Dorotheum
Werner J. Schweiger







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Werkdaten
Inventarnummer
BG-WJS-M-1,225
Person / Körperschaft
Titel
Dorotheum
[Eintrag für geplante Publikation "Lexikon des Kunsthandels der Moderne im deutschsprachigen Raum 1905-1937"]
Datierung
2005 - 2011
Gattung
Material / Technik
digital
Creditline
Zustiftung Christa M. Schweiger, Wien; und Wolfgang Wittrock, Berlin, 2005 - 2011
Konvolut
Kunstarchiv Werner J. Schweiger
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Sammlung
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Eigentümer*in
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, Berlin, DE
Erwerbsjahr
2016
Erwerbsart
Zustiftung
Sammlung
Künstler*innen-Archive
Urheber*innenrecht
Berlinische Galerie / Wolfgang Wittrock
Texte
Transkription
DOROTHEUM
K. K. VERSATZ-, VERWAHRUNGS- UND VERSTEIGERUNGSAMT
K. K. VERSTEIGERUNGAMT (DOROTHEUM)
Adresse: WIEN Dorotheergasse 17
Bestand: 1707-heute
Charakteristik: Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt
„K. k. Versteigerungsamt (Dorotheum) Wien I, Dorotheergasse 17. Permanente Ausstellung von Werken moderner Künstler. Periodische Ausstellung von Oegemälden alter Meister. Kunstgegenstände jeder Art, wie: Antiquitäten, Stiche, Bücher, Münzen, Waffen, alte Teppiche u.s.w.“ (Anzeige in: Katalog der Modernen Galerie in Wien.- Wien 1903, Umschlagseite 3, Katalog der Modernen Galerie in Wien. 2. Vermehrte Auflage.- Wien 1904, Anzeigenseite; Katalog der Modernen Galerie in Wien. 5. umgearbeitete Auflage.- Wien 1908, Anzeigenseite)
Ausstellungen: 1902-(1909)
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik von u. a. Marie Absolon, Angela Adler, Edmund Adler, Melanie Albrecht, Georgine Altmann, Wilhelm Ambros, Marie Arnsburg, Emanuel Bachrach-Barée, Rudolf Bakalowits, Leopold Bara, Else Bartelmus, Franz Barwig, Marie Bauer, Friedrich Beck, Guido Besel, Marie von Biasini, Helene Birnbacher, Franz Bittner, Albin Blamauer, Alois Böck, Mathilde von Bolla, Elise Braun, Minna Budinszky, Karl Burkhart, Emil Czech, Berta Czegka, Gisela Czermak, Amalie von Dahmen, Konstantin Damianos, Ludwig Dettmann, Leo Diet, Adolf Ditscheiner, George Drah, Frida von Düring, Paula M. Dvorak, Marie Eckert von Labin, Olga Eiselt, Marie Egner, Ella Ehrenberger, Marie Ertl, Marianne Eschenburg, Othmar Fabro, Gisela Falke, Gustav Feith, Berta Felgel, Henriette Filtsch, Margarete von Födransperg, Rosa Franz, Hedwig von Friedländer, Justinian Frisch, Anna Fröde, Marianne Fürst, Josef Fux, Hanna von Gablenz, Hans Gantner, Wilhelm Gause, Mimi Gause, Ada Geiringer, Marianne Gelmo, Stefanie Glax, Rudolf Glotz, Kamilla Göbl, Karl Gödel, Hermann Görner, Hans Götzinger, Ada Goth, Franz Graessel, Olga Graner, Susanne Granitsch, Anton Grath, Luise Greil, Oswald Grill, Paul Gutscher, Baronin Marie Haan, Carl Haunold, Alice Hellmer, Manja Hermann, Gustav Herrmann, Edith von Herzer, Rudolf Hirschenhauser, Helene von Hönigsberg, Sofie Hoerner, Ludwig Hofbauer, Anna Hofmann, Melanie Horsetzky, Olga Hübner, Erni von Hüttenbrenner, Anna Hüttner, Paul Ikrath, Josef Ivanyi, Hermine von Janda, Isa Jechl, Elisabeth Jung, Karl Kaiser-Herbst, Hans Kaplan, Rudolf Kargl, Fides Karny, Heinrich Kauffungen, Ernestine Kirchsberg, Friederike von Koch, Hugo König, Tina Kofler, Albert Kollmann, Franz Kopallik, Marie Koppi, Therese Kratky, Eduard Kratzmann, Rega Kreidl, Alois Kunzfeld, Arthur Kurtz, Paul Kutscha, Karl Lahner, Hedwig Lang, Hermine Lattermann, Fanny Lauscher, Fanny Lausecker, Ernst Leemann, Luise Lehmann, Serafin Lehner, Emmy Leuze, Gertrude Löwenfeld, Emma Löwenstamm, Otto Luhde, Eduard Manhart, Anton Marussig, Anton Maschik, Karl Massmann, Fritz Mauracher, Karl Mayr, Marie Münster, Gabriele Murad-Michalkowski, Felician von Myrbach, Julie von Myrbach, Viktor Mytteis, Marie Neuhaus, Hugo Noske, Ferdinand Pamberger, Karl Pankratz, Emmy von Paungarten, Georgine von Patyansky, Alexander Pawlowitz, Anton Perko, Lukretia Pfeiffer, Otto Pfeiffer, Josef Pilz, Adolf Pohle, Max Pollak, Kamilla von Posanner, Zora von Preradovic, Heinrich von Reich, Lisa Renaldy, Anna Maria Renz, Ada von Reuß, Max von Rittinger, Lina Röhrer, Rudolf Rössler, Johann (Hans) Roy, Michael Ruppe, Therese Schachner, Karl Schebeck, Robert Scheffer, Franz Xaver Schleich, Hermine Schnell-Hermann, Paul Scholz, Gustav Schram, Anna Schrutz, Marie Schuster-Schörgarn, Adolf von Schwarzfeld, Alois Schwinger, Anna Seydel, Sophie Sima, Stefan Simony, Otto Sinding, Julius Singer, Odo Sinnhuber, Julia Sitte, Karla Sommer, Paula von Stach, Sidonie Springer (später Staeger-Springer), Hans Stadler, Ferdinand Staeger, Olga Stauf, Edith Stengel, Richard Sterer, Irene Stoegmann-Bohrn, Otto Strützel, Max Suppantschitsch, Hans Tann-Bergler, Eleonore von Tannenhain, Idus Thern, Hans Thiele, Anna Tischler, Alois Tott, Josef Trenkwald, Angelo Trentin, Paul Treulich, Anni Trojatczek, Klothilde Tschuppik, Julius Wachsmann, Rosa Wachsmann, Stefanie Wachtel, Adolf Wagner, Anna Wagner, Robert Weigl, Adolphe Weiss, Paula Wick, Olga Wisinger-Florian, Raimund Anton Wolf, Gertrude Wolff, Franz Würfel, Franz Zahradnik, Marie Zajaczkowska, Adolf Zdasila, Edmund Ziska, Stefano Zuech.
Keramik und Kunstgewerbe von u. a. Karoline Alschech, Eduard Daller, Ernst Dana, Olga Eiselt,
Baronin Gisela Falke, Mizzi Friedmann, Gustav Gurschner, Else Holzinger-Unger, Hugo Kirsch,
Antoinette Krasnik, Ida Lehmann, Anton Maschik, A. von Norden, Marietta Peyfuss, Georg Schwarzböck.
Innerhalb der Ausstellungen wurden vereinzelt auch grössere Kollektionen von einzelnen Künstlern präsentiert. Beispiele sind: Marie von Biasini (Januar-Februar 1904), Ella Ehrenberger (Januar-März 1906; April-Mai 1906; Juni-Juli 1907), Wilhelm Gause (August-Oktober 1904; September-Oktober 1905), Isa Jechl (Juli-September 1908), Paul Kutscha (Dezember 1905-Januar 1906), Peter Paul Müller (Januar-März 1907), Gabriele Murad-Michalkowski (Dezember 1905-Januar 1906), Leo Reiffenstein (Oktober-Dezember 1908), Anna Maria Renz (Januar-Februar 1904), Otto Strützel (August-Oktober 1904), Otto Sinding (August-Oktober 1904) und
Anna Tischler (September-Oktober 1905).
Bemerkung:
Das heute als Dorotheum bekannte Unternehmen feiert 2007 sein Dreihundertjahr - Jubiläum. Es wurde mit Patent vom 14. März 1707 von Kaiser Joseph I. als „Versatz- und Fragamt“ gegründet, um dem Wucher im Pfandwesen zu begegnen.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kam es unter der Leitung von Erich Graf von Kielmannsegg (1847-1923) und des Zentraldirektors Alexander Sauer-Csaky von Nordendorf (1845-1910) zu grundlegenden Veränderungen. Mit der Errichtung eines eigenen großen Hauses zwischen 1898 und 1901 in der Dorotheergasse 17, das am 12. November 1901 eröffnet wurde, und einem 1901 erlassenen „Regulativ für das Versteigerungsamt im k. k. Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt“ begann die Modernisierung und Ausweitung des Geschäftes, insbesondere des Auktionsgeschäftes mit Kunst durch Gründung einer Kunstabteilung. Die erste Kunstauktion fand am 7. Dezember 1901 statt (Walcher-Molthein 1927, S. 153).
Die Geschichte des Hauses und seiner Kunstauktionen findet hier keine Darstellung. Der Grund, warum das Dorotheum hier trotzdem behandelt wird, liegt in der bisher nahezu unbekannten Tatsache, daß das Dorotheum nach Einführung der Kunstauktionen mit regelmässig veranstalteten Verkaufsausstellungen in den Handel mit zeitgenössischer Kunst eintrat (Schweiger 1998, S. 68).
Da das Dorotheum ein Amt war, haben wir es hier mit der damals einmaligen Ausprägung eines „staatlichen Kunsthandels“ zu tun. In der vorliegenden Literatur zur Geschichte des Hauses wird das weder beschrieben noch erwähnt (Koller 1957; Czeike 1982; Gregori 2007).
„Um auch die Fremden als Käufer heranzuziehen, veranstaltet das Dorotheum seit 1902 in den Monaten August und September Ausstellungen. Für Wien sind Kunstausstellungen im Hochsommer ein Novum […] Es liegt auf der Hand, daß diese Neuerung dem Wiener Kunstmarkt nur nützen kann. Die Kunsthändler freilich klagen darüber, daß ihnen im Dorotheum Konkurrenz gemacht werde, und es hat vielleicht der Machtstellung eines kaiserlichen Amtes bedurft, um allen Anfeindungen erfolgreich zu begegnen. Unsere Geschäftsleute erblicken nun einmal ihr Heil in der Beschränkung des freien Wettbewerbes.“ (Ramberg 1904, S. 24)
Während der Beginn der Verkaufsausstellungen mit Sommer 1902 festgestellt werden kann, ist derzeit nicht belegbar, wie lange die Ausstellungen veranstaltet wurden. Der letzte derzeit nachweisbare Katalog trägt die Nummer 28 und stammt aus dem Jahr 1909.
Diese neue Möglichkeit der Ausstellung und des Verkaufs wurde von den Künstlern rasch und dankbar aufgenommen. „Ein solches Mittel, den Verkehr zwischen den produzierenden Künstlern und dem konsumierenden Publikum zu erleichtern, ist im Dorotheum gegeben. Vor allem wurde durch die amtlichen Kunstausstellungen den österreichischen Malerinnen, welche bisher Gäste der Genossenschaft [„Genossenschaft der bildenden Künstler Wien. Künstlerhaus“] waren ein Dienst erwiesen. […] Es muß also unseren weiblichen Künstlern sehr willkommen sein, ihre Werke durch das Versteigerungsamt in Geld umsetzen zu können. Schon aus diesem Grund sind die amtlichen Kunstveranstaltungen dankbar zu begrüßen.“ (Ramberg 1904, S. 35-36)
Durchschnittlich wurden vier bis fünf Ausstellungen im Jahr veranstaltet. Die kleinformatigen Kataloge mit einer Umschlagzeichnung von Berta Czegka erschienen unter verschiedenen Titeln: Kunst-Ausstellung enthaltend Werke österreichischer Künstler; Kunst-Ausstellung enthaltend Werke in- und ausländischer Künstler; Ausstellung von Werken der bildenden Kunst; Ausstellung von Werken der bildenden Kunst und kunstgewerblichen Gegenständen.
Die bisher festgestellten 20 Kataloge mit Kunstdrucktafeln ausgestattet, enthalten zwischen 130 Nummern (Januar-Februar 1904) und 404 Nummern (August-Oktober 1904), gesamt also etwa 4400 Katalognummern und Abbildungen auf 162 Tafeln.
Auch wenn der Grossteil der ausstellenden Künstler aus Wien kam oder hier arbeitete, so waren doch auch regelmässig Künstler aus den Bundesländern, dem gesamten Raum der Monarchie und auch aus Deutschland vertreten.
Betreut wurden die Verkaufsausstellungen von Regierungsrat Karl B. Walz, der als jahrelanger Sekretär der „Genossenschaft der bildenden Künstler Wien. Künstlerhaus“ (Aichelburg 2003)
im Umgang mit Künstlern vertraut war. „Er steht mit den Künstlern persönlich im Verkehre, zieht sie zur Teilnahme heran und wählt die für die Ausstellungen geeigneten Werke aus. Grundsätzlich werden nur solche Werke angenommen, die als künstlerische Arbeit gelten können; dadurch wird der unberechtigte Dilettantismus hintangehalten.“ ( 24. Ausstellung 1908, S. 3)
Diese Jurierung fand auch Kritik bei einem Zeitgenossen: „Nun bedaure ich, daß die Leitung des Dorotheums auf halbem Wege stehen geblieben ist. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf die Empfindlichkeit einzelner Künstler scheut sich das Amt, nach kaufmännischen Grundsätzen vorzugehen, und strebt danach, die Ausstellungen auf einer gewissen künstlerischen Höhe zu halten. Es herrscht auch hier ein Aufnahmsgericht. Nun muß ich zwar zugeben, daß […] Regierungsrat Walz seines Amtes mit der größten Objektivität und Milde waltet, daß er keine bestimmte Richtung bevorzugt und wie Genossenschaftern [Mitglieder der „Genossenschaft der bildenden Künstler Wien. Künstlerhaus“] und Hagenbündlern [Mitglieder des „Künstlerbund Hagen“] Aufnahme gewährt. Aber ich kann eine künstlerisch urteilende Jury überhaupt nicht gutheißen, wo es sich vornehmlich darum handeln sollte, die wirtschaftlichen Interessen, den Kunstmarkt zu fördern.“ (Ramberg 1904, S. 35-36)
Ein Auszug aus dem „Regulativ“ nennt die Bedingungen für die Zulassung zu den Ausstellungen:
• Die Anmeldungen lauten auf Namen und werden über Vorschlag des Herrn Regierungsrat Walz nur jenen Künstlern zugeschickt, welche den Wunsch äußern, sich an der Ausstellung im Dorotheum zu beteiligen.
• Das k. k. Versteigerungsamt behält sich vor, die hierfür geeigneten Werke für den illustrierten Katalog zu reproduzieren.
• Die Bewertung der Kunstwerke erfolgt durch den Experten des Amtes, Herrn Regierungsrat Walz.
• Alle zur Ausstellung resp. Versteigerung bestimmten Ölgemälde, Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen müssen mit Rahmen versehen sein. Während der Ausstellung können sie nicht zurückgezogen werden.
• Für verkaufte Kunstwerke werden vom Amte 10% vom Verkaufspreise gerechnet; die unverkauften Objekte haben keinerlei Gebühr zu entrichten.
• Die Ausstellungen sind bei freiem Eintritte […] zur allgemeinen Besichtigung geöffnet; die Werke kommen auf Verlangen von Kauflustigen noch am gleichen Tag zur Versteigerung.
(24. Ausstellung 1908. S. 4-5)
Dass die Kunstwerke der Verkaufsausstellung bei Kaufinteresse „noch am gleichen Tag zur Versteigerung“ kamen, hatte seinen Grund darin, daß das Dorotheum keinen „Freihandverkauf“ tätigen durfte und der Interessent das gewünschte Werk nur erwerben konnte, wenn es als Versteigerungsgut ausgerufen wurde, was an Ort und Stelle geschah, da im Haus ohnehin täglich versteigert wurde. Der Käufer hatte ein Aufgeld von 5% zu entrichten.
Mit dieser trickreichen Konstruktion stieg der Staat (als Besitzer des Dorotheums) in den Kunsthandel mit zeitgenössischer Kunst ein. „Als vor Jahren die erste Kunstausstellung im Hochsommer […] geplant wurde, fand dieser Plan wenig Aufmunterung. Wohlwollende warnten, Übelwollende lachten; an den Erfolg glaubte Niemand. Nun, der Erfolg hat sich gleichwohl eingestellt und ist dem Unternehmen treu geblieben.“ (25. Ausstellung 1908. S. 3)
Auch die Künstler schienen von der Möglichkeit der Verkaufsausstellung im Dorotheum regen Gebrauch gemacht zu haben. Zwischen 1902 und 1909 haben mehr als 350 verschiedenen bildende Künstler zum Teil regelmässig ausgestellt und „schon erhebliche Summen dank der Einrichtung des Dorotheums “ lukriert (XVII. Ausstellung, 1906, S. 5).
Nach den geschäftlichen Erfolgen der Verkaufsausstellungen ging das Dorotheum noch einen Schritt weiter und veranstaltete (wohl erstmals) eine Auktion von zwei zeitgenössischen Künstlern, welche auch regelmässig an den Verkaufsausstellungen teilnahmen und deren Werke allem Anschein nach besonders gefragt waren. Die „Auktions-Ausstellung von Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen der Künstler Otto Sinding und Wilhelm Gause“ fand vom 23.-26. Oktober 1905 statt. Ausgerufen wurden die 24 Gemälde des in München wirkenden Otto Sinding und 66 Aquarelle, Gouachen und Zeichnungen von dem in Stein an der Donau lebenden Wilhelm Gause bei der anschliessenden Auktion am 27. Oktober 1905.
Beide Künstler waren auch weiter bei den bis 1909 feststellbaren Ausstellungen regelmässig vertreten. Wann und aus welchem Grund die Verkaufsausstellungen dieses „staatlichen Kunsthandels“ eingestellt wurden, kann derzeit nicht festgestellt werden. Jedenfalls ermöglichte diese spezielle Konstruktion des Dorotheums zahlreichen Künstlern, darunter vielen weiblichen, die Möglichkeit der Ausstellung und des Verkaufs abseits der Künstlervereinigungen und des etablierten Wiener Kunsthandels.
Nachweise:
Ausstellung von Werken der bildenden Kunst.- Wien: K. k. Versteigerungsamt (Dorotheum). (Kataloge 1904-1909)
Gerhard Ramberg: Öffentliche Kunstpflege - ein Stückchen Sozialpolitik.- Wien 1904
Alfred Walcher-Molthein: Aeltere Wiener Auktionen.- in: Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 18 v. 1. 10. 1927, S. 153-154
Richard Koller: 250 Jahre Dorotheum gegründet 1707.- Wien 1957
Felix Czeike: Das Dorotheum. Vom Versatz- und Fragamt zum modernen Auktionshaus.- Wien 1982
Werner J. Schweiger: „Damit Wien einen ernsten Kunstsalon besitze“: Die Galerie Miethke unter besonderer Berücksichtigung von Carl Moll als Organisator.- in: Belvedere. Wien. Jg. 4, Heft 2, 1998, S. 64-85
Wladimir Aichelburg: Das Künstlerhaus 1861-2001. Band 1. Die Künstlergenossenschaft und ihre Rivalen Secession und Hagenbund.- Wien 2003
{DANIELE GREGORI: Dorotheum. Die ersten 300 Jahre/The first 300 years.- Wien: Christian Brandstätter Verlag 2007}
Transkription
DOROTHEUM
K. K. VERSATZ-, VERWAHRUNGS- UND VERSTEIGERUNGSAMT
K. K. VERSTEIGERUNGAMT (DOROTHEUM)
Adresse: WIEN Dorotheergasse 17
Bestand: 1707-heute
Charakteristik: Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt
„K. k. Versteigerungsamt (Dorotheum) Wien I, Dorotheergasse 17. Permanente Ausstellung von Werken moderner Künstler. Periodische Ausstellung von Oegemälden alter Meister. Kunstgegenstände jeder Art, wie: Antiquitäten, Stiche, Bücher, Münzen, Waffen, alte Teppiche u.s.w.“ (Anzeige in: Katalog der Modernen Galerie in Wien.- Wien 1903, Umschlagseite 3, Katalog der Modernen Galerie in Wien. 2. Vermehrte Auflage.- Wien 1904, Anzeigenseite; Katalog der Modernen Galerie in Wien. 5. umgearbeitete Auflage.- Wien 1908, Anzeigenseite)
Ausstellungen: 1902-(1909)
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik von u. a. Marie Absolon, Angela Adler, Edmund Adler, Melanie Albrecht, Georgine Altmann, Wilhelm Ambros, Marie Arnsburg, Emanuel Bachrach-Barée, Rudolf Bakalowits, Leopold Bara, Else Bartelmus, Franz Barwig, Marie Bauer, Friedrich Beck, Guido Besel, Marie von Biasini, Helene Birnbacher, Franz Bittner, Albin Blamauer, Alois Böck, Mathilde von Bolla, Elise Braun, Minna Budinszky, Karl Burkhart, Emil Czech, Berta Czegka, Gisela Czermak, Amalie von Dahmen, Konstantin Damianos, Ludwig Dettmann, Leo Diet, Adolf Ditscheiner, George Drah, Frida von Düring, Paula M. Dvorak, Marie Eckert von Labin, Olga Eiselt, Marie Egner, Ella Ehrenberger, Marie Ertl, Marianne Eschenburg, Othmar Fabro, Gisela Falke, Gustav Feith, Berta Felgel, Henriette Filtsch, Margarete von Födransperg, Rosa Franz, Hedwig von Friedländer, Justinian Frisch, Anna Fröde, Marianne Fürst, Josef Fux, Hanna von Gablenz, Hans Gantner, Wilhelm Gause, Mimi Gause, Ada Geiringer, Marianne Gelmo, Stefanie Glax, Rudolf Glotz, Kamilla Göbl, Karl Gödel, Hermann Görner, Hans Götzinger, Ada Goth, Franz Graessel, Olga Graner, Susanne Granitsch, Anton Grath, Luise Greil, Oswald Grill, Paul Gutscher, Baronin Marie Haan, Carl Haunold, Alice Hellmer, Manja Hermann, Gustav Herrmann, Edith von Herzer, Rudolf Hirschenhauser, Helene von Hönigsberg, Sofie Hoerner, Ludwig Hofbauer, Anna Hofmann, Melanie Horsetzky, Olga Hübner, Erni von Hüttenbrenner, Anna Hüttner, Paul Ikrath, Josef Ivanyi, Hermine von Janda, Isa Jechl, Elisabeth Jung, Karl Kaiser-Herbst, Hans Kaplan, Rudolf Kargl, Fides Karny, Heinrich Kauffungen, Ernestine Kirchsberg, Friederike von Koch, Hugo König, Tina Kofler, Albert Kollmann, Franz Kopallik, Marie Koppi, Therese Kratky, Eduard Kratzmann, Rega Kreidl, Alois Kunzfeld, Arthur Kurtz, Paul Kutscha, Karl Lahner, Hedwig Lang, Hermine Lattermann, Fanny Lauscher, Fanny Lausecker, Ernst Leemann, Luise Lehmann, Serafin Lehner, Emmy Leuze, Gertrude Löwenfeld, Emma Löwenstamm, Otto Luhde, Eduard Manhart, Anton Marussig, Anton Maschik, Karl Massmann, Fritz Mauracher, Karl Mayr, Marie Münster, Gabriele Murad-Michalkowski, Felician von Myrbach, Julie von Myrbach, Viktor Mytteis, Marie Neuhaus, Hugo Noske, Ferdinand Pamberger, Karl Pankratz, Emmy von Paungarten, Georgine von Patyansky, Alexander Pawlowitz, Anton Perko, Lukretia Pfeiffer, Otto Pfeiffer, Josef Pilz, Adolf Pohle, Max Pollak, Kamilla von Posanner, Zora von Preradovic, Heinrich von Reich, Lisa Renaldy, Anna Maria Renz, Ada von Reuß, Max von Rittinger, Lina Röhrer, Rudolf Rössler, Johann (Hans) Roy, Michael Ruppe, Therese Schachner, Karl Schebeck, Robert Scheffer, Franz Xaver Schleich, Hermine Schnell-Hermann, Paul Scholz, Gustav Schram, Anna Schrutz, Marie Schuster-Schörgarn, Adolf von Schwarzfeld, Alois Schwinger, Anna Seydel, Sophie Sima, Stefan Simony, Otto Sinding, Julius Singer, Odo Sinnhuber, Julia Sitte, Karla Sommer, Paula von Stach, Sidonie Springer (später Staeger-Springer), Hans Stadler, Ferdinand Staeger, Olga Stauf, Edith Stengel, Richard Sterer, Irene Stoegmann-Bohrn, Otto Strützel, Max Suppantschitsch, Hans Tann-Bergler, Eleonore von Tannenhain, Idus Thern, Hans Thiele, Anna Tischler, Alois Tott, Josef Trenkwald, Angelo Trentin, Paul Treulich, Anni Trojatczek, Klothilde Tschuppik, Julius Wachsmann, Rosa Wachsmann, Stefanie Wachtel, Adolf Wagner, Anna Wagner, Robert Weigl, Adolphe Weiss, Paula Wick, Olga Wisinger-Florian, Raimund Anton Wolf, Gertrude Wolff, Franz Würfel, Franz Zahradnik, Marie Zajaczkowska, Adolf Zdasila, Edmund Ziska, Stefano Zuech.
Keramik und Kunstgewerbe von u. a. Karoline Alschech, Eduard Daller, Ernst Dana, Olga Eiselt,
Baronin Gisela Falke, Mizzi Friedmann, Gustav Gurschner, Else Holzinger-Unger, Hugo Kirsch,
Antoinette Krasnik, Ida Lehmann, Anton Maschik, A. von Norden, Marietta Peyfuss, Georg Schwarzböck.
Innerhalb der Ausstellungen wurden vereinzelt auch grössere Kollektionen von einzelnen Künstlern präsentiert. Beispiele sind: Marie von Biasini (Januar-Februar 1904), Ella Ehrenberger (Januar-März 1906; April-Mai 1906; Juni-Juli 1907), Wilhelm Gause (August-Oktober 1904; September-Oktober 1905), Isa Jechl (Juli-September 1908), Paul Kutscha (Dezember 1905-Januar 1906), Peter Paul Müller (Januar-März 1907), Gabriele Murad-Michalkowski (Dezember 1905-Januar 1906), Leo Reiffenstein (Oktober-Dezember 1908), Anna Maria Renz (Januar-Februar 1904), Otto Strützel (August-Oktober 1904), Otto Sinding (August-Oktober 1904) und
Anna Tischler (September-Oktober 1905).
Bemerkung:
Das heute als Dorotheum bekannte Unternehmen feiert 2007 sein Dreihundertjahr - Jubiläum. Es wurde mit Patent vom 14. März 1707 von Kaiser Joseph I. als „Versatz- und Fragamt“ gegründet, um dem Wucher im Pfandwesen zu begegnen.
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kam es unter der Leitung von Erich Graf von Kielmannsegg (1847-1923) und des Zentraldirektors Alexander Sauer-Csaky von Nordendorf (1845-1910) zu grundlegenden Veränderungen. Mit der Errichtung eines eigenen großen Hauses zwischen 1898 und 1901 in der Dorotheergasse 17, das am 12. November 1901 eröffnet wurde, und einem 1901 erlassenen „Regulativ für das Versteigerungsamt im k. k. Versatz-, Verwahrungs- und Versteigerungsamt“ begann die Modernisierung und Ausweitung des Geschäftes, insbesondere des Auktionsgeschäftes mit Kunst durch Gründung einer Kunstabteilung. Die erste Kunstauktion fand am 7. Dezember 1901 statt (Walcher-Molthein 1927, S. 153).
Die Geschichte des Hauses und seiner Kunstauktionen findet hier keine Darstellung. Der Grund, warum das Dorotheum hier trotzdem behandelt wird, liegt in der bisher nahezu unbekannten Tatsache, daß das Dorotheum nach Einführung der Kunstauktionen mit regelmässig veranstalteten Verkaufsausstellungen in den Handel mit zeitgenössischer Kunst eintrat (Schweiger 1998, S. 68).
Da das Dorotheum ein Amt war, haben wir es hier mit der damals einmaligen Ausprägung eines „staatlichen Kunsthandels“ zu tun. In der vorliegenden Literatur zur Geschichte des Hauses wird das weder beschrieben noch erwähnt (Koller 1957; Czeike 1982; Gregori 2007).
„Um auch die Fremden als Käufer heranzuziehen, veranstaltet das Dorotheum seit 1902 in den Monaten August und September Ausstellungen. Für Wien sind Kunstausstellungen im Hochsommer ein Novum […] Es liegt auf der Hand, daß diese Neuerung dem Wiener Kunstmarkt nur nützen kann. Die Kunsthändler freilich klagen darüber, daß ihnen im Dorotheum Konkurrenz gemacht werde, und es hat vielleicht der Machtstellung eines kaiserlichen Amtes bedurft, um allen Anfeindungen erfolgreich zu begegnen. Unsere Geschäftsleute erblicken nun einmal ihr Heil in der Beschränkung des freien Wettbewerbes.“ (Ramberg 1904, S. 24)
Während der Beginn der Verkaufsausstellungen mit Sommer 1902 festgestellt werden kann, ist derzeit nicht belegbar, wie lange die Ausstellungen veranstaltet wurden. Der letzte derzeit nachweisbare Katalog trägt die Nummer 28 und stammt aus dem Jahr 1909.
Diese neue Möglichkeit der Ausstellung und des Verkaufs wurde von den Künstlern rasch und dankbar aufgenommen. „Ein solches Mittel, den Verkehr zwischen den produzierenden Künstlern und dem konsumierenden Publikum zu erleichtern, ist im Dorotheum gegeben. Vor allem wurde durch die amtlichen Kunstausstellungen den österreichischen Malerinnen, welche bisher Gäste der Genossenschaft [„Genossenschaft der bildenden Künstler Wien. Künstlerhaus“] waren ein Dienst erwiesen. […] Es muß also unseren weiblichen Künstlern sehr willkommen sein, ihre Werke durch das Versteigerungsamt in Geld umsetzen zu können. Schon aus diesem Grund sind die amtlichen Kunstveranstaltungen dankbar zu begrüßen.“ (Ramberg 1904, S. 35-36)
Durchschnittlich wurden vier bis fünf Ausstellungen im Jahr veranstaltet. Die kleinformatigen Kataloge mit einer Umschlagzeichnung von Berta Czegka erschienen unter verschiedenen Titeln: Kunst-Ausstellung enthaltend Werke österreichischer Künstler; Kunst-Ausstellung enthaltend Werke in- und ausländischer Künstler; Ausstellung von Werken der bildenden Kunst; Ausstellung von Werken der bildenden Kunst und kunstgewerblichen Gegenständen.
Die bisher festgestellten 20 Kataloge mit Kunstdrucktafeln ausgestattet, enthalten zwischen 130 Nummern (Januar-Februar 1904) und 404 Nummern (August-Oktober 1904), gesamt also etwa 4400 Katalognummern und Abbildungen auf 162 Tafeln.
Auch wenn der Grossteil der ausstellenden Künstler aus Wien kam oder hier arbeitete, so waren doch auch regelmässig Künstler aus den Bundesländern, dem gesamten Raum der Monarchie und auch aus Deutschland vertreten.
Betreut wurden die Verkaufsausstellungen von Regierungsrat Karl B. Walz, der als jahrelanger Sekretär der „Genossenschaft der bildenden Künstler Wien. Künstlerhaus“ (Aichelburg 2003)
im Umgang mit Künstlern vertraut war. „Er steht mit den Künstlern persönlich im Verkehre, zieht sie zur Teilnahme heran und wählt die für die Ausstellungen geeigneten Werke aus. Grundsätzlich werden nur solche Werke angenommen, die als künstlerische Arbeit gelten können; dadurch wird der unberechtigte Dilettantismus hintangehalten.“ ( 24. Ausstellung 1908, S. 3)
Diese Jurierung fand auch Kritik bei einem Zeitgenossen: „Nun bedaure ich, daß die Leitung des Dorotheums auf halbem Wege stehen geblieben ist. Wahrscheinlich aus Rücksicht auf die Empfindlichkeit einzelner Künstler scheut sich das Amt, nach kaufmännischen Grundsätzen vorzugehen, und strebt danach, die Ausstellungen auf einer gewissen künstlerischen Höhe zu halten. Es herrscht auch hier ein Aufnahmsgericht. Nun muß ich zwar zugeben, daß […] Regierungsrat Walz seines Amtes mit der größten Objektivität und Milde waltet, daß er keine bestimmte Richtung bevorzugt und wie Genossenschaftern [Mitglieder der „Genossenschaft der bildenden Künstler Wien. Künstlerhaus“] und Hagenbündlern [Mitglieder des „Künstlerbund Hagen“] Aufnahme gewährt. Aber ich kann eine künstlerisch urteilende Jury überhaupt nicht gutheißen, wo es sich vornehmlich darum handeln sollte, die wirtschaftlichen Interessen, den Kunstmarkt zu fördern.“ (Ramberg 1904, S. 35-36)
Ein Auszug aus dem „Regulativ“ nennt die Bedingungen für die Zulassung zu den Ausstellungen:
• Die Anmeldungen lauten auf Namen und werden über Vorschlag des Herrn Regierungsrat Walz nur jenen Künstlern zugeschickt, welche den Wunsch äußern, sich an der Ausstellung im Dorotheum zu beteiligen.
• Das k. k. Versteigerungsamt behält sich vor, die hierfür geeigneten Werke für den illustrierten Katalog zu reproduzieren.
• Die Bewertung der Kunstwerke erfolgt durch den Experten des Amtes, Herrn Regierungsrat Walz.
• Alle zur Ausstellung resp. Versteigerung bestimmten Ölgemälde, Aquarelle, Pastelle und Zeichnungen müssen mit Rahmen versehen sein. Während der Ausstellung können sie nicht zurückgezogen werden.
• Für verkaufte Kunstwerke werden vom Amte 10% vom Verkaufspreise gerechnet; die unverkauften Objekte haben keinerlei Gebühr zu entrichten.
• Die Ausstellungen sind bei freiem Eintritte […] zur allgemeinen Besichtigung geöffnet; die Werke kommen auf Verlangen von Kauflustigen noch am gleichen Tag zur Versteigerung.
(24. Ausstellung 1908. S. 4-5)
Dass die Kunstwerke der Verkaufsausstellung bei Kaufinteresse „noch am gleichen Tag zur Versteigerung“ kamen, hatte seinen Grund darin, daß das Dorotheum keinen „Freihandverkauf“ tätigen durfte und der Interessent das gewünschte Werk nur erwerben konnte, wenn es als Versteigerungsgut ausgerufen wurde, was an Ort und Stelle geschah, da im Haus ohnehin täglich versteigert wurde. Der Käufer hatte ein Aufgeld von 5% zu entrichten.
Mit dieser trickreichen Konstruktion stieg der Staat (als Besitzer des Dorotheums) in den Kunsthandel mit zeitgenössischer Kunst ein. „Als vor Jahren die erste Kunstausstellung im Hochsommer […] geplant wurde, fand dieser Plan wenig Aufmunterung. Wohlwollende warnten, Übelwollende lachten; an den Erfolg glaubte Niemand. Nun, der Erfolg hat sich gleichwohl eingestellt und ist dem Unternehmen treu geblieben.“ (25. Ausstellung 1908. S. 3)
Auch die Künstler schienen von der Möglichkeit der Verkaufsausstellung im Dorotheum regen Gebrauch gemacht zu haben. Zwischen 1902 und 1909 haben mehr als 350 verschiedenen bildende Künstler zum Teil regelmässig ausgestellt und „schon erhebliche Summen dank der Einrichtung des Dorotheums “ lukriert (XVII. Ausstellung, 1906, S. 5).
Nach den geschäftlichen Erfolgen der Verkaufsausstellungen ging das Dorotheum noch einen Schritt weiter und veranstaltete (wohl erstmals) eine Auktion von zwei zeitgenössischen Künstlern, welche auch regelmässig an den Verkaufsausstellungen teilnahmen und deren Werke allem Anschein nach besonders gefragt waren. Die „Auktions-Ausstellung von Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen der Künstler Otto Sinding und Wilhelm Gause“ fand vom 23.-26. Oktober 1905 statt. Ausgerufen wurden die 24 Gemälde des in München wirkenden Otto Sinding und 66 Aquarelle, Gouachen und Zeichnungen von dem in Stein an der Donau lebenden Wilhelm Gause bei der anschliessenden Auktion am 27. Oktober 1905.
Beide Künstler waren auch weiter bei den bis 1909 feststellbaren Ausstellungen regelmässig vertreten. Wann und aus welchem Grund die Verkaufsausstellungen dieses „staatlichen Kunsthandels“ eingestellt wurden, kann derzeit nicht festgestellt werden. Jedenfalls ermöglichte diese spezielle Konstruktion des Dorotheums zahlreichen Künstlern, darunter vielen weiblichen, die Möglichkeit der Ausstellung und des Verkaufs abseits der Künstlervereinigungen und des etablierten Wiener Kunsthandels.
Nachweise:
Ausstellung von Werken der bildenden Kunst.- Wien: K. k. Versteigerungsamt (Dorotheum). (Kataloge 1904-1909)
Gerhard Ramberg: Öffentliche Kunstpflege - ein Stückchen Sozialpolitik.- Wien 1904
Alfred Walcher-Molthein: Aeltere Wiener Auktionen.- in: Internationale Sammler-Zeitung. Nr. 18 v. 1. 10. 1927, S. 153-154
Richard Koller: 250 Jahre Dorotheum gegründet 1707.- Wien 1957
Felix Czeike: Das Dorotheum. Vom Versatz- und Fragamt zum modernen Auktionshaus.- Wien 1982
Werner J. Schweiger: „Damit Wien einen ernsten Kunstsalon besitze“: Die Galerie Miethke unter besonderer Berücksichtigung von Carl Moll als Organisator.- in: Belvedere. Wien. Jg. 4, Heft 2, 1998, S. 64-85
Wladimir Aichelburg: Das Künstlerhaus 1861-2001. Band 1. Die Künstlergenossenschaft und ihre Rivalen Secession und Hagenbund.- Wien 2003
{DANIELE GREGORI: Dorotheum. Die ersten 300 Jahre/The first 300 years.- Wien: Christian Brandstätter Verlag 2007}
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