Große Kunstschau / Worpsweder Kunstschau
Werner J. Schweiger




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Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,250
Person / Körperschaft
Titel
Große Kunstschau / Worpsweder Kunstschau
[Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]
Datierung
2005 - 2011
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin, 2005 - 2011
Konvolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
GROSSE KUNSTSCHAU/WORPSWEDER KUNSTSCHAU
GROSSE KUNSTSCHAU
WORPSWEDER KUNSTSCHAU
Adresse: WORPSWEDE, Hannover (Niedersachsen), Lindenallee 3
Mitarbeiter: Martin Goldyga
Bestand: 1927-heute
Charakteristik: Kunstausstellung
Bemerkung:
Nach der Errichtung des -> CAFÉ WORPSWEDE, dessen „Ausstellung“ von Philine Vogeler geleitet wurde, baute Bernhard Hoetger 1927 unter Mithilfe des Bremer Kaufmannes und Sammlers Ludwig Roselius (1876 -1943) auf den Nachbargrundstücken ein Gästehaus sowie ein Ausstellungsgebäude, das unter dem Namen „Grosse Kunstschau“ eröffnet wurde.
Der wie eine Plastik gegliederte Bau aus roten Ziegeln ordnet sich um eine Rotunde mit einer nach innen gewölbten Kuppel, deren Oberlicht eine indirekte und gleichmäßige Beleuchtung des Ausstellungsraumes ermöglicht. Die Leitung wurde Martin Goldyga (1894-1956) übertragen. Der Schwerpunkt der permanenten Verkaufs-Ausstellungen lag auf Worpsweder Malern und Kunstgewerbe. Monographische Ausstellungen sind derzeit nicht bekannt.
Ausserhalb der „Saison“, also im Herbst und zur Vorweihnachtszeit unternahm Goldyga „Verkaufsreisen“ nach Westfalen und in die rheinischen Städte und verschaffte so den Worpsweder Künstlern auch Verkäufe ausserhalb Worpswedes (Heinrich Schmidt-Barrien 1989, S. 63).
Nach 1933 änderte sich die Situation sowohl für die Künstler als auch für die „Grosse Kunstschau“. Worpsweder NS-Funktionäre forderten eine Säuberung der Worpsweder Ausstellungen von „Nuditäten, Schmutz und Schund“, womit vor allem Werke von Paula Modersohn-Becker gemeint waren. Einer derjenigen, die sich gegen die „Grosse Kunstschau“ richteten, war der Künstler Carl Emil Uphoff. Er war Ortswart der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“ und versuchte, Martin Goldyga durch Anwürfe wie „unreelle Geschäftsführung“, „politische Unzuverlässigkeit“ und der Behauptung, Goldyga sei Kommunist, je vielleicht sogar Jude (Hans Christian Kirsch 1987, S. 208) von seinem Posten zu vertreiben. Ein Protestbrief von Ludwig Roselius und 27 unterzeichnenden Künstlern verhinderte das aber.
Wie sehr man sich aber dann doch arrangierte, belegt eine 1936 anlässlich der Berliner Olympischen Spiele veranstaltete Ausstellung von 11 jungen nationalsozialistischen Künstlern (Hans Christian Kirsch 1987, S. 299) und die Beteiligung der „Kunstschau“ an einer von der NSDAP veranstalteten Ausstellung 1942 in Berlin, wo man Leihgaben von Fritz Overbeck und verkäufliche Werke von Carl Vinnen beisteuerte (Lüneburger Land 1942. Kat. Nr. 285, 286, 372, 373).
Nach 1945 wurde, wieder unter der Leitung von Martin Goldyga, der Ausstellungsbetrieb wieder aufgenommen und bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden in der „Grossen Kunstschau“ wechselnde Ausstellungen gezeigt.
Im Anschluss daran beherbergte das Haus, dessen Name „Grosse Kunstschau“ blieb, die Kunstsammlung des Bremer Kaufmannes und Sammlers Ludwig Roselius.
Seit Dezember 2004 ist das Haus wegen Sanierungsmassnahmen geschlossen.
Nachweise:
Lüneburger Land. Kriegsaufgaben der bildenden Kunst. Kunstausstellung des Gaues Osthannover der NSDAP in Berlin, Schloss Niederschönhausen 1942
Hans-Christian Kirsch: Worpswede. Die Geschichte einer deutschen Künstlerkolonie.- München 1987
Heinrich Schmidt-Barrien: Worpsweder Begegnungen. Aus meinem Skizzenbuch.- Oberholz-Scharmbeck 1989
Transkription
GROSSE KUNSTSCHAU/WORPSWEDER KUNSTSCHAU
GROSSE KUNSTSCHAU
WORPSWEDER KUNSTSCHAU
Adresse: WORPSWEDE, Hannover (Niedersachsen), Lindenallee 3
Mitarbeiter: Martin Goldyga
Bestand: 1927-heute
Charakteristik: Kunstausstellung
Bemerkung:
Nach der Errichtung des -> CAFÉ WORPSWEDE, dessen „Ausstellung“ von Philine Vogeler geleitet wurde, baute Bernhard Hoetger 1927 unter Mithilfe des Bremer Kaufmannes und Sammlers Ludwig Roselius (1876 -1943) auf den Nachbargrundstücken ein Gästehaus sowie ein Ausstellungsgebäude, das unter dem Namen „Grosse Kunstschau“ eröffnet wurde.
Der wie eine Plastik gegliederte Bau aus roten Ziegeln ordnet sich um eine Rotunde mit einer nach innen gewölbten Kuppel, deren Oberlicht eine indirekte und gleichmäßige Beleuchtung des Ausstellungsraumes ermöglicht. Die Leitung wurde Martin Goldyga (1894-1956) übertragen. Der Schwerpunkt der permanenten Verkaufs-Ausstellungen lag auf Worpsweder Malern und Kunstgewerbe. Monographische Ausstellungen sind derzeit nicht bekannt.
Ausserhalb der „Saison“, also im Herbst und zur Vorweihnachtszeit unternahm Goldyga „Verkaufsreisen“ nach Westfalen und in die rheinischen Städte und verschaffte so den Worpsweder Künstlern auch Verkäufe ausserhalb Worpswedes (Heinrich Schmidt-Barrien 1989, S. 63).
Nach 1933 änderte sich die Situation sowohl für die Künstler als auch für die „Grosse Kunstschau“. Worpsweder NS-Funktionäre forderten eine Säuberung der Worpsweder Ausstellungen von „Nuditäten, Schmutz und Schund“, womit vor allem Werke von Paula Modersohn-Becker gemeint waren. Einer derjenigen, die sich gegen die „Grosse Kunstschau“ richteten, war der Künstler Carl Emil Uphoff. Er war Ortswart der nationalsozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“ und versuchte, Martin Goldyga durch Anwürfe wie „unreelle Geschäftsführung“, „politische Unzuverlässigkeit“ und der Behauptung, Goldyga sei Kommunist, je vielleicht sogar Jude (Hans Christian Kirsch 1987, S. 208) von seinem Posten zu vertreiben. Ein Protestbrief von Ludwig Roselius und 27 unterzeichnenden Künstlern verhinderte das aber.
Wie sehr man sich aber dann doch arrangierte, belegt eine 1936 anlässlich der Berliner Olympischen Spiele veranstaltete Ausstellung von 11 jungen nationalsozialistischen Künstlern (Hans Christian Kirsch 1987, S. 299) und die Beteiligung der „Kunstschau“ an einer von der NSDAP veranstalteten Ausstellung 1942 in Berlin, wo man Leihgaben von Fritz Overbeck und verkäufliche Werke von Carl Vinnen beisteuerte (Lüneburger Land 1942. Kat. Nr. 285, 286, 372, 373).
Nach 1945 wurde, wieder unter der Leitung von Martin Goldyga, der Ausstellungsbetrieb wieder aufgenommen und bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden in der „Grossen Kunstschau“ wechselnde Ausstellungen gezeigt.
Im Anschluss daran beherbergte das Haus, dessen Name „Grosse Kunstschau“ blieb, die Kunstsammlung des Bremer Kaufmannes und Sammlers Ludwig Roselius.
Seit Dezember 2004 ist das Haus wegen Sanierungsmassnahmen geschlossen.
Nachweise:
Lüneburger Land. Kriegsaufgaben der bildenden Kunst. Kunstausstellung des Gaues Osthannover der NSDAP in Berlin, Schloss Niederschönhausen 1942
Hans-Christian Kirsch: Worpswede. Die Geschichte einer deutschen Künstlerkolonie.- München 1987
Heinrich Schmidt-Barrien: Worpsweder Begegnungen. Aus meinem Skizzenbuch.- Oberholz-Scharmbeck 1989
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