinghausen 1971
Das frühe Plakat in Europa und den USA. Ein Bestandskatalog. Band 3: Deutschland. Bearbeitet von Helga Hollmann [u. A.].- Berlin 1980
Titia Hoffmeister: Der Kunsthändler Paul Cassirer in Berlin zwischen 1898 und 1910.- Berlin(Ost): Humboldt-Universität Diplomarbeit 1985
Verena Tafel: Kunsthandel in Berlin vor 1945.- in: Kunst Konzentriert 1987.- (Berlin): Interessensgemeinschaft Berliner Kunsthändler e.V. (1987). S. 195-224
Georg Brühl: Die Cassirers. Streiter für den Impressionismus.- Leipzig 1991
Sabine Meister: Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin.- Dissertation Freiburg 2006
Transkription
RIBERA
SALON RIBÉRA
SALON RIBERA
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Potsdamerstrasse 20
Inhaber: Arthur Cechini
Mitarbeiter: Willy Pastor
Bestand: 1898-1900
Charakteristik: Kunsthandlung
„Kunstsalon Ribéra. Berlin W. Potsdamerstrasse 20 I. Ständige Ausstellung v. Werken der Malerei, der Plastik und des Kunstgewerbes. Collektiv-Ausstellung der Worpsweder Studien-Ausstellung von Otto Modersohn.“ (Anzeige in: Deutsche Kunst. Nr. 5 v. 15. 12. 1898, S. 100); „Kunstsalon Ribéra. Berlin W. Potsdamerstr. 20 I. (Tel VI.8161). Ständige Ausstellung v. Werken der bildenden Künste und des Kunstgewerbes.“ (Anzeige in: Berliner Adressbuch 1899, Teil IV, S. 144); „Kunstsalon Ribera. Berlin W. Potsdamerstrasse 20 1 Tr[eppe]. Ständige Ausstellung von Werken der Malerei, der Plastik und des Kunst-Gewerbes. Ausgestellt sind: Sonderausstellung von Hans Baluschek, Kollektivausstellungen von Prof. Th. Hagen, Chr. Rohlfs, Franz Korwan, Arbeiten von A. Lamm, Oskar Halle, H. Magnussen, H. Vernhes, Heinr. Vogeler, Fritz Overbeck. Schwarz-Weiss-Ausstellung.“ (Anzeige in: Deutsche Kunst. Nr. 11/12 v. 10. 4. 1899, S. 240) {; „Kunstsalon Ribera, Berlin W. Potsdamerstr. 20, part. u. I. Etage, vis-à-vis der Eichhornstr. Permanente Ausstellung hervorragender Arbeiten der bildenden Kunst und des Kunstgewerbes. Geöffnet Wochentags 10-7 Uhr. Sonntags 10-3 Uhr. Reichhaltiges Lager von Reproduktionen nach Gemälden alter und neuer Meister aus den Museen Berlin, Dresden, München etc. in künstlerisch ausgeführten Original-Einrahmungen von MK 10.- an.“ (Anzeige in: „Offizieller Katalog der Münchener Jahres-Ausstellung 1900 im kgl. Glaspalast“. Anzeigenseite 14)}
Ausstellungen:
1898: Hans Christiansen, Hans Am Ende, Heinrich Ludwig von Gleichen-Rußwurm, Hans Nikolaj Hansen, Hermann Hendrich, Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Christian Rohlfs, Oskar Zwintscher
1899: Hans Baluschek, Emil Dittler, Theodor Hagen, Oskar Halle, Karl Himmelstoß, Franz Korwan, Albert Lamm, Hans Magnussen, Fritz Overbeck, Christian Rohlfs, Henri Édouard Vernhes, Heinrich Vogeler
Verlag:
In der Reihe „Neue Kunst“ erschienen 1899 vier Titel:
Willy Pastor: Oskar Zwintscher. (Neue Kunst. 1.)
Willy Pastor: Der Stil der Moderne. (Neue Kunst. 2.)
Willy Pastor: Gemalte Luft. (Neue Kunst. 3.)
Julius Norden: R[udolf] Hellgrewe. ‚Afrikanischer Todtentanz’ und Anderes. (Neue Kunst. 4.)
Bemerkung:
Der „Salon Ribéra“ war eine Gründung des Malers Arthur Cechini (eigentlich Arthur Silberstein). Cechini (1868-1932) war Portrait-, Genre- und Landschaftsmaler, geboren in Skittkehmen in Ostpreussen, erhielt seine Ausbildung unter anderem an der Berliner Akademie. Über sein Leben und Werk ist nur sehr wenig bekannt, lediglich in zwei zeitgenössischen Nachschlagewerken wird er kurz gewürdigt (Dresslers Kunsthandbuch 1930, S. 150; Salomon Wininger 1936, S. 543).
{GRUND angeben, warum der salon (1898-1900 hier aufgenommen wurde, aber trotz ähnlicher ausrichtung das jahr 1900 nicht überlebte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!}
Ende der Neunzigerjahre erweiterte sich die Berliner Kunsthandelsszene ganz bedeutend: Zu den bereits eingesessenen Firmen -> SCHULTE und -> GURLITT gesellten sich 1897 die Kunstsalons -> KELLER & REINER und -> RABL und 1898 -> RIBERA und -> CASSIRER.
Anfang 1898 {eröffnete Ernst Zaeslein (1863-1918) seine Galerie unter dem Namen }„Ernst Zaeslein. Kunsthandlung - Gemäldesalon“ in der Leipzigerstrasse 128 und annoncierte den „Verkauf von Werken erster moderner Meister“.
Der neue Salon in der Potsdamerstrasse 20 im ersten Stock wurde u. a. mit einem Plakat von Oskar Zwintscher beworben (Das frühe Plakat 1980, Nr. 3506; ein weiteres Plakat befindet sich in der Sammlung des MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst) und von der Presse freundlichst besprochen. Die Kunsthandlung gab sich einen internationalen Anstrich, denn die Beschriftung auf der Hauswand erfolgte sowohl in englischer als auch in französischer Sprache. (Abbildung auf einer Karikatur in den „Lustigen Blättern“, Heft 12, 1898; Abb. in: Verena Tafel 1987, S. 198)
„Das Kunstleben Berlins wacht aus seinem langen, langen Halbschlaf allmählich auf“ schrieb „Der Kunstwart“ (zitiert nach Georg Brühl 1991, S. 105) und Willy Pastor meldete nach Wien: „Nicht weniger als drei neue Salons wurden gegründet, die Vorsteher thaten ihr Möglichstes, sich gegenseitig zu überbieten […] Der dritte der neuen Salons, Salon Ribera, verzichtet zwar auf van de Velde [als Ausstatter des Kunstsalons], aber der Stil van de Veldes triumphiert auch da“ (Willy Pastor: Moderne Kunst in Berlin.- in: Die Zeit. Wien. Nr. 232 v. 11. 3. 1899, S. 153-154).
Willy Pastor spielt in seinem Bericht auf die Ausstattung der beiden Kunsthandlungen -> KELLER & REINER und -> CASSIRER durch Henri van de Velde an und ein Eröffnungsbericht hebt die Tatsache hervor, dass der Kunstsalon nicht von van de Velde gestaltet wurde: „Der allerneueste Kunstsalon […] hat neulich auch seine Pforten eröffnet. Ein berühmter Todter wurde als sein Pathe zitiert […] und braucht sich darum auch nicht im Grabe umzudrehen. Es ist der spanische Maler Ribéra. Hebt schon der klug gewählte Name ‚Salon Ribéra’ die Kunsthandlung in der Potsdamer Straße ganz besonders hervor, so hat ihre Ausstattung ein noch eigenartigeres Gepräge. Mit einem Interieur im Stile van de Velde’s würde der Salon sich kaum mehr haben auszeichnen können; es galt, ganz originell in die Reihe der anderen einzutreten mit einem neuen, eigenartigen Reiz auf das ästhetische Gewissen des Publikums einen starken Eindruck zu machen, um nicht schon an sich von vornherein als überflüssig zu erscheinen. Scheinbar ist es auch gelungen, dem jungen Unternehmen durch einen individuellen Zug das Aussehen der Lebensfähigkeit zu verleihen.“ (Deutsche Kunst. Nr. 5 v. 15. 12. 1898, S. 88)
Der Rezensent gibt eine ausführliche Beschreibung der einzelnen, in verschiedenen Farben gehaltenen Säle und bietet eine Aufzählung der bei der Eröffnung vertretenen Künstler:
Hans Christiansen, Hans Am Ende, Heinrich Ludwig von Gleichen-Rußwurm, Hans Nikolaj Hansen, Hermann Hendrich, Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Christian Rohlfs, Oskar Zwintscher. Auch die Innendekoration wurde gepflegt und in einer angeschlossenen Werkstätte ausgeführt. Weiters vertrat Ribera die „Nordische Kunstweberei“ in Berlin. Für 1899 wurden Ausstellungen von Hans Baluschek und französischer Künstler angekündigt.
Im Mittelpunkt der Januar-Ausstellung 1899 standen Hans Baluschek und Heinrich Vogeler, zwei „ganz verschiedenartige Künstler, die hier zufällig zusammengerathen sind. Baluschek, der eingefleischte Berliner, der streng realistische Sittenschilderer, und Vogeler, der großstadtflüchtige, träumerische Poet, der den weltabgeschiedenen Worpsweder Winkel mit romantischen, zarten Märchengestalten belebt […] dort die nackte Wirklichkeit, ungeschminkte Lebensbilder aus der Millionenstadt, hier keusche, kindliche Poesie, dort Kultur in der Verrohung und Entsittlichung, hier Natur in den Traumgestalten der Volksphantasie.“ (Deutsche Kunst. Nr. 17 v. 15. 1. 1899, S. 128-129)
Die vom Kunstsalon Ribera geplanten Vorträge, um dem Publikum vor allem neue Künstler vorzustellen, kamen nicht zustande (Sabine Meister 2006, S. 124), ein weiterer Versuch, erzieherisch auf den Kunstgeschmack der Berliner einzuwirken, wurde teilweise verwirklicht durch die Herausgabe einer kleinen Schriftenreihe unter dem Titel „Neue Kunst“, von der 1899 vier Hefte erschienen sind (siehe Verlag). Drei dieser begleitenden Schriften wurden von dem Kunst- und Kulturkritiker Willy Pastor (1867-1933) verfasst, der in der Frühzeit des Salons als künstlerischer Berater wirkte, das vierte Heft verfasste Julius Norden (1849-1907).
Die Zeitschrift „Kunstchronik“ charakterisierte die seit der Eröffnung abgehaltenen Ausstellungen: „Der im Herbst vorigen Jahres eröffnete Kunstsalon Ribera in der Potsdamer Straße 20 bietet […] Sammelausstellungen, von denen man Notiz nehmen muß, wenn man den markantesten Erscheinungen des Berliner Kunstlebens gerecht werden will.“ (Kunstchronik. Nr. 23 v. 27. 4. 1899; zitiert nach Walter Scheidig 1965, S. 319)
Einer der Künstler, der in der Frühzeit des „Salon Ribera“ zwischen Herbst 1898 und Frühjahr 1899 regelmässig im Angebot der Galerie vertreten war und auch mit einer Einzelausstellung im Frühjahr 1899 hervorgetreten ist, war Christian Rohlfs. Von ihm stammt ein äusserst interessantes und seltenes Dokument zu Geschichte der Beziehung von Künstlern zu ihren Kunsthändlern. In einem Brief vom 8. April 1899 an den Lübecker Sammler Dr. Max Linde (1862-1940) schreibt er: „Sehr geehrter Herr Doctor! Vor einigen Monaten war Herr Cechini vom Salon Ribera hier [in Weimar] und wir haben die Abmachung getroffen daß: Alles was ich auszustellen beabsichtige ihm übersende, daß er meine Arbeiten auch in anderen Städten ausstellen darf und Fracht bezahlt ev. auch Rahmen liefert. Ich habe beim Auskunftsbureau Erkundigungen eingezogen und habe erfahren daß Hr C. aus Breslau stammt, früher Silberstein hieß und in Berlin Portraitmaler war, dann hat er eine Frau mit 30000 M. geheiratet und später noch eine Erbschaft gemacht. Dann aber auch soll er verschiedentlich Differenzen mit ausstellenden Berliner Künstlern gehabt haben. Halten Sie das Geschäft für solid? und wissen Etwas über die Persönlichkeit d. Hr. C. Haben Sie Näheres von Willy Pastor gehört. Dieser Herr ist künstlerischer Beirat vom S. Ribera. Ich habe vor einigen Tagen 10 Bilder hingesandt uneingerahmte, möglichst niedrige Preise angesetzt und auch biographische Notizen an Herrn W. Pastor geschickt […] rürig[!] scheinen sie zu sein und genügend Radau machen sie auch, das ist immerhin etwas.“ (Dank an Stefan Pucks, Bergfelde, für eine Abschrift des Briefes.)
Eine Begegnung im „Salon Ribera“ hatte für Rohlfs eine besondere Bedeutung: Henri van de Velde lernte bei einem Besuch der Ausstellungen den damals in Weimar lebenden Künstler kennen und vermittelte ihn zu Karl Ernst Osthaus nach Hagen, wo dieser in der Folge eine äusserst wichtige Rolle im Leben des Künstlers einnehmen sollte und wohin Rohlfs 1901 übersiedelte (Karl Ernst Osthaus 1971, S. 166).
Bereits am 27. Januar 1899 schrieb Alfred Lichtwark: Der Salon Ribera dürfte sich trotz aller Reclame und aller Protection nicht lange halten“ (zitiert nach Titia Hoffmeister 1985, S. 116)
Lichtwark sollte Recht behalten, denn der Salon Ribera bestand nur etwa zwei Jahre. Im
„Katalog der zweiten Kunstausstellung der Berliner Secession“ (1900) {und im Katalog der „Münchener Jahres-Ausstellung 1900 im kgl. Glaspalast“ sind noch Anzeigen} geschaltet, im Berliner Adressbuch von 1901 war der Salon Ribera schon nicht mehr verzeichnet.
Nachweise:
Dresslers Kunsthandbuch. Das Buch der lebenden Deutschen Künstler, Altertumsforscher, Kunstgelehrten und Kunstschriftsteller. Hrsg. v. Willy Oskar Dressler. Neunter Jahrgang.- Berlin 1930
S[alomon] Wininger: Grosse Jüdische National-Biographie. Mit Lebensbeschreibungen namhafter jüdischer Männer und Frauen aller Zeiten und Länder. Ein Nachschlagewerk für das jüdische Volk und dessen Freunde. Band 7.- Cernauti 1936
Walter Scheidig: Christian Rohlfs.- Dresden 1965
Karl Ernst Osthaus. Leben und Werk.- Recklinghausen 1971
Das frühe Plakat in Europa und den USA. Ein Bestandskatalog. Band 3: Deutschland. Bearbeitet von Helga Hollmann [u. A.].- Berlin 1980
Titia Hoffmeister: Der Kunsthändler Paul Cassirer in Berlin zwischen 1898 und 1910.- Berlin(Ost): Humboldt-Universität Diplomarbeit 1985
Verena Tafel: Kunsthandel in Berlin vor 1945.- in: Kunst Konzentriert 1987.- (Berlin): Interessensgemeinschaft Berliner Kunsthändler e.V. (1987). S. 195-224
Georg Brühl: Die Cassirers. Streiter für den Impressionismus.- Leipzig 1991
Sabine Meister: Die Vereinigung der XI. Die Künstlergruppe als Keimzelle der organisierten Moderne in Berlin.- Dissertation Freiburg 2006
test