Galerie Cramer
Werner J. Schweiger




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Merkliste
Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,109
Person / Körperschaft
Titel
Galerie Cramer
[Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]
Datierung
2005 - 2011
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin, 2005 - 2011
Konvolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
CRAMER
GALERIE CRAMER
Adresse: FRANKFURT AM MAIN, Hessen-Nassau (Hessen), Kaiserstrasse 21
Inhaber: Herbert Cramer
Bestand: 1919 (-1932)
Charakteristik: Kunsthandlung, Verlag
Ausstellungen:
1919: Eröffnungsausstellung „Niederrheinische und Westfälische Künstler“ (dabei u. a.
Emil Betzler, Julius Bretz, Max Burchartz, Otto Gleichmann, Werner Heuser, Ludwig Ten Hompel, Heinrich Nauen, Christian Rohlfs, Max Schulze-Sölde, Eberhard Viegener)
1920: Otto Gleichmann; Max Schwerdtfeger; Werner Heuser, Josef Best, Josef Eberz; Kurt Schwitters; Max Pechstein, Fritz Claus; Ottomar Starke; Oskar Moll
1921: Julius Bretz; Emil Betzler; Der Kreis (Vereinigung Münchner Künstlerinnen); Paul Holz; Otto Craß; Lesser Ury
1924: Adolf Dietrich (übernommen vom Kunsthaus -> TANNENBAUM, Mannheim); Hermann Lismann, Hanns L. Katz, J. Kranz
1925: Junge Darmstädter Künstler
1932: Emil Betzler
Verlag:
Sammelwerk. 11 Radierungen, Holzschnitte und Steinzeichnungen von Emil Betzler, Gottfried Diehl, Hans Ludwig Katz, 1920
Emil Betzler, Großstadt. 14 Steinzeichnungen, 1920
Gottfried Diehl, Weiße Nächte, 12 Lithographien, 1922
Hans Ludwig Katz, Totentanz von 1919, 8 farbige Zeichnungen (1921 als „in Vorbereitung“ angekündigt)
Emil Betzler, Holzschnittmappe, 1921 (nach: Der Kunstwanderer. 1. Aprilheft 1921, S. 324)
Bemerkung:
Für die überregionale Kunstzeitschrift „Der Cicerone“ referierte Fritz Hoeber über „Frankfurter Ausstellungen“ und schrieb: „Die junge Galerie Herbert Cramer, die sich jetzt Kaiserstraße 21 eingemietet hat, wirkt mit ihrer Eröffnungsschau niederrheinischer und westfälischer Künstler in bestem Sinn zukunftsverheißend.“ (Der Cicerone. H. 1 v. 15. 1. 1920, S. 34) Erwähnt werden die Künstler Heinrich Nauen, Christian Rohlfs, Max Burchartz, Eberhard Viegener, Ludwig Ten Hompel und Max Schulze-Sölde.
Für eine Reihe von Künstlern, die auf der Eröffnungsausstellung vertreten waren, richtete der Galerist in der Folge auch Einzelausstellungen aus: Otto Gleichmann und Werner Heuser hatten 1920, Julius Bretz und Emil Betzler 1921 Personalen.
Über die Biographie des {1893 geborenen} Kunsthändlers ist derzeit nichts bekannt, lediglich das Umfeld ist charakterisiert durch eine Mitteilung von Heinrich Campendonk, der seinem Düsseldorfer Kunsthändler und Sammler Hans -> KOCH am 25. 10. 1919 mitteilt, dass Cramer mit dem Kunsthändler und Sammler Alfred -> FLECHTHEIM befreundet war. (Campendonk 1995, S. 20)
Die Abbildung eines Aquarells von Max Burchartz aus dem Besitz der Galerie Cramer im „Cicerone“ belegt das, da Burchartz bei Flechtheim unter Vertrag stand und die Abbildungsrechte vergab. Weitere Indizien für die Zusammenarbeit zwischen Flechtheim und Cramer ergeben sich, wenn man den Katalog der wiedereröffneten Galerie Flechtheim in Düsseldorf (Ostern 1919) mit dem Eröffnungskatalog der Galerie Cramer vergleicht. Flechtheim stellte neben Alter Kunst, van Gogh und Franzosen Rheinländer und Westfalen aus, Cramers erste Ausstellung umfasste vorwiegend Künstler der 1919 gegründeten Künstlervereinigung „Das junge Rheinland“ und der Gruppe „Junge Westfalen“. Walter Cohen, mit einem Beitrag im Flechtheimkatalog vertreten, schrieb Herbert Cramer die Einleitung zu seinem Katalog. Zahlreiche Künstler (Bretz, Burchartz, Heuser, Nauen, Ophey, Rohlfs, Schmurr und Viegener) waren bei beiden Kunsthändlern vertreten, Heinrich Nauens Bild „Schwemmreiter“ ist im Flechtheimkatalog abgebildet und bei Cramer als „unverkäuflich“ ausgestellt. Auch die erste Flechtheim-Mappe (Eberhard Viegener, Der Mond über Soest) war bei Cramer ausgestellt. Die im Januar 1920 gezeigte Ausstellung Otto Gleichmann war im November 1919 bei Flechtheim in Düsseldorf zu sehen. Vorstellbar ist, dass Alfred Flechtheim durch die Zusammenarbeit mit Herbert Cramer den Frankfurter Markt für zeitgenössische Kunst erkunden wollte, ehe er nach Düsseldorf und Berlin 1924 auch eine Frankfurter Filiale errichtete.
Im Sommer 1920 formierte sich eine neue Künstlergruppe, die einen Ausgleich der wirtschaftlichen Interessen zwischen Künstlern und Kunsthändlern anstrebte, worüber auch überregional berichtet wurde: „In Frankfurt hat sich unter dem Namen „Ghat“ eine neue Arbeitsgemeinschaft von Künstlern und Kunsthändlern auf wirtschaftlich-künstlerischer Grundlage zusammengeschlossen, bei der Händler und Künstler zu gleichen Anteilen an allen Verkäufen beteiligt sind, aber auch Spesen und Risiko gemeinsam tragen. Mitglieder der neuen Gruppe sind zunächst die Künstler Emil Betzler, Gottfried Diehl und Hanns L. Katz und der Kunsthändler Cramer.“ (Der Cicerone. H. 19 v. 30. 9. 1920, S. 728)
Im September 1920 fand die erste Ausstellung der Künstlergruppe bei Cramer statt, in der Folge verlegte Cramer auch zahlreiche graphische Werke der beteiligten Künstler. Die Gruppe, die nur kurz bestand (Katz 1992, S. 23-25) trat in der Folge nur mehr mit zwei Ausstellungen hervor: Ende 1920 bei der „1. Ausstellung der Frankfurter Künstlerschaft“ im neu erbauten „Haus Offenbach“ auf dem Messegelände (Der Cicerone. H. 24 v. 16. 12. 1920, S. 891-892; Die Kunst. H. v. Januar/Februar 1921, Anzeigenseite S. I-II) und im Mai 1920 im Badischen Kunstverein in Karlsruhe. (Katz 1992, S. 25; Schmidt-Fürnberg 2000, S. 109)
Die Galerie ist in den Adressbüchern bis 1931 mit der Anschrift Kaiserstrasse 21 genannt, lediglich das „Handbuch des Kunstmarktes“ 1926 nennt Gärtnerweg 24.
Über den weiteren Lebensweg des Galeristen ist lediglich bekannt, dass er als Jude nach Palästina emigrierte und 1948 in Jerusalem starb. (Juden 1962, S. 1063)
Nachweise:
Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930
Juden im Deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk. Hrsg. v. Siegmund Kaznelson. Dritte Ausgabe mit Ergänzungen und Richtigstellungen.- Berlin 1962
Hanns Ludwig Katz 1892-1940.- Köln 1992
Heinrich Campendonk. Briefe an Dr. Hans Koch.- Düsseldorf 1995
Werner J. Schweiger: Galerie Cramer, Frankfurt am Main.- in: Mitteilungen aus dem Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien. Nr. 1, 2000
Dana Schmidt-Fürnberg: Gottfried Diehl. Die Kraft der Farben - Virtuosität und Anspruch eines Künstlers der verschollenen Generation.- Weimar 2000
Transkription
CRAMER
GALERIE CRAMER
Adresse: FRANKFURT AM MAIN, Hessen-Nassau (Hessen), Kaiserstrasse 21
Inhaber: Herbert Cramer
Bestand: 1919 (-1932)
Charakteristik: Kunsthandlung, Verlag
Ausstellungen:
1919: Eröffnungsausstellung „Niederrheinische und Westfälische Künstler“ (dabei u. a.
Emil Betzler, Julius Bretz, Max Burchartz, Otto Gleichmann, Werner Heuser, Ludwig Ten Hompel, Heinrich Nauen, Christian Rohlfs, Max Schulze-Sölde, Eberhard Viegener)
1920: Otto Gleichmann; Max Schwerdtfeger; Werner Heuser, Josef Best, Josef Eberz; Kurt Schwitters; Max Pechstein, Fritz Claus; Ottomar Starke; Oskar Moll
1921: Julius Bretz; Emil Betzler; Der Kreis (Vereinigung Münchner Künstlerinnen); Paul Holz; Otto Craß; Lesser Ury
1924: Adolf Dietrich (übernommen vom Kunsthaus -> TANNENBAUM, Mannheim); Hermann Lismann, Hanns L. Katz, J. Kranz
1925: Junge Darmstädter Künstler
1932: Emil Betzler
Verlag:
Sammelwerk. 11 Radierungen, Holzschnitte und Steinzeichnungen von Emil Betzler, Gottfried Diehl, Hans Ludwig Katz, 1920
Emil Betzler, Großstadt. 14 Steinzeichnungen, 1920
Gottfried Diehl, Weiße Nächte, 12 Lithographien, 1922
Hans Ludwig Katz, Totentanz von 1919, 8 farbige Zeichnungen (1921 als „in Vorbereitung“ angekündigt)
Emil Betzler, Holzschnittmappe, 1921 (nach: Der Kunstwanderer. 1. Aprilheft 1921, S. 324)
Bemerkung:
Für die überregionale Kunstzeitschrift „Der Cicerone“ referierte Fritz Hoeber über „Frankfurter Ausstellungen“ und schrieb: „Die junge Galerie Herbert Cramer, die sich jetzt Kaiserstraße 21 eingemietet hat, wirkt mit ihrer Eröffnungsschau niederrheinischer und westfälischer Künstler in bestem Sinn zukunftsverheißend.“ (Der Cicerone. H. 1 v. 15. 1. 1920, S. 34) Erwähnt werden die Künstler Heinrich Nauen, Christian Rohlfs, Max Burchartz, Eberhard Viegener, Ludwig Ten Hompel und Max Schulze-Sölde.
Für eine Reihe von Künstlern, die auf der Eröffnungsausstellung vertreten waren, richtete der Galerist in der Folge auch Einzelausstellungen aus: Otto Gleichmann und Werner Heuser hatten 1920, Julius Bretz und Emil Betzler 1921 Personalen.
Über die Biographie des {1893 geborenen} Kunsthändlers ist derzeit nichts bekannt, lediglich das Umfeld ist charakterisiert durch eine Mitteilung von Heinrich Campendonk, der seinem Düsseldorfer Kunsthändler und Sammler Hans -> KOCH am 25. 10. 1919 mitteilt, dass Cramer mit dem Kunsthändler und Sammler Alfred -> FLECHTHEIM befreundet war. (Campendonk 1995, S. 20)
Die Abbildung eines Aquarells von Max Burchartz aus dem Besitz der Galerie Cramer im „Cicerone“ belegt das, da Burchartz bei Flechtheim unter Vertrag stand und die Abbildungsrechte vergab. Weitere Indizien für die Zusammenarbeit zwischen Flechtheim und Cramer ergeben sich, wenn man den Katalog der wiedereröffneten Galerie Flechtheim in Düsseldorf (Ostern 1919) mit dem Eröffnungskatalog der Galerie Cramer vergleicht. Flechtheim stellte neben Alter Kunst, van Gogh und Franzosen Rheinländer und Westfalen aus, Cramers erste Ausstellung umfasste vorwiegend Künstler der 1919 gegründeten Künstlervereinigung „Das junge Rheinland“ und der Gruppe „Junge Westfalen“. Walter Cohen, mit einem Beitrag im Flechtheimkatalog vertreten, schrieb Herbert Cramer die Einleitung zu seinem Katalog. Zahlreiche Künstler (Bretz, Burchartz, Heuser, Nauen, Ophey, Rohlfs, Schmurr und Viegener) waren bei beiden Kunsthändlern vertreten, Heinrich Nauens Bild „Schwemmreiter“ ist im Flechtheimkatalog abgebildet und bei Cramer als „unverkäuflich“ ausgestellt. Auch die erste Flechtheim-Mappe (Eberhard Viegener, Der Mond über Soest) war bei Cramer ausgestellt. Die im Januar 1920 gezeigte Ausstellung Otto Gleichmann war im November 1919 bei Flechtheim in Düsseldorf zu sehen. Vorstellbar ist, dass Alfred Flechtheim durch die Zusammenarbeit mit Herbert Cramer den Frankfurter Markt für zeitgenössische Kunst erkunden wollte, ehe er nach Düsseldorf und Berlin 1924 auch eine Frankfurter Filiale errichtete.
Im Sommer 1920 formierte sich eine neue Künstlergruppe, die einen Ausgleich der wirtschaftlichen Interessen zwischen Künstlern und Kunsthändlern anstrebte, worüber auch überregional berichtet wurde: „In Frankfurt hat sich unter dem Namen „Ghat“ eine neue Arbeitsgemeinschaft von Künstlern und Kunsthändlern auf wirtschaftlich-künstlerischer Grundlage zusammengeschlossen, bei der Händler und Künstler zu gleichen Anteilen an allen Verkäufen beteiligt sind, aber auch Spesen und Risiko gemeinsam tragen. Mitglieder der neuen Gruppe sind zunächst die Künstler Emil Betzler, Gottfried Diehl und Hanns L. Katz und der Kunsthändler Cramer.“ (Der Cicerone. H. 19 v. 30. 9. 1920, S. 728)
Im September 1920 fand die erste Ausstellung der Künstlergruppe bei Cramer statt, in der Folge verlegte Cramer auch zahlreiche graphische Werke der beteiligten Künstler. Die Gruppe, die nur kurz bestand (Katz 1992, S. 23-25) trat in der Folge nur mehr mit zwei Ausstellungen hervor: Ende 1920 bei der „1. Ausstellung der Frankfurter Künstlerschaft“ im neu erbauten „Haus Offenbach“ auf dem Messegelände (Der Cicerone. H. 24 v. 16. 12. 1920, S. 891-892; Die Kunst. H. v. Januar/Februar 1921, Anzeigenseite S. I-II) und im Mai 1920 im Badischen Kunstverein in Karlsruhe. (Katz 1992, S. 25; Schmidt-Fürnberg 2000, S. 109)
Die Galerie ist in den Adressbüchern bis 1931 mit der Anschrift Kaiserstrasse 21 genannt, lediglich das „Handbuch des Kunstmarktes“ 1926 nennt Gärtnerweg 24.
Über den weiteren Lebensweg des Galeristen ist lediglich bekannt, dass er als Jude nach Palästina emigrierte und 1948 in Jerusalem starb. (Juden 1962, S. 1063)
Nachweise:
Handbuch des Kunstmarktes 1926; Maecenas 1927; Maecenas 1930
Juden im Deutschen Kulturbereich. Ein Sammelwerk. Hrsg. v. Siegmund Kaznelson. Dritte Ausgabe mit Ergänzungen und Richtigstellungen.- Berlin 1962
Hanns Ludwig Katz 1892-1940.- Köln 1992
Heinrich Campendonk. Briefe an Dr. Hans Koch.- Düsseldorf 1995
Werner J. Schweiger: Galerie Cramer, Frankfurt am Main.- in: Mitteilungen aus dem Kunstarchiv Werner J. Schweiger, Wien. Nr. 1, 2000
Dana Schmidt-Fürnberg: Gottfried Diehl. Die Kraft der Farben - Virtuosität und Anspruch eines Künstlers der verschollenen Generation.- Weimar 2000
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