Graefes Kunstsalon
Werner J. Schweiger
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Nicht ausgestellt
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Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,246
Person / Körperschaft
Titel
Graefes Kunstsalon
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
GRAEFE
KUNSTSALON IM HOTEL VIER JAHRESZEITEN
GRAEFES KUNSTSALON
Adresse: WIESBADEN, Hessen-Nassau (Hessen), Kaiser Friedrich-Platz 2
Inhaber: Dr. Felix Graefe
Bestand: 1911
Charakteristik: Alte und Neue Kunst, Kunstgewerbe
„Kunstsalon im Hotel Vier Jahreszeiten. Wiesbaden. Alte und Neue Kunst. Dr. F. Graefe“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 27 v. 7. 4. 1911, S. 257); „Kunstsalon im Hotel Vier Jahreszeiten. Wiesbaden. Alte und Neue Kunst. Gemälde u. Kunstgewerbe“ (Anzeige in: Kunst und Künstler. H. 12 v. September 1911, Umschlagseite 4)
Ausstellungen:
1911: Wassily Kandinsky; Karl Caspar; Französische Kunst (dabei u. a. Claude Monet, Paul Cézanne, Maurice Denis, Georges Dufrénoy, Jules-Léon Flandrin, Charles Guérin, Theo van Rysselberghe, James Pitcairn-Knowles, Wilhelm Gallhof); Ludwig von Hofmann; Alfred Sohn-Rethel; Französische Kunst (dabei u. a. Camille Corot, Edouard Manet, Eugène Delacroix, Alfred Sisley, Ker Xavier Roussel, Edouard Vuillard, Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Maurice Denis, Camille Pissarro, Auguste Rodin); Otto Sohn-Rethel; Maria Caspar-Filser; Theodor Schindler
Bemerkung:
„In Wiesbaden ist ein neuer Kunstsalon im dem Hotel Vier Jahreszeiten eröffnet worden, der unter fachmännischer Leitung des Herrn Dr. F. Graefe steht und der auf streng künstlerischer Basis geführt wird. In geschmackvoller Anordnung, so daß sich der Sammler gleich heimisch fühlt, findet er dort alte und neue Meister.“ (Der Kunstmarkt. Nr. 21 v. 24. 2. 1911, S. 200)
Der 1907 in Heidelberg mit einer Dissertation über Jan Sanders van Hemessen promovierte Kunsthistoriker ist 1877 in Jena geboren und begann seine Museumslaufbahn in Weimar, wo er 1907-1910 im Goethe-Nationalmuseum und im Landesmuseum als Direktionsassistent arbeitete und publizierte (Katalog des Großherzoglichen Museums zu Weimar, 1910; Katalog der italienischen Majoliken im Goethe-National-Museum zu Weimar).
Nach seiner Übersiedlung nach Wiesbaden eröffnete Graefe Anfang 1911 seinen Kunstsalon mit einer Ausstellung von Wassily Kandinsky. Daneben stellte er in der Abteilung für alte Kunst niederländische und niederrheinische Primitive, Holzskulpturen, Porzellane und Waffen aus. „Die Graphische Abteilung endlich bringt eine erlesene Auswahl der besten Arbeiten Rembrandts und andere Blätter bis auf die modernen Franzosen und Japaner. Gelingt es dem Unternehmen sich in Wiesbaden zu behaupten und in diesem reichen Zentrum internationalen Lebens Fuß zu fassen, so kann es sehr schön einen Teil künstlerischer Kulturaufgaben erfüllen.“ (Der Cicerone. H. 4, 1911, S. 147-148)
Umfangreiche Angebote an französischer Kunst standen sowohl im Frühjahr als auch im Herbst im Mittelpunkt der Verkaufsausstellungen. Der damaligen Usance entsprechend, meldete die Galerie auch die Verkäufe aus den Ausstellungen. Beispielsweise wurden von der Herbst-Ausstellung folgende Meldung an die Kunstzeitschriften versandt: „Das prachtvolle Meisterwerk Segantinis, eine bei Mondnacht heimkehrende Herde, ist in russischen Privatbesitz übergegangen, während Otto Sohn-Rethels Mandolinenspieler von einem Frankfurter Sammler erworben wurde. Eine Anzahl neuerer französischer Werke, darunter [Charles] Guérin, [Theo van] Rysselberghe, [Charles] Camoin und [Georges] d’Espagnat, wurde für eine Wiesbadner Sammlung gesichert.“ (Der Kunstmarkt. Nr. 6 v. 10. 11. 1911, S. 67).
Anlässlich der Herbstausstellung wurde auch ein Vortragszyklus von Fräulein Dr. Reuter angeboten, der am 1. November mit einem Überblick über die Entwicklungsgeschichte der Kunst Frankreichs begonnen wurde (Der Cicerone. H. 22, 1911, S. 902).
Die anschliessende Ausstellungsvorschau nennt als Vorhaben: Wilhelm Trübner und sein Schülerkreis, Einzelwerke der Kunstgenossenschaft Brücke-Dresden-Berlin, Otto Dill, Rudolf Hellwag, Ludwig von Hofmann, Hans Thoma, Alastair, Sascha Schneider usf. (Der Kunstmarkt. Nr. 6 v. 10. 11. 1911, S. 67; Der Cicerone. H. 22, 1911, S. 902).
Derzeit kann keine der für 1911/1912 angekündigten Ausstellungen belegt werden. Wie lange Felix Graefe in Wiesbaden seinen Kunsthandel betrieb, ist unbekannt. Im Wiesbadener Adressbuch ist er lediglich 1911/1912 nachzuweisen (Heidrun Jecht 2001, S. 79).
1913 wird Graefe in Berlin genannt (Dressler 1913, Pantheon 1914), später in Heppenheim an der Bergstrasse (Handbuch des Kunstmarktes 1926) und ab etwa 1926 in Frankfurt am Main (Maecenas 1927). Graefe war auch als Sammler von Gemälden, Handzeichnungen und Kunstgewerbe bekannt. In einem Aufsatz über seine Sammlung wird über seine Biografie lediglich mitgeteilt, dass er „nach kurzer Museumstätigkeit sich schließlich nach Heppenheim zurückzog“ (Eberlein 1922, S. 693). Seine Wiesbadener Kunsthändlertätigkeit wird nicht erwähnt.
Daß Graefe auch später noch mit Kunst handelte, belegen die Einkäufe der amerikanischen Sammlerin La Vera Pohl, die zwischen 1926 und 1939 in Deutschland lebte und bei Graefe Lithographien und Holzschnitte von Charlotte Berend-Corinth, Erich Heckel und Wassily Kandinsky erwarb (Esau 1988, S. 42, 54, 64).
Nachweise:
Pantheon 1914. S. 44 (als Sammler in Berlin); Handbuch des Kunstmarktes 1926, S. 195 (als Sammler in Heppenheim); Maecenas 1927, S. 56 (als Sammler in Frankfurt am Main);
Maecenas 1930, S. 53 (als Sammler in Frankfurt am Main)
Kurt Karl Eberlein: Die Sammlung Dr. Felix Graefe-Heppenheim.- in: Der Sammler. Nr. 45 v. 11. 11. 1922, S. 693-695
Dresslers Kunsthandbuch 1930, S. 1198 (als Kunsthistoriker)
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. 5. Ausgabe, 1935, Sp. 425 (als Kunsthistoriker)
Erika Esau: German Expressionism at Lawrence University. The La Vera Pohl Collection. With an essay by Peter W. Guenther.- Appleton, Wisconsin: Lawrence University (1988)
Heidrun Jecht: Wiesbaden - Von der nassauischen Hauptstatdt zu Weltkurstadt des Kaiserreiches.- in: Kunstlandschaft Rhein-Main. Malerei im 19. Jahrhundert 1867-1918.- Frankfurt am Main 2001. S. 75-89
Transkription
GRAEFE
KUNSTSALON IM HOTEL VIER JAHRESZEITEN
GRAEFES KUNSTSALON
Adresse: WIESBADEN, Hessen-Nassau (Hessen), Kaiser Friedrich-Platz 2
Inhaber: Dr. Felix Graefe
Bestand: 1911
Charakteristik: Alte und Neue Kunst, Kunstgewerbe
„Kunstsalon im Hotel Vier Jahreszeiten. Wiesbaden. Alte und Neue Kunst. Dr. F. Graefe“ (Anzeige in: Der Kunstmarkt. Nr. 27 v. 7. 4. 1911, S. 257); „Kunstsalon im Hotel Vier Jahreszeiten. Wiesbaden. Alte und Neue Kunst. Gemälde u. Kunstgewerbe“ (Anzeige in: Kunst und Künstler. H. 12 v. September 1911, Umschlagseite 4)
Ausstellungen:
1911: Wassily Kandinsky; Karl Caspar; Französische Kunst (dabei u. a. Claude Monet, Paul Cézanne, Maurice Denis, Georges Dufrénoy, Jules-Léon Flandrin, Charles Guérin, Theo van Rysselberghe, James Pitcairn-Knowles, Wilhelm Gallhof); Ludwig von Hofmann; Alfred Sohn-Rethel; Französische Kunst (dabei u. a. Camille Corot, Edouard Manet, Eugène Delacroix, Alfred Sisley, Ker Xavier Roussel, Edouard Vuillard, Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Maurice Denis, Camille Pissarro, Auguste Rodin); Otto Sohn-Rethel; Maria Caspar-Filser; Theodor Schindler
Bemerkung:
„In Wiesbaden ist ein neuer Kunstsalon im dem Hotel Vier Jahreszeiten eröffnet worden, der unter fachmännischer Leitung des Herrn Dr. F. Graefe steht und der auf streng künstlerischer Basis geführt wird. In geschmackvoller Anordnung, so daß sich der Sammler gleich heimisch fühlt, findet er dort alte und neue Meister.“ (Der Kunstmarkt. Nr. 21 v. 24. 2. 1911, S. 200)
Der 1907 in Heidelberg mit einer Dissertation über Jan Sanders van Hemessen promovierte Kunsthistoriker ist 1877 in Jena geboren und begann seine Museumslaufbahn in Weimar, wo er 1907-1910 im Goethe-Nationalmuseum und im Landesmuseum als Direktionsassistent arbeitete und publizierte (Katalog des Großherzoglichen Museums zu Weimar, 1910; Katalog der italienischen Majoliken im Goethe-National-Museum zu Weimar).
Nach seiner Übersiedlung nach Wiesbaden eröffnete Graefe Anfang 1911 seinen Kunstsalon mit einer Ausstellung von Wassily Kandinsky. Daneben stellte er in der Abteilung für alte Kunst niederländische und niederrheinische Primitive, Holzskulpturen, Porzellane und Waffen aus. „Die Graphische Abteilung endlich bringt eine erlesene Auswahl der besten Arbeiten Rembrandts und andere Blätter bis auf die modernen Franzosen und Japaner. Gelingt es dem Unternehmen sich in Wiesbaden zu behaupten und in diesem reichen Zentrum internationalen Lebens Fuß zu fassen, so kann es sehr schön einen Teil künstlerischer Kulturaufgaben erfüllen.“ (Der Cicerone. H. 4, 1911, S. 147-148)
Umfangreiche Angebote an französischer Kunst standen sowohl im Frühjahr als auch im Herbst im Mittelpunkt der Verkaufsausstellungen. Der damaligen Usance entsprechend, meldete die Galerie auch die Verkäufe aus den Ausstellungen. Beispielsweise wurden von der Herbst-Ausstellung folgende Meldung an die Kunstzeitschriften versandt: „Das prachtvolle Meisterwerk Segantinis, eine bei Mondnacht heimkehrende Herde, ist in russischen Privatbesitz übergegangen, während Otto Sohn-Rethels Mandolinenspieler von einem Frankfurter Sammler erworben wurde. Eine Anzahl neuerer französischer Werke, darunter [Charles] Guérin, [Theo van] Rysselberghe, [Charles] Camoin und [Georges] d’Espagnat, wurde für eine Wiesbadner Sammlung gesichert.“ (Der Kunstmarkt. Nr. 6 v. 10. 11. 1911, S. 67).
Anlässlich der Herbstausstellung wurde auch ein Vortragszyklus von Fräulein Dr. Reuter angeboten, der am 1. November mit einem Überblick über die Entwicklungsgeschichte der Kunst Frankreichs begonnen wurde (Der Cicerone. H. 22, 1911, S. 902).
Die anschliessende Ausstellungsvorschau nennt als Vorhaben: Wilhelm Trübner und sein Schülerkreis, Einzelwerke der Kunstgenossenschaft Brücke-Dresden-Berlin, Otto Dill, Rudolf Hellwag, Ludwig von Hofmann, Hans Thoma, Alastair, Sascha Schneider usf. (Der Kunstmarkt. Nr. 6 v. 10. 11. 1911, S. 67; Der Cicerone. H. 22, 1911, S. 902).
Derzeit kann keine der für 1911/1912 angekündigten Ausstellungen belegt werden. Wie lange Felix Graefe in Wiesbaden seinen Kunsthandel betrieb, ist unbekannt. Im Wiesbadener Adressbuch ist er lediglich 1911/1912 nachzuweisen (Heidrun Jecht 2001, S. 79).
1913 wird Graefe in Berlin genannt (Dressler 1913, Pantheon 1914), später in Heppenheim an der Bergstrasse (Handbuch des Kunstmarktes 1926) und ab etwa 1926 in Frankfurt am Main (Maecenas 1927). Graefe war auch als Sammler von Gemälden, Handzeichnungen und Kunstgewerbe bekannt. In einem Aufsatz über seine Sammlung wird über seine Biografie lediglich mitgeteilt, dass er „nach kurzer Museumstätigkeit sich schließlich nach Heppenheim zurückzog“ (Eberlein 1922, S. 693). Seine Wiesbadener Kunsthändlertätigkeit wird nicht erwähnt.
Daß Graefe auch später noch mit Kunst handelte, belegen die Einkäufe der amerikanischen Sammlerin La Vera Pohl, die zwischen 1926 und 1939 in Deutschland lebte und bei Graefe Lithographien und Holzschnitte von Charlotte Berend-Corinth, Erich Heckel und Wassily Kandinsky erwarb (Esau 1988, S. 42, 54, 64).
Nachweise:
Pantheon 1914. S. 44 (als Sammler in Berlin); Handbuch des Kunstmarktes 1926, S. 195 (als Sammler in Heppenheim); Maecenas 1927, S. 56 (als Sammler in Frankfurt am Main);
Maecenas 1930, S. 53 (als Sammler in Frankfurt am Main)
Kurt Karl Eberlein: Die Sammlung Dr. Felix Graefe-Heppenheim.- in: Der Sammler. Nr. 45 v. 11. 11. 1922, S. 693-695
Dresslers Kunsthandbuch 1930, S. 1198 (als Kunsthistoriker)
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. 5. Ausgabe, 1935, Sp. 425 (als Kunsthistoriker)
Erika Esau: German Expressionism at Lawrence University. The La Vera Pohl Collection. With an essay by Peter W. Guenther.- Appleton, Wisconsin: Lawrence University (1988)
Heidrun Jecht: Wiesbaden - Von der nassauischen Hauptstatdt zu Weltkurstadt des Kaiserreiches.- in: Kunstlandschaft Rhein-Main. Malerei im 19. Jahrhundert 1867-1918.- Frankfurt am Main 2001. S. 75-89
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