Erwin Rosenthal
Werner J. Schweiger




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Merkliste
Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,61
Person / Körperschaft
Titel
Erwin Rosenthal
[Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]
Datierung
2005 - 2011
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin, 2005 - 2011
Konvolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
ROSENTHAL
DR. ERWIN ROSENTHAL
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Bendlerstrasse 17
Inhaber: Dr. Erwin Rosenthal
Mitarbeiter: Dr. Karl Schwarz
Bestand: (1920-1925)
Charakteristik: Kunst- und Buchantiquariat, Kunsthandlung
Ausstellungen:
1922: Lovis Corinth (Handzeichnungen, Aquarelle)
Bemerkung:
Der Kunsthistoriker Erwin Joseph Rosenthal (1889-1981) stammte aus der berühmten Antiquarsdynastie Rosenthal in München. Sein Studium schloss er 1912 mit der Dissertation „Die Anfänge der Holzschnitt-Illustration in Ulm“ ab. Nach der Heirat mit der Tochter des Florentiner Kunst- und Antiquariatsbuchhändlers Leo S. Olschki gründete er mit seinem Schwiegervater 1920 die Firma „L’Art Ancien“ in Lugano (bestand bis 1983).
Etwa zur selben Zeit plante er in Berlin die Einrichtung eines Kunstsalons und warb den Kunsthistoriker und späteren Leiter des Jüdischen Museums in Berlin, Karl Schwarz (1885-1962) als Mitarbeiter. „Im Herbst 1920 kam mein Studienkollege Erwin Rosenthal, der Sohn des bekannten Münchener Antiquars Jacques Rosenthal, zu mir und besprach mit mir die Einrichtung eines privaten Kunstsalons in Berlin, in dem er ausgewählte Gemälde und Graphiken alter Meister ausstellen wollte. […] Da er nur vorübergehend in Berlin sein konnte, so fragte er mich, ob ich die Aufsicht und Leitung dieses Salons, den er in der Wohnung seiner Schwägerin einrichten wollte, übernehmen würde. Es würde sich nur um einige Stunden am Tage handeln, hauptsächlich um den Verkehr mit Sammlern, also eine Arbeit, bei der ich zum großen Teil meiner übrigen Tätigkeit nachgehen konnte. Die Sache reizte mich, da es sich hier um alte Kunstwerke hohen Ranges handelte und um die Verbindung mit der wichtigsten Sammlerwelt. Und da mir Erwin Rosenthal ein sehr günstiges pekuniäres Angebot machte, so nahm ich an und verlegte einen Teil meiner Tätigkeit in die Privatwohnung in der Bendlerstraße. Dort war immer eine Anzahl herrlicher altdeutscher, holländischer und italienischer Meister zu finden. In einigen Mappen waren graphische Schätze untergebracht.“ (Karl Schwarz 2001, S. 167-168)
Neben dem permanenten Kunsthandelsangebot wurden zwischen 1922 und 1925 einige Ausstellungen mit vorwiegend älterer Kunst veranstaltet: Handzeichnungen alter Meister; Altchinesische Gemälde; Alte Graphik (1922), Deutsche Handzeichnungen und Aquarelle 1780-1850 (1923), Mittelalterliche Miniaturen, Handschriften und Druckwerke des 15.-18. Jahrhunderts aus dem Besitz von Jacques Rosenthal, München (1925).
1922 präsentierte Dr. Erwin Rosenthal anlässlich des 75. Geburtstages des Künstlers im -> PALAIS STOURDZA in Baden-Baden „eine reichhaltige Sammlung Liebermannscher Radierungen […] unter denen sich hauptsächlich die sehr gesuchten Frühwerke des Künstlers in hervorragenden Exemplaren befinden.“ (Der Sammler. Nr. 32 v. 12. 8. 1922, S. 508). Im Herbst desselben Jahres stellte er Handzeichnungen und Aquarelle von Lovis Corinth in Berlin aus. „Die Ausstellung ist mit Geschmack und Verständnis zusammengestellt und gibt einen vortrefflichen Überblick über den Zeichner und Aquarellisten vom Jahre 1876 bis 1922. Die Gestalt des Malers steht groß und geschlossen vor uns ohne jede Prätention groß allein durch die Sensibilität des Auges und die Sicherheit im Strich.“ (Der Sammler. Nr. 45 v. 11. 11. 1922, S. 700). Karl Scheffler schrieb: „Einige der Aquarelle aus den letzten Jahren gehören mit zum Besten, was Corinth jemals geschaffen hat.“ (Kunst und Künstler. H. 3 v. Dezember 1922, S. 103) Erwin Rosenthal widmete dem Künstler drei Jahre später einen Nachruf (Die Neue Rundschau, 1925, S. 1195-1207).
Begleitet wurde das Kunsthandelsangebot mit (bisher vier festgestellten) Lagerkatalogen.
1922 „Alte und neue Graphik“. „Unter den Hauptmeistern sind Dürer, Schongauer, H. S. Beham, Israhel van Meckenem u. a. durch seltene Drucke vertreten. In der modernen Serie sieht man u. a. Delacroix, Fantin-Latour, Meryon, Munch, Slevogt, Liebermann, Meid, Oppler. Der Katalog dieses unter der Leitung von Dr. Karl Schwarz stehenden Antiquariats ist gut illustriert. Weitere Kataloge mit der Meistergraphik von Corinth, Ury u. a. sollen folgen.“ (Der Kunstwanderer. 2. Märzheft 1922, S. 332). Im selben Jahr erschien der Katalog „Handzeichnungen alter Meister“ (Kunstchronik und Kunstmarkt. Nr. 32 v. 5. 5. 1922. S. 527-528), 1923 erschien Katalog 4, „Graphik und Handzeichnungen alter und neuer Meister“ mit 336 Nummern.
Wie lange der Kunstsalon von Erwin Rosenthal in Berlin bestand, ist nicht bekannt. Um 1924 wird Erwin Rosenthal „Socius“ der 1872 gegründeten väterlichen Buchhandlung „Jacques Rosenthal“ in München, wenig später Mitinhaber. 1933 emigriert er in die Schweiz, 1941 in die USA. Seine Söhne Albi (Albrecht) und Bernhard (Bernard M.) setzten die Familientradition im Musikalien- und Antiquariatshandel fort.
Nachweise:
Handbuch des Kunstmarktes 1926
Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler.- München 1999 (zu Erwin Rosenthal S. 571-574)
Karl Schwarz: Jüdische Kunst - Jüdische Künstler. Erinnerungen des ersten Direktors des Berliner Jüdischen Museums. Hrsg. mit einer Vorbemerkung und Anmerkungen von Chana C. Schütz und Hermann Simon.- Teetz 2001
Die Rosenthals. Der Aufstieg einer jüdischen Antiquarsfamilie zu Weltruhm. Mit Beiträgen von Elisabeth Angermair [u.a.]- Wien 2002
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Transkription
ROSENTHAL
DR. ERWIN ROSENTHAL
Adresse: BERLIN, Preussen/Provinz Brandenburg (Berlin), Bendlerstrasse 17
Inhaber: Dr. Erwin Rosenthal
Mitarbeiter: Dr. Karl Schwarz
Bestand: (1920-1925)
Charakteristik: Kunst- und Buchantiquariat, Kunsthandlung
Ausstellungen:
1922: Lovis Corinth (Handzeichnungen, Aquarelle)
Bemerkung:
Der Kunsthistoriker Erwin Joseph Rosenthal (1889-1981) stammte aus der berühmten Antiquarsdynastie Rosenthal in München. Sein Studium schloss er 1912 mit der Dissertation „Die Anfänge der Holzschnitt-Illustration in Ulm“ ab. Nach der Heirat mit der Tochter des Florentiner Kunst- und Antiquariatsbuchhändlers Leo S. Olschki gründete er mit seinem Schwiegervater 1920 die Firma „L’Art Ancien“ in Lugano (bestand bis 1983).
Etwa zur selben Zeit plante er in Berlin die Einrichtung eines Kunstsalons und warb den Kunsthistoriker und späteren Leiter des Jüdischen Museums in Berlin, Karl Schwarz (1885-1962) als Mitarbeiter. „Im Herbst 1920 kam mein Studienkollege Erwin Rosenthal, der Sohn des bekannten Münchener Antiquars Jacques Rosenthal, zu mir und besprach mit mir die Einrichtung eines privaten Kunstsalons in Berlin, in dem er ausgewählte Gemälde und Graphiken alter Meister ausstellen wollte. […] Da er nur vorübergehend in Berlin sein konnte, so fragte er mich, ob ich die Aufsicht und Leitung dieses Salons, den er in der Wohnung seiner Schwägerin einrichten wollte, übernehmen würde. Es würde sich nur um einige Stunden am Tage handeln, hauptsächlich um den Verkehr mit Sammlern, also eine Arbeit, bei der ich zum großen Teil meiner übrigen Tätigkeit nachgehen konnte. Die Sache reizte mich, da es sich hier um alte Kunstwerke hohen Ranges handelte und um die Verbindung mit der wichtigsten Sammlerwelt. Und da mir Erwin Rosenthal ein sehr günstiges pekuniäres Angebot machte, so nahm ich an und verlegte einen Teil meiner Tätigkeit in die Privatwohnung in der Bendlerstraße. Dort war immer eine Anzahl herrlicher altdeutscher, holländischer und italienischer Meister zu finden. In einigen Mappen waren graphische Schätze untergebracht.“ (Karl Schwarz 2001, S. 167-168)
Neben dem permanenten Kunsthandelsangebot wurden zwischen 1922 und 1925 einige Ausstellungen mit vorwiegend älterer Kunst veranstaltet: Handzeichnungen alter Meister; Altchinesische Gemälde; Alte Graphik (1922), Deutsche Handzeichnungen und Aquarelle 1780-1850 (1923), Mittelalterliche Miniaturen, Handschriften und Druckwerke des 15.-18. Jahrhunderts aus dem Besitz von Jacques Rosenthal, München (1925).
1922 präsentierte Dr. Erwin Rosenthal anlässlich des 75. Geburtstages des Künstlers im -> PALAIS STOURDZA in Baden-Baden „eine reichhaltige Sammlung Liebermannscher Radierungen […] unter denen sich hauptsächlich die sehr gesuchten Frühwerke des Künstlers in hervorragenden Exemplaren befinden.“ (Der Sammler. Nr. 32 v. 12. 8. 1922, S. 508). Im Herbst desselben Jahres stellte er Handzeichnungen und Aquarelle von Lovis Corinth in Berlin aus. „Die Ausstellung ist mit Geschmack und Verständnis zusammengestellt und gibt einen vortrefflichen Überblick über den Zeichner und Aquarellisten vom Jahre 1876 bis 1922. Die Gestalt des Malers steht groß und geschlossen vor uns ohne jede Prätention groß allein durch die Sensibilität des Auges und die Sicherheit im Strich.“ (Der Sammler. Nr. 45 v. 11. 11. 1922, S. 700). Karl Scheffler schrieb: „Einige der Aquarelle aus den letzten Jahren gehören mit zum Besten, was Corinth jemals geschaffen hat.“ (Kunst und Künstler. H. 3 v. Dezember 1922, S. 103) Erwin Rosenthal widmete dem Künstler drei Jahre später einen Nachruf (Die Neue Rundschau, 1925, S. 1195-1207).
Begleitet wurde das Kunsthandelsangebot mit (bisher vier festgestellten) Lagerkatalogen.
1922 „Alte und neue Graphik“. „Unter den Hauptmeistern sind Dürer, Schongauer, H. S. Beham, Israhel van Meckenem u. a. durch seltene Drucke vertreten. In der modernen Serie sieht man u. a. Delacroix, Fantin-Latour, Meryon, Munch, Slevogt, Liebermann, Meid, Oppler. Der Katalog dieses unter der Leitung von Dr. Karl Schwarz stehenden Antiquariats ist gut illustriert. Weitere Kataloge mit der Meistergraphik von Corinth, Ury u. a. sollen folgen.“ (Der Kunstwanderer. 2. Märzheft 1922, S. 332). Im selben Jahr erschien der Katalog „Handzeichnungen alter Meister“ (Kunstchronik und Kunstmarkt. Nr. 32 v. 5. 5. 1922. S. 527-528), 1923 erschien Katalog 4, „Graphik und Handzeichnungen alter und neuer Meister“ mit 336 Nummern.
Wie lange der Kunstsalon von Erwin Rosenthal in Berlin bestand, ist nicht bekannt. Um 1924 wird Erwin Rosenthal „Socius“ der 1872 gegründeten väterlichen Buchhandlung „Jacques Rosenthal“ in München, wenig später Mitinhaber. 1933 emigriert er in die Schweiz, 1941 in die USA. Seine Söhne Albi (Albrecht) und Bernhard (Bernard M.) setzten die Familientradition im Musikalien- und Antiquariatshandel fort.
Nachweise:
Handbuch des Kunstmarktes 1926
Ulrike Wendland: Biographisches Handbuch deutschsprachiger Kunsthistoriker im Exil. Leben und Werk der unter dem Nationalsozialismus verfolgten und vertriebenen Wissenschaftler.- München 1999 (zu Erwin Rosenthal S. 571-574)
Karl Schwarz: Jüdische Kunst - Jüdische Künstler. Erinnerungen des ersten Direktors des Berliner Jüdischen Museums. Hrsg. mit einer Vorbemerkung und Anmerkungen von Chana C. Schütz und Hermann Simon.- Teetz 2001
Die Rosenthals. Der Aufstieg einer jüdischen Antiquarsfamilie zu Weltruhm. Mit Beiträgen von Elisabeth Angermair [u.a.]- Wien 2002
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