Sonder-ausstellungen

Provenienzen. Kunstwerke wandern

28.10.2020 - 02.08.2021

„Die Kunstwerke wandern. Das war und ist ihr Schicksal, und niemals wird es sich ändern.“ Mit dieser Feststellung führte der Berliner Kunstkritiker Adolph Donath (1876–1937) schon 1925 in eine Beschreibung der Provenienzforschung ein. Ihre Aufgabe – die Erschließung der Herkunftsgeschichte selbst ältester Kulturgüter – war seinerzeit eine Selbstverständlichkeit. Wer Kunst erwarb, wollte die Wege kennen, die sie vorher genommen hatte. Kam ein Werk aus einer „Sammlung von Ruf“, stiegen sein Wert und auch das Ansehen der nachfolgenden Besitzer*innen. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Provenienzen an Bedeutung verloren. Unzählige, von jüdischen Mitbürger*innen aufgebaute Sammlungen waren zwischen 1933 und 1945 zerschlagen, ihre Eigentümer*innen von Nationalsozialisten beraubt, vertrieben oder ermordet worden. Wer das entwendete oder abgepresste Hab und Gut besaß, scheute Fragen zu dessen Herkunft. Erst um das Jahr 2000 setzte eine Rückbesinnung auf die Bedeutung von Provenienzen ein: Museen begannen, ihre Sammlungen auf Werke zu untersuchen, die jüdischen Verfolgten des Nationalsozialismus geraubt worden sind. Seitdem ist es international ein Ziel, die Wanderungen vor 1945 entstandener Kulturgüter zu erforschen. Wissenschaftler*innen arbeiten daran, in Vergessenheit geratene oder verschwiegene Provenienzen aufzudecken. Sie identifizieren verfolgungsbedingt geraubte oder unter Zwang verkaufte Werke – sogenannte NS-Raubkunst. Dies ist oftmals ein ergebnisoffener Prozess. Denn welche Geschichte liegt hinter einem Werk, und wo sind deren Spuren noch zu finden? Sicher ist am Beginn einer Recherche nur eines: Jedes Werk ist gewandert, und das Wissen um die Wege erweitert den Blick auf die Kunst. Mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung
Loading...